Unter anderem der eisige Lebensraum der Eisbären ist durch die Folgen des menschengemachten Klimawandels bedroht. Gegenzusteuern würde auch in Deutschland immense Investitionen erfordern. © picture alliance / blickwinkel/AGAMI/V. Legrand | AGAMI/V. Legrand
  • Von Manila Klafack
  • 11.10.2021 um 11:45
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Rund 191 Milliarden Euro müssten als Investitionen jedes Jahr in Verkehr, Energie, private Haushalte, Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistung fließen, um die Klimaziele in Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Das wären rund 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts jährlich, wie eine Studie im Auftrag der KfW Research ausgerechnet hat.

Um bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen, müssten in Deutschland insgesamt rund 5 Billionen Euro an Investitionen geleistet werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Prognos, Nextra Consulting sowie dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI). „Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), welche die Studie in Auftrag gegeben hatte.

Verteile man diese Klimaschutzinvestitionen auf die bis zum angestrebten Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 verbleibende Zeit, entstehen Investitionsbedarfe von durchschnittlich 191 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise 5,2 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Diese hohen Beträge relativierten sich allerdings, wenn man berücksichtige, dass die Klimaschutzinvestitionen bereits solche Investitionen umfassten, die ohnehin getätigt werden müssten, so die Autoren. Diese Gelder müssten „nur“ verstärkt in Alternativen gelenkt werden, die einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten, wie es hieß. Die klimaschutzbedingten Mehrinvestitionen liegen demnach bei jährlich durchschnittlich 72 Milliarden Euro beziehungsweise 1,9 Billionen Euro bis 2045.

Unterschiedlich hohe Investitionen notwendig

Der Klimawandel erzwingt laut der Studie die Dekarbonisierung aller Wirtschaftssektoren, wobei jedoch die jeweiligen Investitionsbedarfe unterschiedlich seien. Der größte Teil mit 2,1 Billionen Euro entfalle dabei auf den Verkehr. Die eigentliche Mehrinvestition, um eine Klimaneutralität zu erreichen, betrage demnach allerdings lediglich rund 153 Milliarden Euro.

Nach dem Bereich Verkehr folgt mit rund 840 Milliarden Euro der Sektor Energie. Hier seien bereits viele Weichen in die richtige Richtung gestellt, doch rund 396 Milliarden Euro von der Gesamtinvestitionssumme seien für die Transformation noch notwendig, befinden die Autoren.

Auf die privaten Haushalte entfallen der Studie zufolge Klimaschutzinvestitionen in Höhe von 636 Milliarden Euro. Rund 40 Prozent beziehungsweise 254 Milliarden Euro hiervon seien Mehrinvestitionen, die vor allem durch die Schaffung eines klimagerechten Wohnungsbestandes bedingt werden.

In der Industrie noch viel Nachholbedarf

Im Industriebereich müssten insgesamt 620 Milliarden Euro in den Klimaschutz fließen. Dies seien allerdings zu mehr als Dreiviertel beziehungsweise 462 Milliarden Euro Mehrinvestitionen, weil Produktionstechniken vielfach nur mit großem Aufwand klimafreundlich umgestellt werden könnten und der Sektor bisher weniger stark im Fokus der klimapolitischen Maßnahmen gestanden habe.

Gewerbe, Handel und Dienstleistungen müssen nach Darstellung der Autoren mit rund 237 Milliarden Euro verhältnismäßig wenig in den Klimaschutz investieren. Davon seien etwa die Hälfte (113 Milliarden Euro) Mehrinvestitionen, würden aber nur rund 3 Prozent der Gesamtinvestitionen im Sektor ausmachen.

„Damit die Herausforderung gelingt, müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden. So bietet sich die Chance, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand in Deutschland zu verbessern und aus der Transformation gestärkt hervorzugehen“, so KfW-Volkswirtin Köhler-Geib. „Die hohen Investitionsbedarfe und der Umgang mit den damit verbundenen Risiken fordern die Finanzmärkte genauso wie die Realwirtschaft, denn zur Finanzierung der Transformation brauchen wir kluge und vielfältige Finanzierungsinstrumente.”

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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