„Generation Smartphone“: Ein junger Mann steht mit dem Blick auf sein Smartphone gerichtet an einer Straße in Berlin. © dpa/picture alliance
  • Von Anette Bierbaum
  • 28.11.2018 um 11:25
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Ältere Menschen sind online leichte Opfer, anders die junge technikaffinere Generation – so das allgemeine Vorurteil. Dass das Klischee nicht passt, zeigt jetzt eine aktuelle Microsoft-Studie. 24- bis 37-Jährige, die sogenannten Millennials, sind demnach besonders naiv, wenn es um Betrügereien im Internet geht.

Wer kennt ihn nicht: den Enkeltrick. Da ruft ein bislang Unbekannter seine vermeintlichen Großeltern an, um sie in einem herzzerreißenden Telefonat um eine kurzfristige Finanzspritze zu bitten. Ein alter Hut, der heute als 2.0-Variante durchs Internet kursiert – allen voran als sogenannte Technischer-Support-Betrug. Statt als Enkel geben sich Cyberkriminelle als Supportmitarbeiter eines bekannten Technologiekonzerns aus: um angeblich notwendige Updates durchzuführen, um über Cyberrisiken aufzuklären oder Computerprobleme zu beheben.

Im Visier haben die Cyberkriminellen immer das Gleiche: sensible Informationen, Daten, Passwörter, Kreditkartennummern – oder auch gleich direkte Geldüberweisungen. Ihr Variantenreichtum ist im Gegensatz zum Enkeltrick beachtlich. Die Kommunikationsmittel der Betrüger haben sich deutlich ausgeweitet. Neben dem Telefon wenden sie sich per Mail, via Pop-up-Fenster oder per Website-Weiterleitungen an ihre Opfer. Außerdem ist die Zielgruppe sehr viel größer – und sie ist jung.

Sind Digital Natives digital zu naiv?

Die jüngere Generation der unter 40-Jährigen stellt sich laut der neu aufgerollten Microsoft-Studie zum „Technischen-Support-Betrug“ als besonders naiv heraus. Ausgerechnet die „digital natives“, also die Generation Z (18 bis 23 Jahre) und die Millennials (24 bis 37 Jahre), werden Opfer solcher Betrugsversuche.

Obwohl – oder vielleicht gerade, weil – die meisten souverän und viel öfter online kommunizieren und das Internet Teil ihres beruflichen und sozialen Lebens ist, agieren jüngere Internet-User viel unvorsichtiger als ältere, wenn es um den Austausch von Daten geht. Dreiviertel aller Opfer dieser Betrugsmasche, die auch finanziellen Schaden erlitten, waren hierzulande im vergangenen Jahr jünger als 38 Jahre.

Die Zahl der Betrugsopfer steigt

Ebenfalls besorgniserregend: Mehr als jeder zweite deutsche Nutzer (52 Prozent) wurde Opfer eines (versuchten) Technischen-Support-Betrugs. 13 Prozent der Umfrageteilnehmer gingen 2018 tatsächlich auf einen dieser Betrugsversuche ein: fast doppelt so viele, wie noch im Jahr 2016 (damals waren es 7 Prozent). Finanzielle Schäden mussten 2018 4 Prozent der Befragten in Kauf nehmen. Emotional betroffen waren laut der Umfrage 80 Prozent der vermeintlichen Betrugsopfer. Microsoft bekommt monatlich international rund 11.000 Beschwerden von Kunden, die von entsprechenden Betrugsversuchen berichten.

Globaler Rückgang der Betrugsfälle

Was die Studie auch darlegt: global ist die Zahl der Betrugsfälle rückläufig. Lag der Anteil der Betrugsopfer, die finanzielle Einbußen hatten, im Jahr 2016 noch bei 9 Prozent, waren es in diesem Jahr nur noch 6 Prozent. Besonders in den USA und Indien ist der Anteil der Internet-Opfer in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Anders sieht es in Ländern wie Deutschland und Dänemark aus. Hier stiegen die Zahlen der Betrugsfälle von 2016 bis 2018 auffallend.

Was tun, wenn Betrüger anklopfen?

  • Zunächst einmal führen die allerwenigsten Anbieter unaufgeforderte Telefongespräche, um ihre „Mithilfe“ anzubieten. Weder bieten sie an, einen beschädigten Computer zu reparieren, noch fragen sie telefonisch sensible Daten ab. Das heißt, wenn man nicht selbst die Kommunikation mit einem Anbieter wie etwa Microsoft gestartet hat, sollte man hellhörig werden – und schnell auflegen.
  • Das gleiche gilt für Themen wie Computer-Updates, die nie telefonisch angekündigt werden. Dubios erscheinende Anrufe sollte man also so schnell wie möglich beenden.
  • Für Pop-up Fenster, die unerwünscht aufploppen und nichts Gutes ahnen lassen, ist das Schließen der Fenster die beste Lösung. Im Zweifelsfall hilft meist ein Computer-Neustart, um die lästigen Kästchen los zu werden.
  • Und auch das ist wichtig: Nur dann, wenn sichergestellt ist, dass es sich um einen bekannten Support-Mitarbeiter handelt beziehungsweise einen Vertreter eines bekannten Computer-Support-Teams, darf man die Kontrolle über den PC aus den Händen geben.

Die Zahlen sind Teil einer internationalen Studie, die Microsoft unter mehr als 16.000 erwachsenen Internet-Nutzern in 16 Ländern durchgeführt hat.

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Anette

Anette Bierbaum

Anette Bierbaum schreibt seit 2015 als freie Redakteurin für Pfefferminzia. Darüber hinaus unterstützt die gelernte PR-Fachfrau seit über zehn Jahren Medienhäuser, PR-Agenturen und redaktionell geprägte Content-Plattformen.

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