Hartmut Walz ist Verhaltensökonom mit dem Schwerpunkt Finanzen. Er lehrt an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein. © harmutwalz.de
  • Von Lorenz Klein
  • 22.02.2021 um 08:39
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Der Ökonom Hartmut Walz hat ein Fernseh-Interview des Hauptgeschäftsführers des Versicherungsverbandes GDV, Jörg Asmussen, scharf kritisiert. Asmussen habe mit seinem Verweis auf die Effektivkosten in Lebensversicherungsverträgen „Volksverdummung“ betrieben, so der Vorwurf. Die tatsächlichen Kosten der Verträge seien viel höher, so Walz.

Daniella ist 22 Jahre alt. Bis zum voraussichtlichen Rentenbeginn läuft der Vertrag also 45 Jahre. Daniella spart inklusive der Zulagen 100 Euro monatlich an und verzichtet auf eine Beitragsdynamik. Die Summe aus Beiträgen und Zulagen belaufe sich also auf 100 Euro*12*45 = 54.000 Euro, rechnet Walz vor.

Das Ergebnis nach Effektivkosten sei sodann der Kapitalbetrag, der bei Daniella mit 67 Jahren zur Verrentung zur Verfügung stehe. Bei einem Anlagezins von 4 Prozent (Szenario A) entsprechen „die harmlosen 1,67 Prozent einer Effektivkostenquote von 55.167 Euro“, errechnet Walz – und ätzt, dass sich „an diesem Blutverlust nun die Vampire laben“.

Weiterer Aspekt: Bei einem Anlagezins von 2 Prozent (Szenario C) und einer Effektivkostenquote von 1,67 Prozent blieben Daniella zur Verrentung „also kaum mehr als die Summe der Beiträge (und Zulagen) übrig“, schreibt Walz. „Nämlich gerade mal 58.304 Euro bei 54.000 Euro Eigenleistung plus Steuergeldern.“

„Begrenzt sinnvoll“ sei Riestern bei Kinderförderung

Der Ökonom zieht aus diesen Ergebnissen folgende Schlussfolgerung: „Lassen Sie sich nicht von niedrig wirkenden Effektivkostenquoten täuschen und zum Abschluss von kapitalbildenden Lebens- oder Rentenversicherungen überreden. Sondern rechnen Sie die Effektivkostenquote gemäß meinem obigen Beispiel in einen auf Euro lautenden Endwertverlust um.“

Noch klüger sei es – und hier zitiere er nochmals die Verbraucherzentrale Hamburg: „Am besten ist es allerdings, gar keine Kapitallebensversicherung abzuschließen.“ „Hinterfragen Sie die Riester-Förderung“, fordert Walz seine Leser weiter auf. Denn diese sei volkswirtschaftlich betrachtet, eine „gigantische Verschwendung von Steuermitteln“. Begrenzt sinnvoll sei diese überhaupt nur, wenn Sparer „neben der Grundförderung noch Kinderförderung beziehen (je mehr Kinder umso besser…)“, resümiert Walz.

Man könnte also aus dieser letzten Aussage des Bloggers den Schluss ziehen, dass Riestern für Familien selbst aus Sicht des Riester-Kritikers Hartmut Walz durchaus Sinn machen könne – schließlich steckt in „begrenzt sinnvoll“ immerhin das Wort – „sinnvoll“.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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