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Christian Nuschele, Vertriebschef bei Standard Life in Deutschland und Österreich © Standard Life
  • Von Andreas Harms
  • 24.11.2023 um 14:59
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:00 Min

Die Inflation hat sich wieder etwas beruhigt, dafür liegen die Zinsen verhältnismäßig hoch. Was das mit Fondspolicen macht, erklärt Christian Nuschele, Vertriebschef bei Standard Life in Deutschland und Österreich. Und er macht klar, dass er eine Menge von der Arbeit der Fokusgruppe Altersvorsorge hält.

Pfefferminzia: Herr Nuschele, lassen Sie uns bitte über Inflation reden. Wir hatten Spitzenwerte von knapp 9 Prozent, sind aber zuletzt wieder unter 4 Prozent gefallen. Dafür liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent, und die zehnjährige Bundesanleihe rentiert bei ungefähr 2,6 Prozent. Was macht das mit Fondspolicen in Ihrem Haus?

Christian Nuschele: Tatsächlich wirkt sich das auf die Fondspolicen gar nicht so dramatisch aus. Das Investment-Universum ist von den Kapitalmärkten betroffen, hat aber erstmal kein Problem damit, dass die Inflation hoch liegt und die Zinsen wieder nach oben gegangen sind. Es wird allerdings die Zeit kommen, in der sich die Zinsen stabilisieren oder in der sie sogar wieder sinken und Anleihen wieder als attraktive Anlageform im Vordergrund stehen. Es gibt jetzt schon Empfehlungen von Analysten, sie als Anlageinstrument wieder mit aufzunehmen.

Sie meinen Rentenfonds?

Nuschele: Genau. Bei den Aktienfonds ist die Volatilität dagegen derzeit schwer zu greifen. Also lange Rede, kurzer Sinn: Auch bei Fondspolicen gilt es jetzt, das Portfolio zu überprüfen und mit Kunden zusammen zu besprechen, ob man etwas anpassen muss. Man muss schauen, ob alles noch dem Rendite-Risikoprofil entspricht und ob nicht möglicherweise Handlungsbedarf besteht.

Und wie viel Zeit man noch hat, denn Zeit ist ja das Wichtigste.

Nuschele: Die ist natürlich auch ein ganz wesentlicher Aspekt. Es ist ohnehin eine gute Idee, alle ein, zwei Jahre bei einer Fondspolice zu überlegen, ob das noch alles passt. Die Renditen sind vielleicht etwas hinter dem zurückgeblieben, was man sich eigentlich erhofft hatte. Also lautet die Frage: Muss man vielleicht anpassen? Muss man aufstocken? Passen die Beiträge noch? Hat sich die Lücke verändert? Hat sie sich verschoben? Es gibt viel Gesprächs- und Beratungsbedarf.

Wenn man aber schon in Rente geht, dann greift bereits das erhöhte Renditeniveau, Stichwort Sicherungsvermögen, Stichwort Rentenzahlung. Wie sieht es da bei Ihnen aus?

Nuschele: Wir sind ja kein klassischer deutscher Lebensversicherer, damit haben wir dieses Thema mit Überschussbeteiligungen in der Rente gar nicht. Was wir aber gemacht haben:  Wir haben die hohen Zinsen schon jetzt an unsere Kundinnen und Kunden weitergegeben. Wir haben den garantierten Zins, den wir auf die Renten zahlen, auf mittlerweile 2,75 Prozent erhöht. Wer also heute eine Rente der Standard Life für sich abschließt, hat ein Leben lang 2,75 Prozent garantierten Zins auf die Renten. Das gilt sowohl für bestehende Verträge, die aktuell in die Verrentung gehen, als auch für neue Sofortrenten-Verträge, die jetzt abgeschlossen werden.

Wonach richtet sich denn dieser Zins?

Nuschele: Es ist der Zins, den wir im Moment mittel- und langfristig an den Kapitalmärkten erzielen können. Dieses deutlich verbesserte Zinsniveau geben wir fast eins zu eins weiter.

In Deutschland kommt vielleicht eine Altersvorsorgereform. Großer Gewinner dürfte die Investmentbranche sein, weil Kapitalmärkte mehr ins Zentrum rücken sollen. Aber bringt es auch Ihnen als Versicherer was?

Nuschele: Natürlich ist die Versicherungs-Industrie ein bisschen pikiert, dass plötzlich auch die Investmentbranche mitspielen darf. Aber grundsätzlich halte ich es für richtig. Auch Investmentfonds sind Altersvorsorge. Auch ich habe ein Depot, und meine Kinder haben das auch. Und wenn man damit etwas Gefördertes kombinieren kann, dann ergibt das für mich grundsätzlich Sinn. Es wird ein gesunder Wettbewerb entstehen. Was mir aber noch wichtiger ist, ist tatsächlich, dass dieser Garantiegedanke ein bisschen aufgeweicht wird. Es kann einfach nicht sein, dass in der staatlich geförderten Altersvorsorge immer 90 oder sogar 100 Prozent garantiert werden müssen. Das ist einfach ein Fehler im System, und ich bin sehr froh, dass der korrigiert wird. Damit wird es für Anbieter deutlich einfacher, renditestarke Lösungen zu entwickeln, die auch mit einer vernünftigen Kostenkalkulation daherkommen und so die Altersvorsorgelandschaft bereichern.

Aber manch einer verlangt nach Garantien.

Nuschele: Ich sage auch nicht, dass Garantien dort nichts verloren haben. Sie dürfen auch gerne weiter angeboten werden. Für manche sind sie unglaublich wichtig. Wir aber stehen für diejenigen, die ohne diese Garantiemechanismen mit ausgewogenen Portfolios oder sogar etwas mutigeren Investmententscheidungen ihre Altersvorsorge gestalten wollen. Ich glaube, in diesem Sinne ist viel richtig gemacht worden. Es geht in eine gute Richtung. Wichtig wäre, dass die garantiefreien Produkte nicht ausschließlich den Investmentgesellschaften überlassen werden, sondern auch von Versicherern angeboten werden dürfen.

Reagieren Sie schon in irgendeiner Form auf die Vorschläge der Fokusgruppe Altersvorsorge?

Nuschele: Wir warten noch ab. Einiges ist noch nicht klargestellt und muss erstmal in den Umsetzungsprozess gehen. Wir sprechen natürlich mit Politikern und Beteiligten, die in dieser Fokusgruppe mitdiskutiert haben. Wir wollen antizipieren und verstehen, was und welcher politische Wille dahintersteckt. Dann verstehen wir auch, wie wir unsere Produkte weiterentwickeln müssen, um ein relevanter Anbieter zu werden. Wir üben uns also nicht in Aktionismus, aber ignorieren wollen wir es auch nicht. Wäre auch keine gute Idee, oder?

Wahrscheinlich nicht. Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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