Eine Schleuse an einem großen See: Stehen die Darmschleusen durchgehend offen, kann dies gravierende Folgen haben. © Getty Images
  • Von Joachim Haid
  • 01.11.2019 um 14:06
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Bereits im letzten Beitrag haben wir uns mit dem Darm beschäftigt. Alle Krankheiten beginnen im Darm – dieses Zitat wird Hippokrates zugesprochen. Lassen Sie uns noch etwas mehr Licht in das Dunkle bringen und prüfen wir, was an der Aussage des griechischen Arztes dran ist.

Wer regelmäßig ausreichend schläft, fühlt sich nicht nur fitter, er ist es auch tatsächlich. Kombinieren wir dies nun noch mit einer ausgewogenen körperlichen Belastung im primär aeroben Bereich, reduziert sich der Stress und wir sind insgesamt weniger stressanfällig. Yoga ist hier ebenfalls ein sehr gutes Mittel. Natürlich sollten wir auch auf eine individuelle, artgerechte Ernährung achten. Diese hat sehr großen Einfluss auf die Darmbakterien.

So wichtig sind unsere Darmbakterien

Damit die extrem dünne Darmschleimhaut optimal arbeiten kann, benötigt sie Nährstoffe. Zu erwähnen ist hier vor allem die kurzkettige Fettsäure Butyrat.

Diese wird von Darmbakterien produziert. Beispielsweise den Fermicuten und den Bacteriodetes (zum Film).

Sind nun zu wenige dieser Bakterien vorhanden, leidet unsere Darmschleimhaut. In der Fachsprache intestinale Mukosa genannt, Hunger. Damit wird sie anfälliger und kann löchrig werden. Ein chronischer Mangel an Butyrat wird in Verbindung mit Erkrankungen wie Diabetes Typ II und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebracht. In der uralten ayurvedischen Medizin wird Ghee, geklärte Butter, seit Jahrtausenden eingesetzt. Hier ist Butyrat enthalten. Ghee kann hervorragend zum Braten verwendet werden. Es lässt sich hoch erhitzen ohne, dass dabei Fette oxidieren oder Transfettsäuren entstehen.

Eine überwiegend pflanzliche Ernährung fördert die butyratbildenen Bakterien. Sowohl die Bacteriodetes, als auch die Firmicuten lieben Ballaststoffe. Zu viele dieser Spezies sollten es aber auch wieder nicht sein, denn diese könnten sonst zu Übergewicht führen, da sie aus den Ballaststoffen dem Körper Kalorien zur Verfügung stellen können (siehe hier unter der Überschrift „Ballaststoffe sind nicht gleich Ballaststoffe“). Es geht, wie eben immer, um die richtige Balance.

Auch wichtig sind Bifidobakterien und Lactobacilli. Diese bilden eine Art Barriere im Darm und dichten die Schleimhaut ab. Sie reduzieren damit das Risiko eines Leaky Gut. Weiterhin senken Sie durch die Produktion von Milchsäure den PH-Wert. Damit werden pathogene Keime in Schach gehalten, beispielsweise Salmonellen und Fäulnisbakterien.

Bifidobakterien produzieren darüber hinaus ein Toxin, das Bifidin. Dieses mögen wiederum Listerien und Clostridien nicht. Letztere sind, neben E. Coli, in der Lage, Histamin zu produzieren, was Allergiesymptome hervorrufen, oder diese verstärken kann.

Leaky Gut – wie wird dieser diagnostiziert?

Um festzustellen, ob Sie unter einem löchrigen Darm leiden, reicht ein Stuhltest. Hierbei sollten sowohl Alpha-1-Antritrypsin, Calprotectin und Zonulin getestet werden. Ein entsprechender Test ist bereits, ohne Honorar des Therapeuten, für weniger als 70 Euro möglich. Bei den ersten beiden Werten handelt es sich um Indikatoren entzündlicher Prozesse. So werden erhöhte Werte von Alpha-1-Antritrypsin beispielsweise auch bei Colitis ulcerosa und Morbos Crohn gemessen. Zonulin wurde eingangs bereits erwähnt.

Sollte ein Leaky Gut festgestellt werden, muss das kein dauerhaftes Schicksal sein. Mit einer entsprechenden angepassten und darmfreundlichen Ernährung können die Schleusen wieder geschlossen und die Darmschleimhaut regeneriert werden. Häufig berichten Patienten im Anschluss, dass sie sich fitter und leistungsfähiger fühlen, oder Allergien zurück gegangen, manchmal sogar komplett verschwunden sind. Ein gesunder Darm in Balance bietet also viele Vorteile für die Gesundheit.

 

 

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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