Ein Mann balanciert auf einer Slackline in Sydney: Die unterschiedliche Risikowahrnehmung der Menschen hängt unter anderem von deren Erfahrungen und Emotionen ab. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 05.07.2016 um 16:10
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Die Zinsen sinken immer weiter, aber die Risikobereitschaft vieler Anleger bleibt konstant niedrig – ein Dilemma. Diese Haltung lässt sich psychologisch aber mit der Art und Weise erklären, wie Menschen Risiko wahrnehmen und bewerten. Wie können Berater diese Zusammenhänge aus der Verhaltensökonomie zu Gunsten Ihrer Kunden nutzen? Die Antwort erfahren Sie hier.

Verhaltensökonomische Experimente haben eine weit verbreitete Irrationalität gezeigt, den sogenannten Zero-Risk-Bias. „Wir bewerten das Nullrisiko übermäßig. Oft sind wir bereit, für eine Risikoreduktion, die zum Nullrisiko führt, deutlich mehr zu zahlen, als für einen deutlich größeren Gewinn an Sicherheit, der aber nicht das Risiko komplett eliminiert“, so Ankenbrand. Doch alle Versuche, sich einer risikofreien Sicherheit anzunähern, müssen teuer bezahlt werden. Bei der Kapitalanlage geschieht dies häufig indirekt in Form von entgangener Rendite.

Risiken für künftige Lebensqualität aufzeigen

Wie können nun Berater ihren Kunden helfen, über diese verhaltenspsychologische Hürde zu springen und ein gesundes Risiko-Rendite-Verhältnis zu akzeptieren?

„Berater müssen ihren Kunden die Angst nehmen, etwas Neues auszuprobieren. Sie sollten daher die Kosten-Nutzen-Relation sehr viel besser verdeutlichen.“ Für Berater sei es indes nicht zielführend, das Wertesystem des Anlegers infrage zu stellen. Dies sei ohnehin im Wandel begriffen. Für die neue Generation sei materieller Wohlstand nicht mehr automatisch Lebenszweck, so Ankenbrand. Andere Faktoren wie Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit würden zunehmend höher gewichtet.

„Zudem kann der Berater verdeutlichen, was wäre, wenn seine Basisversorgung, beziehungsweise sein aktuelles Wohlstandsniveau wegbrechen würde. Der Anleger müsste dann überlegen, ob die Werte, die ihm jetzt so wichtig sind, in solch einem Szenario überhaupt noch möglich sind“, rät Ankenbrand. Wer später an Altersarmut leide, werde schließlich nicht mehr häufig ins Kino gehen oder nach Mallorca in den Urlaub fahren können. Das Problem: „ Wenn Berater und Kunde unterschiedliche Wertmaßstäbe haben, versteht der Berater oft die Wünsche, Ziele und Wertvorstellungen des Kunden nicht richtig.“

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Der Professor hat mit dem „Risk Perception Radar“ daher mit Mitteln der Verhaltensökonomie ein Tool entwickelt, das durch 24 Fragen in rund 10 Minuten hilft, mögliche Risiken für die zukünftige Lebensqualität zu identifizieren. Die Auswertung kann dem Anleger und dem Berater als sinnvolle Grundlage im Beratungsgespräch dienen.

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