Über die App Vivy zum Beispiel können Kunden ihre Röntgenbilder einsehen, einen Medikamentenplan erstellen und ihre Notfalldaten immer zur Hand haben. © Screenshots Vivy-App
  • Von Karen Schmidt
  • 18.11.2019 um 13:20
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Die Digitalisierung verändert die Krankenversicherung. Apps können helfen, Krankheiten zu lindern, digitale Gesundheitsakten erinnern an Vorsorgetermine und dank Big Data werden Produkte stärker auf einzelne Kunden zuschneidbar. Ein Blick in die Zukunft der PKV.

Noch ganz frisch am Markt ist der im Mai 2019 gestartete, gesundheitsfördernde Tarif der Axa: „Active Me bietet Service-Angebote und finanzielle Vorteile, um unsere Versicherten einfach und unkompliziert darin zu unterstützen, etwas für ihre eigene Leistungsfähigkeit und Fitness zu tun“, sagt Thilo Schumacher, bei Axa Deutschland für die Personenversicherung verantwortlich. Die Services reichen dabei vom Online-Rückentrainer bis hin zur Kostenerstattung von Präventionskursen.

Honoriert wird das gesundheitliche Engagement der Versicherten durch entsprechende Boni. Ab dem zweiten Versicherungsjahr erstattet der Versicherer zum Beispiel Rechnungen bis zu 200 Euro pro Jahr für „alles, was Ihrer Gesundheit guttut“. Dazu gehören der Kauf von Sportschuhen, Heimtrainern oder der Besuch von Yoga-Kursen und Fitness-Studios. Auch gibt es beispielsweise einen Bonus im Wert von 50 Euro pro Jahr, wenn der Kunde beim sogenannten Body-Abdomen-Index – dieser setzt den Bauchumfang ins Verhältnis zur Körpergröße – einen Wert im Normalbereich aufweist.

Passgenaue Produkte für den Kunden

Damit ist das Ende der Fahnenstange bei der Prävention aber noch nicht erreicht, meint Zukunftsforscher Berger. Ein Versicherer könne etwa die Genomsequenzierung eines gesunden Mitglieds bezahlen, im Austausch gegen die Daten, die diese Analyse mit sich bringt. Daraus ließen sich „passgenaue Gesundheitsangebote“ für Kunden stricken. „Das wird einige abschrecken, und andere Versicherte werden sich über dieses Angebot freuen“, so Berger. „In einem solchen Fall ist die Kasse aber nicht mehr vordergründig die Zahlstelle für erbrachte Leistungen, sondern der Wegbegleiter eines gesunden Lebens – ein Gesundheitslotse. “

Ganz eng verwoben mit diesem Gedanken des Versicherers als Gesundheitslotsen sind also die Digitalisierung und das Anbieten entsprechender Apps und digitaler Services. Auch hier tut sich einiges am Markt. Beispiel Axa Active Me: Wird der Kunde krank, muss er sich nicht in ein überfülltes Wartezimmer setzen, um etwa eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu erhalten. Stattdessen kann er über den Service TeleClinic einen Arzt online konsultieren, der rund um die Uhr erreichbar ist, eine erste Diagnose fällen und Rezepte oder eben AU-Bescheinigungen ausstellen kann.

Ein Ökosystem für Gesundheit

Ein anderes Beispiel ist das Gesundheits-Ökosystem Vivy, das 29 Krankenkassen und 4 private Versicherer ihren insgesamt 19,4 Millionen Kunden anbieten. Mit der App soll der Patient seine persönlichen Gesundheitsdaten sowie Befunde, Labordaten und Röntgenbilder speichern, verwalten und bei Bedarf mit Ärzten teilen können. Auch mögliche Wechselwirkungen bei der Medikamenteneinnahme zeigt Vivy an, ebenso erinnert die App an Vorsorgeuntersuchungen und Impftermine.

Solche „administrativen“ Themen seien häufig der erste und offensichtlichste Gedanke, wenn es darum ginge, Versicherungsleistungen zu digitalisieren, meint Michael Mücke, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Mücke, Sturm & Company. „Die Digitalisierung bietet Versicherungen jedoch die Möglichkeit, sich entlang der gesamten Versorgungskette des Patienten – Prävention, Diagnose, Behandlung, Monitoring und Administration – zu positionieren und Kunden-Touchpoints zu besetzen.“

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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