Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes protestieren gegen mögliche Rentenkürzungen. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 05.08.2016 um 09:51
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Umtriebig wie selten diskutieren Politiker aller Parteien derzeit über das Thema Rente und wie man die Altersversorge der Deutschen verbessern kann. Ihre Pläne beruhen aber teilweise auf völlig falschen Annahmen, warnen nun Experten.

Dorothea Siems, Chefkorrespondentin für Wirtschaftspolitik bei der Zeitung Die Welt, beobachtet die aktuelle Rentendebatte mit Sorge. Denn ihrer Ansicht nach beruhen die Verbesserungsvorschläge von Nahles & Co. auf falschen Annahmen. Wir fassen ein paar zusammen.

Altersarmut trifft die Masse

In den Medien und durch Politiker-Aussagen wird der Eindruck erweckt, dass sehr viele Deutsche von Altersarmut bedroht sind. Finanziell sei die Altersgruppe der über 65-Jährigen gerade nämlich viel besser aufgestellt als die jüngeren Menschen hierzulande. Der Anteil derjenigen, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind, liege bei etwa 3 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind es 9 Prozent.

Wie sieht das nach einem Sinken des Rentenniveaus auf bis zu 43 Prozent im Jahr 2030 aus? Laut Berechnungen des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium könnte der Anteil der armen Rentner dann auf rund 5 Prozent steigen.

Die Riester-Rente ist gescheitert

Das hat etwa Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gesagt. Siems hält das Produkt auch heute in der Niedrigzinsphase noch für sinnvoll, „weil die Rückkehr zur lebensstandardsichernden staatlichen Rente schlicht unfinanzierbar ist“, schreibt die Journalistin. Niedrige Zinsen seien kein Grund, die Altersvorsorge einzustellen. „Im Gegenteil: Man muss nicht weniger, sondern mehr auf die hohe Kante legen, um im Alter abgesichert zu sein“, so Siems.

Auch die Aussage, die Riester-Förderung erreiche vor allem Gutverdiener, sei falsch. Nach Angaben der Rentenversicherung hätten schließlich fast zwei Drittel der Zulagenempfänger ein Jahreseinkommen von weniger als 30.000 Euro.

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Selbstständige müssen in die Rentenkasse

Einige Vorschläge zu einer Rentenreform sehen auch vor, Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung aufzunehmen, um mehr Geld in die Rentenkasse zu spülen. Dies sei aber eine Milchmädchenrechnung, so die Journalistin.

„Zwar steigen in der Tat zunächst die Einnahmen. Doch die entstehenden Rentenansprüche führen schon bald zu Mehrausgaben“, schreibt Siems.

Die Flexi-Rente gleicht die Rente mit 63 aus

Die abschlagsfreie Rente mit 63 war hat dazu geführt, dass seit der Einführung 2014 mehr als 400.000 Beschäftigte vorzeitig in den Ruhestand gewechselt sind. Um diesen Abgang an Fachkräften wieder einigermaßen auszugleichen, soll es die Flexi-Rente geben. Sie soll Rentner, die arbeiten wollen, einen zusätzlichen finanziellen Anreiz dazu geben.

„Doch zum Ärger der Wirtschaft wird mit der Flexi-Rente auch das frühere Ausscheiden finanziell attraktiver“, so Siems. Man könne nun nämlich bereits mit 50 Jahren anfangen, die künftig fälligen Abschläge bei der Rente mit 63 zurückzukaufen. „Außerdem sollen auf Wunsch der Gewerkschaften die Regelungen für die Teilrente verbessert werden, so dass mehr Menschen in den letzten Berufsjahren verkürzt arbeiten können“, schreibt die Journalistin weiter. Und: Frührentner dürften zudem künftig mehr dazuverdienen. Siems‘ Fazit: „Unterm Strich, so fürchten Rentenexperten, wird in Zukunft im Alter eher weniger als mehr gearbeitet.“

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