Blutdruckmessung in einer Hausarztpraxis. In Deutschland sind rund 9 Millionen Menschen privat krankenversichert. © picture alliance / SchwabenPress | Guenter Hofer
  • Von Achim Nixdorf
  • 07.01.2021 um 14:23
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Viele private Krankenversicherer (PKV) haben ihre Beiträge zum 1. Januar deutlich angehoben. Trotzdem fielen die Steigerungen im langfristigen Vergleich geringer aus als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), findet der PKV-Verband – und wiederholt seine Kritik an der SPD.

Teils massive Beitragserhöhungen sorgen derzeit bei vielen Menschen für Unmut, die eine private Krankenvollversicherung abgeschlossen haben. Im Schnitt ging es mit Beginn des neuen Jahres um rund acht Prozent nach oben, wie der PKV-Verband mitteilte.

Zugleich betonen die Interessenvertreter der privaten Krankenversicherer (PKV), dass die Beiträge mittelfristig nicht stärker gestiegen seien als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Das hätten Berechnungen des PKV-Verbands ergeben. Demnach legten die Beiträge in der PKV in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um 3 Prozent pro Jahr zu – und damit weniger stark als in der GKV mit 3,3 Prozent. Diese Werte umfassten auch die Beitragssteigerungen für das Jahr 2021, wie es heißt. Im Vergleich mit der GKV schneide die PKV daher nach wie vor sehr gut ab, zumal sie den Versicherten auch bessere Leistungen biete, so der Verband.

„SPD blockiert Gesetzesänderung“

Grundsätzlich gilt: Eine Beitragsanpassung darf in der PKV nur erfolgen, wenn die Versicherungsleistungen in einem Tarif nachweislich um einen bestimmten Prozentsatz höher liegen als ursprünglich kalkuliert. Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Prozentsatz von maximal 10 Prozent. In manchen Tarifen ist vertraglich ein niedrigerer Schwellenwert vereinbart. Ob eine entsprechende Abweichung vorliegt, kontrolliert ein unabhängiger Treuhänder.

Diese Vorschriften führen dem PKV-Verband zufolge oft dazu, „dass es jahrelang keine Beitragsanpassung gibt, während sich die Kosten aufstauen – um dann plötzlich wie eine ,kalte Dusche‘ auf die Versicherten niederzugehen, wenn die Schwellenwerte überschritten sind.“ Ein solches „Wechselbad“ zwischen mehreren Jahren ohne jeden Anstieg und dann einer größeren Erhöhung wie aktuell in diesem Jahr wolle die PKV-Branche ihren Versicherten gerne ersparen. Dafür gebe es auch konkrete Vorschläge, mit denen eine stetigere Beitragsentwicklung erreicht werden könne. Doch leider blockiere die SPD die dazu nötige Gesetzesänderung.

Niedrigzins lässt Zinserträge schmelzen

Die aktuellen Beitragserhöhungen hängen laut PKV-Verband jedoch nicht nur mit steigenden Gesundheitsausgaben zusammen, sondern auch mit der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Alterungsrückstellungen der PKV-Tarife seien viele Jahrzehnte lang mit einem sogenannten Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert worden. Doch seit 2015 sei der EZB-Leitzins stetig reduziert und inzwischen sogar auf null gesenkt worden, was sich negativ auf die Verzinsung der PKV-Kapitalanlagen ausgewirkt habe.

„Die gesunkenen Zinserträge müssen nun durch entsprechend höhere Eigenbeiträge ausgeglichen werden, so ist es gesetzlich vorgeschrieben“, heißt es in der Stellungnahme des PKV-Verbands. Und weiter betonen die Interessenvertreter: „Ein großer Teil der höheren Beiträge fließt in das PKV-typische Vorsorgekapital für die medizinische Versorgung im Alter. Damit wird die lebenslange Garantie der PKV für ihren großen medizinischen Leistungsumfang finanziell abgesichert. Diese Werte bleiben den Versicherten also erhalten und kommen ihnen im Alter wieder zugute. Denn dank dieser Kapitalvorsorge entwickeln sich die Beiträge ab dem 60. Lebensjahr deutlich moderater.“

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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