Filiale der Signature Bank: Alle Einleger entschädigt © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Yuki Iwamura
  • Von Redaktion
  • 17.03.2023 um 12:17
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Warum sind drei Banken in den USA innerhalb einer Woche pleitegegangen? Und kann das auch in Europa der Credit Suisse passieren? Der Anleihespezialist Jérémie Boudinet von der Investmentgesellschaft La Française Asset Management zeichnet in seinem Beitrag detailliert Werdegang und Gründe für das Debakel nach und lotet aus, wie es weitergehen könnte. Ein Lehrstück über das heutige Bankenwesen.

Nach einem miserablen Ergebnis für das vierte Quartal und einem Nettoverlust von 7,3 Milliarden Schweizer Franken für das Gesamtjahr 2022 versucht die Credit Suisse das Vertrauen ihrer Kunden zurückzugewinnen. Die Bank kämpft um eine Stabilisierung der Einlagen- und Vermögensabflüsse, die im vierten Quartal sehr hoch waren (93 Milliarden Franken im Wealth Management, 8 Milliarden Franken in der Swiss Bank und 12 Milliarden Franken im Asset Management).

Darüber hinaus musste die CS in allen Geschäftsbereichen Verluste hinnehmen. Laut Bloomberg hat die CS kürzlich den Zinssatz für neue Einlagen über 5 Millionen Dollar in Asien erhöht, um die Abflüsse zu stabilisieren und bestehende Kunden zu halten. Es gibt Untersuchungen der Finma bezüglich des CS-Präsidenten, um herauszufinden, „ob und inwieweit Präsident Lehmann und andere Vertreter der Credit Suisse wussten, dass die Kunden weiterhin Gelder abzogen, als er in Medieninterviews sagte, die Abflüsse seien gestoppt“.

Die Credit Suisse leidet unter Einlagenabflüssen. Ihr Kundenstamm besteht zum Großteil aus anspruchsvollen Privatkunden und Unternehmen, die als weniger anfällig gelten als Privatkunden. Die kommenden Monate werden für die Credit Suisse entscheidend sein, da sie unbedingt ihre Einlagenbasis stabilisieren muss, selbst wenn dies auf Kosten ihrer bereits stark angeschlagenen Rentabilität geht.

Credit Suisse könnte aufgespalten werden

Wir rechnen mit einer mehr oder weniger starken Aufspaltung der Credit Suisse: Das Investment Banking könnte ganz oder teilweise verkauft werden, während das Schweizer Retail-Geschäft und ein Teil des Vermögensverwaltungsgeschäfts in Übersee verbleiben. Entscheidend wird aber sein, ob es der Credit Suisse gelingt, kurz- bis mittelfristig den Einlagenabfluss zu stoppen.

Die Schweizer Eigenkapitalvorschriften für UBS und Credit Suisse werden als „Too big to fail“-Regelung bezeichnet. Dies bedeutet, dass die Finma im Falle eines Konkurses der Credit Suisse aufgrund anhaltender Einlagenabflüsse sofort bereit wäre, zum Schutz der Einleger einzugreifen. Der Rest der Bank würde auf Kosten der Aktionäre und der nachrangigen Obligationäre zerschlagen. Ein ähnlicher Fall wurde kürzlich bei der Banco Popular in Spanien beobachtet, die zum Schutz der Einleger und vorrangigen Obligationäre für 1 € an Santander verkauft wurde.

Vor diesem Hintergrund raten wir von Investitionen in die Credit Suisse ab. Zwar ist ein solches Ereignis ein weit entferntes Tail-Risiko, doch die derzeitige Angst vor einer Ansteckung und der Druck der Märkte haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Schweizer Bank.

Wie steht es um andere Banken außerhalb der USA? Während Anleihen von „Higher Beta“-Banken wie der Deutschen Bank dazu neigen, bei solchen Nachrichten bis zu einem gewissen Grad überzureagieren, sehen wir hier keinen fundamentalen Grund zur Sorge. Die Fundamentaldaten der europäischen Banken sind mit stabilen Einlagenquoten, einem niedrigen Anteil notleidender Kredite und hohen Kapitalpuffern so positiv wie nie zuvor.

Wir gehen auch davon aus, dass in einem sehr negativen Szenario die Inhaber von vorrangigen und nachrangigen Anleihen durch ein mögliches Ausschüttungsverbot von Dividenden und andere Schutzmaßnahmen (unbegrenzter Zugang zu Zentralbankliquidität und so weiter) abgesichert wären, wie es 2020 während der Corona-Pandemie der Fall war.

Die nicht realisierten Verluste aus Wertpapierbeständen, die bis zur Fälligkeit gehalten werden, sind bei europäischen Banken wesentlich geringer als bei US-Banken. Sie liegen in der Regel zwischen 0 Prozent und 20 Prozent des materiellen Buchwerts. Auch hier gilt: Es besteht kein Grund zur Sorge. Die Banken decken diese Positionen ab, die erst bei massiven Einlagenabflüssen aufgelöst werden müssten.

Das wahre Ansteckungsrisiko: das Schattenbankwesen

Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass Basel III und die darauffolgenden Bankenvorschriften die Banken zwingen, ihren Fremdkapitalanteil zu reduzieren und ihnen risikoreichere Geschäftsbereiche wie Private Equity, private Kreditvergabe, den Besitz von Unternehmensanteilen usw. verbieten. Diese Aktivitäten wurden in das sogenannte „Schattenbankwesen“ verlagert, das mit Unternehmen arbeitet, die nicht oder nur unzureichend reguliert sind.

kommentare
Ditmar Gall
Vor 1 Jahr

Wer hier noch daran glaubt, dass diese kranke Sytem generell zu retten ist, macht ohne Black Rock und Vangaard die Rechnung auf.
Der Crash ist mit der Gelddruckerei schon lange am laufen, Hurra die Digitalwährung kommt.

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Ditmar Gall
Vor 1 Jahr

Wer hier noch daran glaubt, dass diese kranke Sytem generell zu retten ist, macht ohne Black Rock und Vangaard die Rechnung auf.
Der Crash ist mit der Gelddruckerei schon lange am laufen, Hurra die Digitalwährung kommt.

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