René Schoenauer ist Produktmarketing-Manager beim US-amerikanischen Softwareanbieter für Schaden- und Unfallversicherer Guidewire Software. © Guidewire
  • Von René Schoenauer
  • 08.07.2019 um 13:11
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Wenn eine Gewerbeversicherung Cyber-Angriffe nicht explizit ausschließt, heißt das noch lange nicht, dass diese automatisch mitversichert sind, sagt René Schoenauer, Manager des Softwarehauses Guidewire. Wie man dem Problem von unentdeckten Cyberrisiken in laufenden Versicherungsverträgen beikommen kann, erläutert er in seinem Kommentar.

 

Stille Cyber-Exponierung ist keine bewusste Taktik von Versicherern, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Tatsächlich führen nicht explizit aufgeführte Risiken dazu, dass Versicherungen ihre Leistungsversprechen nicht in der Form erfüllen können, in der der Kunde das erwarten würde. Dies führt zu einem Gefühl von Unsicherheit beim Versicherungsnehmer. Außerdem kann es sein, dass eine abgeschlossene Versicherung unter falschen Annahmen abgeschlossen wurde und die eigentlichen Risiken des Kunden damit nicht abdeckt werden.

Cyberrisiken müssen explizit versichert werden

Um dieses Problem nachhaltig zu lösen, bedarf es einer konkreten Definition von Cyber als versichertes Risiko. Genau wie Sturmschäden und Überschwemmungen haben Cyberangriffe das Potenzial, enorme Schäden anzurichten. Versicherungsverträge müssen demnach so modifiziert werden, dass Cyberrisiken entweder ausdrücklich im Versicherungsschutz inkludiert oder ausgeschlossen sind. Da Formulierungen in Versicherungsverträgen teilweise stark variieren, ist die Umsetzung dieses Schrittes sicher nicht einfach. Trotzdem entscheiden sich immer mehr Versicherer, diesen Schritt zu gehen und dadurch mehr Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.

Überarbeitung alter Verträge und Spezialversicherungen

Verborgene Cyberrisiken zu adressieren wird grundlegende Änderungen von Versicherungspolicen nach sich ziehen. Um neue Policen anzubieten, bedarf es der Entwicklung und Bereitstellung von Versicherungsprodukten, die durch Cyberrisiken verursachte physische Schäden abdecken. Vorstellbar sind hierbei sowohl modifizierte Sachversicherungen als auch spezielle Cyber-Versicherungen.

Versicherer benötigen zudem neue Tools, um schwer vorhersehbare Risiken zu identifizieren und zu verstehen. Wetter-, Hochwasser- oder Brandrisiken können sowohl örtlich als auch zeitlich relativ gut antizipiert werden. Um das Portfolio an Sachversicherungen bezüglich Cyberrisiken zu optimieren, bedarf es einer regelmäßigen Überprüfung des enthaltenen Versicherungsumfangs. Cybergesteuerte Szenarien, die kritische physische Infrastrukturen beschädigen, müssen simuliert und die Auswirkungen analysiert werden.  Durch das Verstehen potenzieller physischer Auswirkungen von Cyberrisiken können Versicherer außerdem vorhandene Risiken in Zusammenarbeit mit dem Kunden abmindern. Sie können so dazu beitragen, die Cyber-Anfälligkeit von Unternehmen zu reduzieren oder Rückversicherungspartner miteinzubeziehen.

Modernisierung des Versicherungsportfolios notwendig

Letzten Endes muss das oberste Ziel von Versicherern der Aufbau eines breiteren Marktes für Versicherungen gegen Cyber-Verluste sein. Das Ziel ist, dass nicht ausschließlich Unternehmen mit einem hohen Risiko potenzieller Cyberangriffe Zugang zu diesen Policen haben. Auch kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Privatpersonen soll ein passgenauer Versicherungsschutz offenstehen. Mit einem vielfältigen Angebot an Cyber-Versicherungsprodukten kann die Branche einen Markt aufbauen, der selbst schwerwiegende Cyber-Angriffe auf nationaler Ebene absichern kann.

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René Schoenauer

René Schoenauer ist Produktmarketing-Manager beim US-amerikanischen Softwareanbieter für Schaden- und Unfallversicherer Guidewire Software.

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