Blick in einen OP-Saal während einer Operation im Asklepios Klinikum Harburg. Statt die chirurgischen Geräte, die aus Plastik, Metall und oft auch einem Akku bestehen, zu entsorgen, werden die Geräte gesondert desinfiziert und in den Recyclingkreislauf gegeben. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt
  • Von Jens Lehmann
  • 30.08.2022 um 11:38
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Die Diskussion um Nachhaltigkeit hat nahezu alle Lebensbereiche erfasst. Das gilt auch für das Gesundheitswesen. Betreiber von Kliniken sind bestrebt, ihre Häuser klimafreundlich zu gestalten – und so Kosten zu senken. Auch Patienten mit stationärer Krankenzusatzversicherung können profitieren.

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit in Krankenhäusern hängt nur indirekt mit dem Umwelt- und Klimaschutz zusammen. In erster Linie geht es den Klinikbetreibern darum, mit Modernisierungen Energie und damit Kosten zu sparen. „Ein Krankenhaus älterer Bauart verbraucht ungefähr so viel Energie wie eine Kleinstadt“, sagt Marc Rehle, Vorsitzender der „Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen“ (AKG). Der Betrieb sei entsprechend teuer. Der dramatische Anstieg der Energiepreise lässt die Betriebskosten weiter steigen. Auch der Wasserverbrauch – rund 500 Liter pro Tag und Patient – geht für die Betreiber ins Geld.

Alte Kliniken sind klimaschädliche Energiefresser

Eine Möglichkeit, die Kosten zu senken, besteht in der Modernisierung älterer Kliniken. „Sie bedürfen dringend der Ökologisierung“, so Architekt Rehle. Für einen effizienten und nachhaltigen Betrieb müssten vor allem die Gebäudetechnik und die Fassaden überholt werden. „Hier gibt es großes Einsparpotenzial, das auch der Umwelt zugutekommt.“ Denn aktuell gehen 4,4 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland auf das Konto der Krankenhäuser. Damit sind Kliniken klimaschädlicher als beispielsweise der Flugverkehr oder die Seeschifffahrt.

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von nachhaltigen Krankenhäusern, die das Siegel „Green Hospital“ tragen und nachhaltig arbeiten. Patientinnen und Patienten können sie leicht über eine einfache Internet-Suche finden. Zu den grünen Krankenhäusern zählen beispielsweise das Regiomed-Klinikum im oberfränkischen Lichtenfels, das Evangelische Krankenhaus Hubertus in Berlin oder das Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. Sie setzen auf eine hocheffiziente Haustechnik zum Heizen und Kühlen der Gebäude sowie energiesparende Konzepte wie Wärmerückgewinnung, Geo- oder Solarthermie, Photovoltaik, wirksame Gebäudedämmung, dreifach verglaste Fenster und sparsame Innenbeleuchtung mit moderner OLED-Technik. Das „Green Hospital“ in Lichtenfels konnte so den Energieverbrauch um etwa 60 Prozent reduzieren, der CO2-Ausstoß ging sogar um drei Viertel zurück.

Hinzu kommt ein ausgefeiltes Abfallmanagement um Klinikmüll, wie einmal verwendete Kanülen aus Kunststoff, Einweghandschuhe, Spritzen und Schläuche zu reduzieren oder zu recyceln. Zugleich gehen sie mit frischen Bio-Lebensmitteln neue Wege bei der Patientenversorgung.

Top-Versorgung im nachhaltigen Krankenhaus

Doch welche konkreten Vorteile haben Patientinnen und Patienten außerdem, wenn sie sich in einem modernen „Green Hospital“ behandeln lassen? Der Komfort ist in der Regel deutlich höher als in anderen Kliniken“, sagt Marc Rehle. Das liege vor allem an der modernen Haustechnik, insbesondere an den perfekt funktionierenden Kühlsystemen. In älteren Kliniken seien sie häufig der Schwachpunkt. „Manche Zimmer sind im Sommer stark überhitzt, was die Gesundheit von Personal und Patienten schwer belasten kann. Jedes Jahr gibt es Hitzetote in unseren Krankenhäusern, weil die Räume wegen veralteter Technik nicht ausreichend gekühlt werden können.“

Auch die technische Ausstattung der Zimmer ist in „Green Hospitals“ modern und auf dem neusten Stand. Das geht von der Beleuchtung, die dem Tagesverlauf folgt, bis zum besseren Raumklima in den Krankenzimmern. Denn beim Bau grüner Krankenhäuser kommen weit überwiegend nachhaltige, naturbelassene Materialien zum Einsatz, die frei von Lösungsmitteln, Schad- oder Kunststoffen sind. Und obendrauf gibt es noch das klassische Krankenhaus-Leibchen in Ökotex-Qualität. Kurz: Die Gesundheit der Patienten steht nicht nur bei der ärztlichen Behandlung, sondern auch bei der kompletten Versorgung und Unterbringung im Mittelpunkt.

Zusatzversicherung ermöglicht Behandlung im modernen „Green Hospital“

Noch sind Green Hospitals in Deutschland rar gesät – ein Problem für gesetzlich Krankenversicherte, die in einem modernen nachhaltig arbeitenden Krankenhaus behandelt werden möchten. Denn gesetzliche Krankenkassen übernehmen standardmäßig lediglich die Kosten für die medizinische Versorgung in einem geeigneten nächstgelegenen Krankenhaus.

„Wer dagegen eine Krankenhauszusatzversicherung für den stationären Aufenthalt abgeschlossen hat, muss nicht in die nächstgelegene Klinik gehen, sondern kann sich die beste Einrichtung frei aussuchen. Welche das ist, hängt jeweils von der Diagnose und den Behandlungsmöglichkeiten ab, aber auch von den individuellen Wünschen“, sagt Sascha Risse, Leiter Maklervertrieb von der INTER Versicherungsgruppe.

So übernehme die Zusatzversicherung die Kosten für die Behandlung und Versorgung in einem umwelt- und klimafreundlichen und komfortablen „Green Hospital“. Und zwar selbst dann, wenn sie hunderte Kilometer vom Wohnort des Versicherten entfernt liege. „Eine Krankenhauszusatzversicherung mit nachhaltigen Leistungen, wie sie zum Beispiel die INTER über den Marktplatz bessergrün anbietet, kann für den Versicherungsnehmer eine weitere Möglichkeit darstellen, seinen Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Alltag umzusetzen“, so Risse.

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Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.

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