Eisbären auf Grönland: Bereits die Hälfte aller Verbraucher will bei der Wahl einer Versicherung auf Nachhaltigkeitsaspekte achten. © picture alliance / Zoonar | Raimund Linke
  • Von Juliana Demski
  • 16.02.2021 um 17:33
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Auf der Suche nach Versicherungslösungen will jeder zweite Deutsche künftig auf Nachhaltigkeitsaspekte achten – und diese Einstellung dürfte stetig neue Anhänger finden, wie eine aktuelle Kundenstudie nahelegt. Für die Versicherer entstehen demnach zwar neue Potenziale, doch es bleibt fraglich, ob diese auch genutzt werden, so die Studienautoren. Was sich hinter der Kritik verbirgt, erfahren Sie hier.

Die große Mehrheit der Deutschen (89 Prozent) wünscht sich, dass Unternehmen in Zukunft nachhaltiger und umweltgerechter wirtschaften – so auch in der Versicherungswelt: In Zukunft wollen 53 Prozent aller Verbraucher – und sogar 70 Prozent der Nachhaltigkeitsbewussten – bei der Wahl von Versicherungsprodukten ein Augenmerk auf Nachhaltigkeit legen, wie eine Studie des Marktforschungsinstituts Rothmund Insights zeigt.

Und es dürften bald noch mehr werden: Denn aktuell wächst die Zahl der Verbraucher, die nachhaltiges Wirtschaften nicht nur einfordern, sondern auch selbst nachhaltigkeitsbewusst handeln und konsumieren. Derzeit macht diese Zielgruppe der „Aktiv Nachhaltigkeitsbewussten“ in Deutschland laut der Studie bereits 42 Prozent aller Haushaltsentscheider aus – Tendenz steigend. In ihrem psychologischen Profil heben sie sich dabei klar ab: Aktiv Nachhaltigkeitsbewusste sind im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt deutlich optimistischer und stärker zukunfts- und handlungsorientiert. Zugleich überdurchschnittlich informationsaktiv, offen und dankbar für Innovationen.

Weniger Rendite für mehr Nachhaltigkeit

Auch verzichten sie gern auf ein Stück Komfort und finanzielle Vorteile, wenn sie dafür nachhaltige Produkte bekommen – so auch in Sachen Versicherungen: So wären laut der Umfrage 48 Prozent der aktiv nachhaltigkeitsbewussten 30-39-Jährigen (Altersgruppe gesamt: 32 Prozent) bereit, für nachvollziehbar nachhaltige Altersvorsorge-Produkte eine etwas niedrigere Rendite in Kauf zu nehmen. Und auch für die Sparten Sach und Kfz finden sie nachhaltige Tarife vorstellbar und attraktiv.

Rothmund Insights appelliert deshalb an die Versicherungsunternehmen: „Um sich nachhaltig zu positionieren, müssen Versicherer das Thema auch stärker und überzeugender in ihrer B2C-Kommunikation aufgreifen“, wie es im Studienpapier heißt. Ein Test der Websites von neun namhaften Versicherern hätte hier ein durchwachsenes Bild ergeben: „Trotz einzelner Highlights und positiv überraschender Einblicke in bisherige Nachhaltigkeitsaktivitäten von Versicherern wirken viele Informationen aus Verbrauchersicht noch diffus und unspezifisch“, schreiben die Experten. Haltungen und Aktivitäten erschienen zudem oft noch zu unverbindlich, und auch Nachhaltigkeitsinformationen seien kaum auffindbar und meist wenig verständlich für Laien.

Kunden halten nichts von „Greenwashing“

Laut Studie haben rund drei Viertel aller Haushaltsentscheider (75 Prozent) in Deutschland derzeit noch den Eindruck, dass „Nachhaltigkeit“ oft nur eine Werbefloskel ist. Diesem so genannten „Greenwashing“ begegnen sie sehr kritisch. Zugleich finden es 86 Prozent schwer zu entscheiden, welche Produkte und Angebote tatsächlich nachhaltig sind und welche nicht.

In den Augen der Studienautoren ist es daher umso wichtiger, „dass Versicherer sehr transparent und nachvollziehbar kommunizieren“. Der Tipp der Experten: „Lieber konkret, transparent und kontinuierlich in puncto Nachhaltigkeit handeln, als in zu große Schuhe und Gewänder zu steigen.“

„Wir stehen in puncto Nachhaltigkeit am Anfang einer Entwicklung, die schnell eine hohe Dynamik entfalten kann“, fügt Jutta Rothmund, Expertin für Nachhaltigkeitsforschung und Nachhaltigkeitsmarketing bei Rothmund Insights, hinzu. „Die Versicherer sollten dabei nicht hintenanstehen. Derzeit sind andere Branchen deutlich weiter voran.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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