Lars Heermann ist Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Rating-Agentur Assekurata. © Assekurata
  • Von Karen Schmidt
  • 25.06.2020 um 17:41
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Wegen der Corona-Krise werden die deutschen Lebensversicherer ihr erfolgreiches Neugeschäft aus dem Jahr 2019 in diesem Jahr wohl nicht toppen können. Auch bei der Kapitalanlage könnte die Pandemie langfristige Spuren hinterlassen, zeigt der aktuelle Marktausblick von Assekurata.

Die Corona-Krise hat erste Spuren beim Wachstum deutscher Lebensversicherer hinterlassen. Bei zunehmender Lockerung der Kontaktbeschränkungen dürfte das Ausmaß des Neugeschäftsrückgangs zwar überschaubar bleiben, genau wie die Schadenbelastung. An den Kapitalmärkten werden die Versicherer aber wohl noch länger mit Niedrigzinsen und in der Folge mit hohen Zinszusatzreserven zu kämpfen haben. Zu diesem Ergebnis kommt die Rating-Agentur Assekurata in ihrem „Marktausblick zur Lebensversicherung“ (diese können Sie hier für 350 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kaufen).

Der Bestand an festverzinslichen Wertpapieren bei den Lebensversicherern ist laut der Analyse seit 2011 um durchschnittlich 10,3 Prozentpunkte zurückgegangen. Trotzdem bestanden die Portfolios zum Bilanzstichtag 2019 im Schnitt immer noch zu rund 81 Prozent aus diesen Papieren. Zumindest noch. In einer Online-Befragung, die Assekurata in den Monaten April und Mai 2020 unter 30 Kapitalanlegern von Versicherern durchgeführt hat, gab allerdings gut jeder dritte Asset Manager an, die Aktien- und Immobilienquote im eigenen Unternehmen erhöhen zu wollen. Mehr als die Hälfte will den Anteil an alternativen Investments aufstocken. Im Gegenzug überlegen die Anlageprofis, den Anteil an Festverzinsern zu senken.

„In Anbetracht der extrem niedrigen Zinsen ist diese Anlagepolitik nachvollziehbar, zumal die Nominalzinsen seit Ausbruch der Corona-Krise noch weiter gefallen sind“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Rating-Agentur Assekurata. Knapp jeder fünfte Kapitalanleger plant aber trotz Tiefzinsen das genaue Gegenteil, nämlich den Zukauf weiterer festverzinslicher Wertpapiere.

Bestandsgarantien bedingen höheren Anteil von Festverzinsern

„Hohe bilanzielle Leistungsverpflichtungen und Kapitalanforderungen unter Solvency II können diesen Schritt erforderlich machen“, glaubt Heermann. „Hierbei spielen die Bestandsgarantien eine große Rolle. Demgegenüber erlauben Versicherungsbestände mit geringen Garantie- und Solvenzanforderungen deutlich mehr Freiheiten in der Kapitalanlage.“

Das Kapitalmarktumfeld spiegele sich auch in den Branchen-Ergebnissen wider. Während die Lebensversicherer im Jahr 2010 marktweit noch mehr als 12 Milliarden Euro an Rohüberschuss erwirtschafteten, liege er aktuell bei knapp 11 Milliarden Euro. „Angesichts der schon seit Jahren rückläufigen Kapitalmarktzinsen ist der Branchen-Rohüberschuss noch ziemlich stabil“, ordnet Heermann dieses Ergebnis ein.

Das sei zum einen den Anstrengungen der Anbieter zur Finanzierung der Zinszusatzreserve (ZZR) geschuldet, die mit außerordentlichen Kapitalanlageerträgen aus der Auflösung von Bewertungsreserven einherginge. Heermann: „Andererseits ist die stabile Ergebnislage ein Ausdruck der Bemühungen vieler Gesellschaften, die eigenen Geschäftsfelder neu auszurichten und sich im Neugeschäft auf ertrags- und eigenmittelschonende Produkte auszurichten.“

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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