Mitglieder der Fokusgruppe private Altersvorsorge © Bundesministerium der Finanzen / Photothek
  • Von Lorenz Klein
  • 18.07.2023 um 14:33
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Die Fokusgruppe zur privaten Altersvorsorge hat geliefert – und die Vermittlerverbände scheinen sich nicht ganz einig zu sein, wie sie die Ergebnisse finden sollen. Die Reaktionen schwanken zwischen „mehr als zu erwarten war“ und „eher enttäuschend“. Pfefferminzia hat die Stimmen von Aba, AfW, BVK und Votum zusammengetragen.

Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK)

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) erklärte indes, dass man die Vorschläge zur Altersvorsorgereform „skeptisch“ sehe, es gebe „Licht und Schatten“ bei den heute veröffentlichten Reformvorschlägen.

„Die Vorschläge sind für die Versicherungswirtschaft eher enttäuschend“, so der Befund von BVK-Präsident Michael Heinz, die Besetzung der Fokusgruppe ohne die Expertise der Vermittlerverbände habe die Zielsetzung von Anfang an bestimmt. „Unsere außerhalb der Arbeitsgruppe eingebrachten konstruktiven Vorschläge wurden dennoch teilweise berücksichtigt“, so Heinz weiter. Begrüßenswert sei die Beibehaltung des 3-Schichten-Modells und der Bestandsschutz für laufende Riester-Verträge sowie eine stärkere Flexibilisierung in der Auszahlungsphase. Skeptisch beurteilt der BVK die Pläne, „die Altersvorsorge über sogenannte Altersvorsorgedepots den volatilen Kapitalmärkten zu überlassen“.

Laut BVK sind Renten und Mindestgarantien für die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos bei der Altersvorsorge für die Planbarkeit der Bürger enorm wichtig. Offenbar sei es der Versicherungswirtschaft innerhalb der Fokusgruppe nicht gelungen, dies zu verdeutlichen, so Heinz.

Der BVK werde die Reformvorschläge nun intensiv prüfen und den weiteren Prozess konstruktiv begleiten. Statt eines „fragwürdigen Neustarts der privaten Altersvorsorge“ plädiere der Verband weiter für eine vernünftige Reform der seit über 20 Jahren bestehenden Riester-Rente. Die Vermittler erfüllten einen wichtigen sozialpolitischen Auftrag und stünden weiterhin mit ihrer Expertise als ehrbare Versicherungskaufleute für qualifizierte Altersvorsorgeberatung zur Verfügung.

Votum

Der Votum-Verband hat die Bundesregierung aufgefordert, „zügig die Ergebnisse der Fokusgruppe private Altersvorsorge umzusetzen“. Der Abschlussbericht der Fokusgruppe sei „ein erster Meilenstein“ auf dem Weg zur notwendigen Reform der Förderung privater Altersvorsorge, der Hoffnung mache.

„Diese Hoffnung beruht maßgeblich darauf, dass sich für die zentralen Empfehlungen klare Mehrheiten gefunden haben. Dies berechtigt zu der Annahme, dass man im sich anschließenden Gesetzgebungsverfahren zu Ergebnissen kommt und der seit Jahren andauernde Stillstand aufgelöst wird“, meint Martin Klein, geschäftsführender Vorstand des Votum-Verbands.

„Es ist eine bittere Erkenntnis, dass die Politik die gesamte Dauer der Niedrigzinsphase benötigt hat, um zu diesen Erkenntnissen zu kommen“, führte Klein weiter aus. Die in den vergangenen Jahren beklagte mangelnde Rendite der Riester-Produkte sei daher auch politisch zu verantworten, so Klein.

Zu begrüßen sei, fuhr der Votum-Vorstand fort, dass der Forderung nach der Einrichtung eines Staatsfonds „mit einer klaren Mehrheit eine Absage erteilt wurde“. Hier hätten sich insbesondere auch die Vertreter der Wissenschaft für die Beibehaltung eines auf Wettbewerb beruhenden privaten Angebots eingesetzt. Das sei ein klares Signal dafür, dass der Ruf nach dem Staat die Ultima Ratio bleiben müsse, so Klein.

Der Abschlussbericht sende zudem ein klares Signal an die heute bereits aktiven Riester-Sparer. Sie sollen in den Reformprozess mit einbezogen werden und ebenfalls die Möglichkeit erhalten, zugunsten von höheren Renditeerwartungen auf Garantien zu verzichten. „Dies ist insbesondere bei noch länger andauernden Sparphasen sinnvoll“, lobt Klein. „Ebenfalls soll ihnen die erweiterte Flexibilisierung in der Auszahlungsphase zugutekommen. Mit dieser Einbeziehung der heutigen Riester-Sparer stärkt man das notwendige Vertrauen in die private Altersvorsorge. Ein daher unerlässlicher Schritt“, so das Resümee des Votum-Vorstandes.

Klein lenkte den Blick auch auf die Selbständigen: „Die nun auf den Weg gebrachte Riester-Reform ist auch der längst fällige Startschuss für die Altersvorsorge-Absicherung der Selbständigen. Die Fokusgruppe hat deutlich hervorgehoben, dass die neue Produktwelt als Opt-out-Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung für Selbständige offen sein muss. Dies war immer auch eine Forderung des Votum-Verbands“, so Klein – und fügte hinzu: „,Packen Sie es nun endlich an!‘, möchte man der Bundesregierung zurufen“.

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Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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