„WISO“-Lockvogel Michael Herte ist Jurist und Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. © Screenshot ZDF
  • Von Lorenz Klein
  • 10.03.2020 um 12:28
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:45 Min

Das ZDF-Verbrauchermagazin „WISO“ hat erneut die Beratungskompetenz von Versicherungsvermittlern unter die Lupe genommen – diesmal ging es um die private Altersvorsorge. Ein fiktives Ehepaar begab sich dazu in fünf Beratungsgespräche. Was darin passierte, erfahren Sie hier.

„Verkehrte Welt. Der Mann will empfohlen werden, bevor wir überhaupt wissen, zu welcher Altersvorsorge er uns raten würde“, fällt Benzel aus allen Wolken.

Schließlich soll das Ehepaar ein Formular ausfüllen. Darin ist anzukreuzen, welche Förderung die beiden schon nutzen – gefragt wird unter anderem danach: Alterseinkünftegesetz, Wohnungsbauprämie, Altersvermögensgesetz, Arbeitnehmersparzulage oder auch der Paragraph 3, Nummer 63 Einkommensteuergesetz. Dass Letzteres die betriebliche Altersversorgung betrifft, sollte zumindest Herte wissen. Doch die beiden Lockvögel schauen in etwa so, wie das sprichwörtliche Schwein ins Uhrwerk. Aber macht ja nichts. Der Berater würde die Begriffe auf Nachfrage sicher erklären.

Doch Herte scheint die ganze Richtung nicht zu passen, er drängt zur Eile: „Mich interessiert jetzt nicht, ob sie all unsere Versicherungen optimieren können.“

„Mir geht es um das Gesamtkonzept“, verteidigt sich der Mann. Doch Herte hat anderes im Sinn: „Ich möchte vor allem, dass die Rentenlücke meiner Frau geschlossen wird, zum Beispiel in dem wir für ihre Schulzeiten die gesetzliche Rentenversicherung nachzahlen.“ „Das würde ich nicht empfehlen“, entgegnet der Berater. „Dabei ist das ein guter Tipp“, sagt Benzel ans Publikum gerichtet. Bis zum 45. Lebensjahr ist es möglich, Geld für Schulzeiten nach dem 16. Lebensjahr nachzuzahlen und die eigene Rente zu erhöhen.“

Lassen wir es dabei bewenden. Der zweite Berater wird als Versicherungsmakler angekündigt, der „einen ganzheitlichen Ansatz“ verfolge. „Das heißt, bevor er uns etwas empfiehlt, will er alles haben: Gehaltsabrechnungen, den Elterngeldbescheid, die Renteninformationen und eine Aufstellung unserer Fixkosten. Er verlangt außerdem Konteneinsicht und Einblick in alle Versicherungs- und Kreditverträge“, zählt Benzel auf, die sich mit diesem Vorgehen nicht recht wohlfühlt.

„Ich persönlich hätte ein bisschen Schwierigkeiten damit, alle meine Daten so offenzulegen. Das ist ja ganz schön viel. Ich könnte die Daten ja auch einfach ausfüllen“, sagt sie im Nachgang. „Richtig. Wir offenbaren uns ihm voll und ganz“, pflichtet Herte „seiner Frau“ bei. „Und nicht nur ihm und seiner Maklerfirma, sondern ich würde davon ausgehen, auch den angeschlossenen Versicherungsunternehmen – oder den anderen Finanzdienstleistern, mit denen er zusammenarbeitet“, fürchtet der Verbraucherschützer.

Schnitt zum dritten Berater beziehungsweise Beraterin, deren rechtlichen Status wir nicht erfahren. „Ein konkretes Angebot mache ich ihnen heute noch nicht“, sagt auch sie. „Ein grober Plan wie wir 300 bis 400 Euro im Monat anlegen könnten, wäre aber schon gut“, insistiert Herte.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Benjamin_tanis@outlook.de
Vor 4 Jahren

Das heißt, dass der zweite Berater gar nicht in Anspruch genommen wurde, da man die Daten nicht offenlegen wollte?

Lorenz
Vor 4 Jahren

So sieht es wohl aus. Wobei ein Offenlegen der Daten ja auch gar nicht möglich gewesen wäre, denn mit echten Steuerinformationen und Elterngeldbescheiden etc. hätte das Fantasie-Ehepaar ja gar nicht dienen können.

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Benjamin_tanis@outlook.de
Vor 4 Jahren

Das heißt, dass der zweite Berater gar nicht in Anspruch genommen wurde, da man die Daten nicht offenlegen wollte?

Lorenz
Vor 4 Jahren

So sieht es wohl aus. Wobei ein Offenlegen der Daten ja auch gar nicht möglich gewesen wäre, denn mit echten Steuerinformationen und Elterngeldbescheiden etc. hätte das Fantasie-Ehepaar ja gar nicht dienen können.

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