Chirurgie im Klinikum Halle: Private Krankenversicherungen bieten umfangreiche Leistungen. Allerdings gehört dazu, dass Versicherte nicht in erster Linie auf den Preis schauen. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 23.11.2015 um 14:30
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Ob privat oder gesetzlich versichert – steigende Kosten lassen für beide Systeme die Luft dünner werden. Doch besteht kein Anlass zur Panik: Stimmt die Zielgruppe, kann die PKV mit Qualität und angemessenen Beiträgen punkten.

Qualität statt Preiskampf

Die Marktsituation hatte auch in der PKV in den vergangenen Jahren einen Preiswettbewerb ausgelöst. Gerd Güssler vom Branchen-Informationsdienstleister KVpro hat das kritisch verfolgt, ist allerdings davon überzeugt, dass die private Absicherung für den Krankheitsfall auch in Zukunft ein gutes Prinzip ist: „Es sind nur noch zu viele Leute privat krankenversichert, die dort eigentlich nicht hingehören oder mit einer PKV nicht umgehen können“, sagt er. „Geringe Beiträge erkaufe ich mir durch Leistungsverzicht. Zu wenig Beitrag bedeutet, im Leistungsfall nicht ausreichend abgesichert zu sein.“

Dem Prinzip „Geiz ist geil“ sollte man laut Güssler das Prinzip „Qualität schlägt Preiskampf“ entgegenhalten: „Sofern die Zielgruppe passt, ist der Leistungskatalog, den qualitativ hochwertige Tarife bieten, ein starkes Argument für die PKV.“ Eine weitere Herausforderung für die Branche sind die anhaltend niedrigen Zinsen. Laut des aktuellen Marktausblicks der Rating-Agentur Assekurata für das kommende Jahr sank die Nettoverzinsung im Branchendurchschnitt zwischen 2005 und 2013 von 5,11 auf 4,03 Prozent. Nach Einschätzung von Assekurata-Analyst Gerhard Reichl werden die Nettorenditen 2014 erneut zurückgehen und unter die 4-Prozent-Marke rutschen. „Der Rechnungszins dürfte in den kommenden Jahren die Beitragserhöhungen mitbestimmen. Bei der derzeitigen Kapitalmarktsituation dürften Nettorenditen von unter 4 Prozent künftig marktweit keine Seltenheit mehr darstellen“, sagt Reichl.

Rechnungszins kann auch für den Bestand gesenkt werden

Doch Untergangsszenarien sind fehl am Platz. Denn anders als in der Lebensversicherung, die Garantien bedienen muss, könnte der Rechnungszins von den Krankenversicherern auch für den Bestand gesenkt werden. Noch liegen die Unternehmen deutlich über dem, was sie ausschließlich zur Verzinsung der Altersrückstellungen bräuchten. Das liegt daran, dass die Kapitalanlagen eines Krankenversicherers aufgrund des Eigenkapitals und der Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) größer sind als die reine Menge der Altersrückstellung.

Hinzu kommt, dass Versicherungen auf beides keinen Rechnungszins erwirtschaften müssen. Deshalb reichen ihnen deutlich niedrigere Verzinsungen von zuletzt durchschnittlich 3,1 Prozent aus, um die Deckungsrückstellung mit dem kalkulierten Zins bedienen zu können. Das wirtschaftliche Risiko trägt ohnehin der Versicherte in Form von Beitragsanpassungen. Aber natürlich wird die langfristige Finanzierbarkeit des Rechnungszinses bei den anhaltend niedrigen Zinsen auch für die PKV zunehmend zur Herausforderung.

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