Die Lebensmittelkosten sind zuletzt stark angestiegen. © picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
  • Von Sabine Groth
  • 24.11.2022 um 10:20
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Das Inflationsgespenst ist zurück. Es belastet die Verbraucher und sorgt für große Verunsicherung. Doch der Spuk hält nicht ewig an – aber so kurzlebig wie anfangs von vielen gedacht, ist er wohl auch nicht.

Inflation wurde schon immer gern mit Ketchup verglichen. Die Flasche wird geschüttelt und geschüttelt, lange kommt nichts raus und plötzlich ist der Teller voll roter Soße. Tatsächlich war Inflation in Deutschland und anderen Industrieländern seit Jahrzehnten keine richtige Bedrohung mehr. Seit der Finanzkrise beunruhigten eher in regelmäßigen Abständen deflationäre Tendenzen und es ging eher darum, etwas Preisauftrieb zu erzeugen als ihn zu dämpfen. Jetzt ist das Inflationsgespenst wieder aus der Flasche – in voller Gestalt.

Nach einem noch verträglichen durchschnittlichen Preisanstieg von 3,1 Prozent im Jahr 2021, erreichten die Inflationsraten in Deutschland, gemessen am Verbraucherpreisanstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum, historische Höhen. Im September knackten sie die 10-Prozent-Marke. Vor allem Energiekosten, aber auch Lebensmittelpreise heizen die Teuerung besonders stark an. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet die Bundesregierung mittlerweile mit einer Inflation von 8 Prozent, der Internationale Währungsfonds (IWF) mit 8,5 Prozent. Für die USA liegt die IWF-Prognose bei 8,1 Prozent.

In den USA dürfte Inflation den Höhepunkt bereits überschritten haben

Schätzten viele Experten einschließlich der Notenbanken die steigenden Inflationsraten anfangs noch als kurzlebiges Phänomen ein, haben sich die Meinungen mittlerweile geändert. Die Notenbanken versuchen nun, mit aggressiven Zinserhöhungen die Teuerung in den Griff zu bekommen. Eine Lohn-Preis-Spirale, die die Preise immer weiter in die Höhe treibt, soll vermieden werden.

US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat bereits verkündet, dass er bereit ist, für die Bekämpfung der Inflation auch eine Rezession in Kauf zu nehmen. In den USA scheinen sich erste Erfolge einzustellen. Seit dem Höchstwert von 9,1 Prozent im Juni sinkt die Inflationsrate stetig, zuletzt auf 7,7 Prozent im Oktober. Der IWF rechnet denn auch 2023 in den USA nur noch mit 3,5 Prozent Inflation und für 2024 mit 2,2 Prozent.

In Europa sieht die Lage etwas anders aus. Der Preisdruck soll zwar auch hier im kommenden Jahr etwas nachlassen, aber auf hohem Niveau bleiben. Die deutlich gestiegenen Großhandelspreise für Gas und Strom werden nach Einschätzung der EU-Kommission weiter Druck auf die Strom- und Gasrechnungen der Verbraucher und auf die meisten Waren und Dienstleistungen im Inflations-Warenkorb ausüben. Für Deutschland rechnet die Bundesregierung für 2023 mit 7 Prozent, der IWF mit 7,2 Prozent. Danach soll aber auch hier Entspannung einsetzen.

Sachwerte bieten besseren Inflationsschutz als Geldwerte

Beim Vermögensaufbau bleiben daher Sachwerte gegenüber Geldwerten im Vorteil. Während einfache Zinsanlagen der Inflation schutzlos ausgeliefert sind, können Sachwerte wie beispielsweise Beteiligungen an Unternehmen über Aktien einen gewissen Inflationsschutz bietenbeispielsweise, wenn die Unternehmen über Preissetzungsmacht verfügen und Preissteigerungen an Kunden weitergeben können.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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