Andreas Harms, Redakteur bei Pfefferminzia: „Die alte Lehre vom Gleichgewichtspreis“ © Pfefferminzia
  • Von Andreas Harms
  • 01.04.2022 um 10:58
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Noch immer gehen Menschen davon aus, dass Preise für Immobilien weiter steigen oder allenfalls seitwärts laufen. Das würde aber wirtschaftlichen Grundregeln massiv widersprechen. Redakteur Andreas Harms erwartet in seinem Kommentar für den Immobilienmarkt nichts Gutes.

Doch auch lange gebundene Zinsen laufen mal aus. Und vor allem: Neue Kredit werden empfindlich teurer. Der Baufinanzierer Dr. Klein ermittelt regelmäßig einen repräsentativen Bestzins, aus dem sich eine ebenso repräsentative monatliche Rate errechnen lässt. Dabei gelten folgende Annahmen:

Der Nettokredit beträgt 190.000 Euro, das Objekt ist 352.000 Euro wert, der Beleihungswert liegt bei 90 Prozent. Zu Beginn getilgt werden 2,0 Prozent. Am 18. März lag der Zinssatz bei 1,56 Prozent, macht eine Rate von 564 Euro. Am 26. Januar 2021 lag der Zins für denselben Kredit noch bei 0,39 Prozent (!) und die Rate folglich bei 378 Euro. Ein Unterschied von 186 Euro. Haben oder nicht haben.

Die Inflation

Parallel ist unser tägliches Leben teurer geworden. Allein für den März meldete das Statistische Bundesamt eine Inflationsrate von 7,3 Prozent. Das heißt: Wenn das Gehalt nominal in der Zeit gleich geblieben ist (hatten Sie eine Lohnerhöhung?), ist das Einkommen um 7 Prozent geschrumpft. Kommen die Gehälter da hinterher? Schwierig.

Die zwei Faktoren sorgen dafür, dass die Nachfrage nach Baukrediten sinken wird, ja, sinken muss. Weniger Baukredite bedeuten weniger Geld für Käufer und damit weniger Nachfrage nach Immobilien. Und das bei gleichzeitig steigendem Angebot. Der Gleichgewichtspreis muss kräftig sinken.

Was das Bild wieder kippen könnte

Menschen neigen dazu, bestehende Dinge in die Zukunft fortzuschreiben. Nur so lässt sich erklären, dass sie am Immobilienmarkt mit weiter steigenden oder allenfalls seitwärts laufenden Preisen rechnen. Aber damit setzen sie eherne Grundlagen der Wirtschaft mal fix außer Kraft. Schon oft versucht, nur selten hat’s geklappt.

Tatsächlich können nur zwei Umstände das aktuelle Bild wirklich kippen: Die Inflation muss wieder sinken, die Renditen an Anleihemärkten ebenfalls und damit auch die Bauzinsen. Dann könnte alles weitergehen wie bisher.

Und wenn die Preise trotzdem so weiter steigen? Dann wechsle ich in die Immobilienbranche. Wo die doch so krisensicher ist …

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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