Finanzminister Christian Lindner und Kenfo-Vorstandschefin Anja Mikus werben fürs Generationenkapital © picture alliance/dpa | Jörg Carstensen
  • Von Andreas Harms
  • 18.03.2024 um 13:40
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Der Atommüll-Fonds Kenfo hat es wegen des geplanten Generationenkapitals in die Schlagzeilen geschafft. Sehen wir doch einmal nach, was in dem Fonds steckt, warum er gut angelegt ist, was er mit der Anlagepolitik von Versicherern zu tun hat und was trotzdem ein nerviges Problem ist.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat es verkündet: Das Generationenkapital kommt, und verantwortlich ist dieselbe Truppe, die auch den „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“, den Kenfo betreut. Er ist die größte öffentlich-rechtliche Stiftung Deutschlands, 24 Milliarden Euro liegen dort drin. Direkt verantwortlich ist der Vorstand aus Anja Mikus (Vorsitzende), Stefan Spannagl (operatives Geschäft) und Thomas Bley (Finanzen und Risiken).

Doch wie sieht der Kenfo eigentlich aus und was steckt drin?

Ein Blick in die (ziemlich kurzen) Anlagerichtlinien zeigt, dass sich der Fonds eng daran orientieren soll, wie Versicherer ihr Vermögen anlegen. Die allgemeinen Anlagegrundsätze verweisen auf Paragraf 124 Absatz 1 des Versicherungsaufsichtsgesetzes.

Dort wiederum geht es nicht wirklich konkret zur Sache. Kurzfassung: Versicherer sollen wissen, was sie da kaufen, und es bewerten können. Hedgefonds-Strategien mit Derivate-Schmu, also zum Beispiel Leerverkäufe, sind verboten. Und nicht an der Börse gehandelte Anlagen seien „auf einem vorsichtigen Niveau zu halten“. Wie hoch das liegt, steht dort nicht.

Wichtig indes sind die Punkte 7 und 8. Sie verlangen, dass das Vermögen breit zu streuen ist und Klumpenrisiken so zu vermeiden sind. Und dazu lässt sich festhalten: Das erledigen die Kenfo-Macher vorbildlich.

Dazu später mehr. Denn zunächst lässt sich festhalten, dass die Transparenz mehr als dünn ist. Was zugleich auch das nervigste Problem am Kenfo sein dürfte. Der jüngste Geschäftsbericht bezieht sich auf 2022. Halbjahresberichte – wie bei normalen Fonds vorgeschrieben – gibt es nicht.

Keine Informationen über Management-Mandate

Des Weiteren gibt der Kenfo zwar Mandate an externe Vermögensverwalter heraus, die sich dann um Teile des Vermögens kümmern. Das ist auch absolut sinnvoll, schließlich sind das Spezialisten. Nur wäre es auch mal interessant, an wen diese Mandate überhaupt gehen. Für die illiquiden Anlagen lässt sich das aus der Vermögensübersicht herauslesen. Was aber Aktien und Anleihen angeht, bleibt es unklar. Darauf angesprochen teilt ein Pressesprecher mit, dass der Kenfo solche Informationen „aus Gründen der Neutralität und Gleichbehandlung“ nicht herausgibt.

Eine Grafik mit der bisherigen Wertentwicklung gibt es auch nicht, aber immerhin Jahreszahlen. So erreichte der Kenfo folgende Renditen:

  • 2023: 11,1 Prozent
  • 2022: minus 12,2 Prozent
  • 2021: 10,4 Prozent
  • 2020: 8,3 Prozent
  • 2019: 10,2 Prozent aufs investierte Vermögen und 3,3 Prozent aufs gesamte Vermögen (inklusive Negativzinsen an die Bundesbank)

Im Jahr 2018 wurde das Vermögen erst aufgebaut, weshalb es dafür keine Renditezahlen gibt. Und was in Hinblick auf das geplante Generationenkapital interessant sein könnte, ist die reine durchschnittliche Rendite des Aktienportfolios seit Start des Kenfo: 9,1 Prozent pro Jahr.

Doch Aktien spielen in diesem Fonds nur die halbe Rolle, denn so verteilte sich das gesamte angelegte Vermögen per Ende 2022:

  • Aktien: 41,2 Prozent
  • Unternehmensanleihen: 31,0 Prozent
  • Staatsanleihen: 15,7 Prozent
  • Nicht-handelbare (illiquide) Anlagen: 6,5 Prozent
  • Reits (steuerbegünstigte Immobilienaktien): 5,6 Prozent

Hinzu kommen bereits zugesagte Direktanlagen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro und der Barbestand von 1,2 Milliarden Euro. Allerdings ist der Geschäftsbericht in dieser Hinsicht nicht ganz klar, denn die Autoren springen fröhlich zwischen Buchwert, also dem bilanzierten Wert, und Marktwert, also dem tatsächlichen Wert, hin und her.

Seite 2: Deutlich besser gestreut als der MSCI World

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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