Über die Smartphone-App die Mobilitätsdaten der Autos auswerten - noch ist diese Möglichkeit in Deutschland nicht so stark verbreitet. © Getty Images
  • Von Manila Klafack
  • 06.11.2018 um 10:08
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Für neue typklassengenehmigte Modelle von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen ist seit dem 31. März 2018 der Einbau eines serienmäßigen eCall-Systems verpflichtend. Ein Auto, das jederzeit online ist, ist nicht länger Zukunftsmusik. Doch wie steht es um die Daten? Welche werden erhoben und was geschieht damit? Diesen Fragen ist Pfefferminzia nachgegangen.

Elektroautos, Carsharing, automatisiertes und irgendwann auch autonomes Fahren – die Mobilität verändert sich. Es gibt immer mehr Fahrzeuge auf den Straßen und das oftmals mit nur einer Person an Bord. Laut Online-Portal Statista waren 2015 weltweit insgesamt 1,3 Milliarden zugelassene Fahrzeuge unterwegs. Zehn Jahre zuvor waren es knapp 900.000 Millionen. 2016 wurden weltweit insgesamt mehr als 77 Millionen Personenkraftwagen neu zugelassen, 2017 soll die Zahl der weltweiten Neuzulassungen noch deutlich höher liegen. Das hohe Verkehrsaufkommen verursacht regelmäßig lange Staus. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) zeigt beispielsweise in seiner Staubilanz 2017, dass die Zahl der Staus allein in Deutschland im vergangenen Jahr um 4 Prozent gestiegen ist. Durchschnittlich bildet sich täglich eine Blechlawine von knapp 4.000 Kilometern.

Und nicht nur das: Angesichts des Klimawandels, der vor allem auf den Kohlendioxid-Ausstoß zurückzuführen ist, wollen zunehmend mehr Menschen ihre CO2-Bilanz verbessern. Sie suchen Alternativen. Ein Weg ist der Umstieg vom reinen Verbrennungsmotor auf Elektromotoren oder Hybridlösungen.

Ein dritter Punkt für den Wandel in der Mobilität sind die Unfallzahlen. Auch wenn Europas Straßen weltweit zu den sichersten zählen und laut Information der Europäischen Kommission die Zahl der Verkehrstoten zurückgeht, sind durchschnittlich 49 Straßenverkehrstote je eine Million Menschen im Jahr 2017 immer noch zu viel.

Der eCall – ein wichtiges Projekt der eSafety-Initiative der Europäischen Kommission – soll helfen, Menschenleben zu retten. Die Idee dahinter: Im Falle eines Unfalls wird automatisch oder manuell ein Notruf ausgelöst, der bereits wichtige Daten wie den Unfallort, die Fahrtrichtung und Fahrzeugdaten enthält. Gleichzeitig wird eine Sprachverbindung zu den Insassen aufgebaut. So können Rettungskräfte schneller zum Unfallort gerufen werden. Das Ganze funktioniert mit Hilfe der GPS-Daten und überall in Europa.

„Der Grundgedanke, auf diese Weise bei einem Unfall zu helfen, ist eine super Sache. Mit dem eCall wird zugleich die Grundlage für eine technische Plattform geschaffen, die auch für telematische Zusatzdienstleistungen geeignet ist. Leider wurde bisher versäumt, bei den Autoherstellern für klare Verhältnisse hinsichtlich der Nutzung der erhobenen Daten zu sorgen“, sagt Tibor Pataki, Leiter Kraftfahrtversicherung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Die für den eCall-Notruf erforderliche SIM-Karte ermöglicht die Vernetzung der Fahrzeuge – und damit können zukünftig viele Dienstleistungen rund um die Mobilität entwickelt werden“, ist sich Pataki sicher.

Und hier sehen alle Mobilitätsdienstleister, wie die Versicherungswirtschaft oder der ADAC, aktuell eine Gefahr. Derzeit hat die Autoindustrie ein Monopol auf die Daten der Autokäufer. Alle erhobenen Daten laufen beim Hersteller zusammen. „Allerdings gehören diese Daten dem Kunden und daher sollte er auch entscheiden, wer welche Informationen wie erhalten darf“, meint Pataki. Das gelte sowohl für Hersteller als auch für Versicherer, Automobilclubs, Werkstätten oder sonstige Mobilitätsdienstleister. Nur das gewährleistet eine freie Wahl des Autobesitzers in Sachen Servicedienstleister. Und daran arbeitet der GDV aktuell – und das nicht allein.

Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, beteiligt sich der GDV seit Anfang des Jahres an der europaweiten Kampagne #data4drivers des europäischen Dachverbands der Versicherer, Insurance Europe.

„Im Moment sind noch nicht so viele vernetzte Fahrzeuge unterwegs, doch das wird sich schnell ändern. Aus dem Grund müssen die Rahmenbedingungen für die Datennutzung endlich klar sein“, sagt Pataki. Für Autofahrer und Versicherer würde es beispielweise bei der Einschätzung der Schäden eine Erleichterung sein. „Ist es zu einem Unfall oder einer Panne gekommen, ohne dass medizinische Hilfe notwendig ist, könnten Assistance-Leistungen wie die Beauftragung eines Abschleppdienstes, die Vermittlung einer Werkstatt oder ein Ersatzwagen für die Weiterfahrt bereitgestellt werden – und das direkt aus dem Auto heraus“, beschreibt Pataki mögliche Szenarien. Es seien sehr viele Dienstleistungen für Fahrer denkbar.

„Und viele Möglichkeiten können wir momentan noch gar nicht absehen. Ganz ähnlich, wie es sich heute mit den Apps und sonstigen technologischen Erleichterungen verhält. An vieles haben wir vor fünf oder gar zwei Jahren noch gar nicht gedacht“, so der Kfz-Versicherungsexperte. Bei all dem sind laut Pataki ganz klar die Hersteller für die Datensicherheit verantwortlich. Sie müssten Systeme erstellen, die es Cyberkriminellen unmöglich machen, an die Daten der Autofahrer zu kommen oder gar das Auto übernehmen und steuern zu können.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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