Ein Pkw steckt im Juni 2013 bis zu Hinterradachse in der Wand eines Hauses in Meißenheim (Baden-Württemberg). Ein betrunkener Fahranfänger war Samstagnacht mit seinem Wagen durch die Hauswand eines Einfamilienhauses gekracht und im Wohnzimmer zum Stehen gekommen. Laut Polizei sind Autofahrer in der Altersspanne von 18 bis 24 Jahren einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt. © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 10.09.2018 um 10:22
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Mit dem druckfrischen Führerschein geht für Fahranfänger eine gehörige Portion Verantwortung einher. Helfen die Telematik-Tarife der Kfz-Versicherer dabei, Geld zu sparen und zugleich sicherer zu fahren? Antworten gibt es hier.

Die Allianz befindet sich mit knapp 68.000 verkauften Telematik-Policen nahezu auf Augenhöhe mit dem Erzrivalen. Darüber hinaus bietet ein gutes Dutzend weiterer Gesellschaften, darunter Admiral Direkt (Itzehoer), Axa, Generali, HDI, Sijox (Signal Iduna) und VHV entsprechende Tarife an. Weitere Anbieter dürften folgen. Maßgeblicher Treiber für die Telematik-Renaissance sind neue technologische Entwicklungen, die den Aufwand für die Branche reduzieren. So verlangt eine EU-Verordnung, dass alle Neuwagen seit März über Systeme zur Positionserfassung und Notfallmeldung verfügen müssen. Das sogenannte E-Call-System eignet sich somit auch, um das Fahrverhalten zu messen.

Allianz zieht positive Telematik-Bilanz

Der Vorteil: Die bisherige Erfassung von Fahrdaten via Handy-App, die nicht immer pannenfrei verläuft, sowie der Einbau von „Black-Boxen“ sind damit nicht mehr nötig. Die Chancen stehen gut, dass sich Telematik nach anfänglicher Skepsis als Win-win-Situation für Versicherer und Kunden erweist. Telematik-Tarife seien „ein erster Versuch“, die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schäden exakter zu bestimmen, sagt Roland Weber, Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung. Das Thema öffnet damit den Blick auf ganz neue Möglichkeiten. „Wir können vielleicht Menschen sowie Dinge versichern, die wir vorher nicht versichern konnten, weil wir jetzt mehr über sie und ihre Risiken wissen. Das kann hilfreich sein und den Versicherungsnehmern das Gefühl geben, gerechtere Prämien zu bezahlen“, so Weber.

Quelle: destatis.de, Check24

Für Fahranfänger im Hier und Jetzt sind derlei Zukunftsvisionen natürlich weniger spannend. Was sie in erster Linie reizvoll finden, ist, dass sie als „Datenlieferant für die Versicherer“ günstiger fahren als üblich. Der Grund: „Fahranfänger mit Telematik fahren viel besser als Fahrer ohne Telematik“, lautet eine Zwischenbilanz der Allianz, die nach wie vor auf eine App setzt, die vernetzt mit dem Fahrzeug beinahe in Echtzeit Daten liefert und „wie ein virtueller Fahrlehrer“ funktioniere. 

Tarifvergleich lohnt sich

Wem das trotzdem alles nicht ganz geheuer ist, der kann als Versicherungsneuling nach wie vor auch klassische Spar-Varianten wählen. Wer beispielsweise in der Vergangenheit regelmäßig das Auto der Eltern, Schwieger- oder Großeltern genutzt hat, kann den Schadenfreiheitsrabatt (SF-Rabatt) des Wagens laut Huk-Coburg eventuell für den ersten eigenen Wagen übernehmen. Wie das geht? Der Verwandte muss als bisheriger Anspruchsberechtigter seinem Kfz-Versicherer mitteilen, dass er auf den SF-Rabatt des gemeinsam genutzten Pkw verzichtet. Im Gegenzug beantragt der künftige Versicherungsnehmer die Übernahme dieses Rabatts. Als Nachweis für die Dauer der Fahrzeugnutzung teilt er dem Versicherer zusätzlich mit, wie lange er einen Führerschein besitzt. Dieser Zeitraum entscheide darüber, in welche SF-Klasse der neue Kfz-Versicherungsvertrag eingestuft werde, erklärt die Huk.

Wie das Vergleichsportal Check24 berichtet, lohnt es sich für junge Fahrer außerdem, die Preise von Kfz-Versicherungen genau zu vergleichen. Für einen Fahranfänger liegt das Sparpotenzial demnach besonders hoch (siehe Grafik). Der teuerste Anbieter verlangt von einem 21-jährigen Fahrer mit einer Fahrleistung von 6.000 Kilometern im Jahr am Zulassungsort Braunfels (Hessen) eine jährliche Prämie von 3.293 Euro für die Kfz-Haftpflicht. Im Durchschnitt der zehn günstigsten Tarife werden hingegen nur 956 Euro fällig – der Fahrer spart also 2.328 Euro beziehungsweise 71 Prozent. Doch Vorsicht: Zunächst sollten Fahranfänger für sich definieren, welche Leistungen ihnen wichtig sind, und prüfen, ob die Versicherungsbedingungen des Versicherers diese auch erfüllen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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