Intonateur André Gude steht bei der Vorintonation von Orgelpfeifen in der Werkstatt der Firma Hermann Eule Orgelbau Bautzen: Das Traditionsunternehmen sieht den Fachkräftemangel als größte Herausforderung im 150. Jahr seines Bestehens. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert
  • Von Karen Schmidt
  • 23.08.2022 um 11:53
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Kleine und mittelgroße Unternehmen in Deutschland haben zunehmend Probleme damit, geeignetes Personal zu finden und zu halten. Aber sie zeigen sich nicht untätig, wie eine aktuelle Studie der Gothaer offenbart. Deutlich im Kommen ist etwa die betriebliche Krankenversicherung.

Den deutschen Unternehmen fehlt es an Fachkräften. Und das Problem verschärft sich. So meinen 46 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland dass sie Probleme damit haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und an ihr Unternehmen zu binden. Das sind 6 Prozentpunkte mehr als noch 2021.

Das zeigt eine Umfrage der Gothaer unter deutschen KMU. Mehr als 1.000 Leute haben daran teilgenommen. Auffällig seien die Unterschiede zwischen kleinen und größeren Unternehmen: Während 28 Prozent der Kleinstunternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitenden das Problem des Fachkräftemangels sehen, sind es bei Unternehmen mit einer Größe von 11 bis 20 Mitarbeitenden schon 44 Prozent. Bei den mittleren und größeren Unternehmen mit 21 bis 200 beziehungsweise 201 bis 500 Mitarbeitenden sind 58 und 54 Prozent.

Ein wesentlicher Treiber für den Fachkräftemangel ist der demographische Wandel. Laut Statistischem Bundesamt wird im Jahr 2035 die Zahl der Personen im erwerbstätigen Alter zwischen 19 und 67 Jahren zwischen 46 und 48 Millionen Menschen betragen. Im Vergleich zum Jahr 2020 entspräche das einem Rückgang zwischen 7 und 11 Prozent.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Untätig sind die deutschen Firmen nicht, wenn es um ihre Attraktivität als Arbeitgeber geht. Auf Platz 1 der genutzten Möglichkeiten, um junge Arbeitnehmende zu gewinnen: flexible Arbeitszeiten. 44 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf Vereinbarungen, die beim Arbeitszeitrahmen von der sogenannten Normalarbeitszeit abweichen. 38 Prozent bieten die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten an. Knapp dahinter reihen sich attraktive Gehaltszahlungen (37 Prozent) ein.

bAV und bKV sind ebenfalls genutzte Maßnahmen

30 Prozent der KMU bieten ihren Mitarbeitenden mittlerweile auch eine betriebliche Altersversorgung (bAV) an. Mit Blick auf die wachsende Rentenlücke der Menschen haben immerhin 2 Prozent mehr der befragten Unternehmen die bAV im Kampf um Talente für sich entdeckt. Sie rückt damit auf Platz 4 und überholt die Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die auf Platz 5 zurückfallen und im Vergleich zum Vorjahr 3 Prozentpunkte verlieren.

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Quelle: Robert Kneschke / Canva

Signifikant gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) zur Verfügung stellen. Waren es im vergangenen Jahr noch 10 Prozent der Unternehmen, sind es in diesem Jahr schon 13 Prozent. Sie liegt – gleichauf mit dem Jobticket und Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsförderung – noch vor der betrieblichen Unfallversicherung (11 Prozent) auf Platz 7.

Verbesserungspotenzial bei Personalmaßnahmen

Was die systematische Umsetzung verschiedener Personalmaßnahmen betrifft, haben KMU noch Luft nach oben. 34 Prozent geben an, über eine Recruiting-Strategie zu verfügen. 29 Prozent der Unternehmen setzen auf ein strukturiertes Onboarding neuer Mitarbeitender. Ein Talentmanagement-Konzept – also das Identifizieren, Halten und Entwickeln von qualifizierten Fachkräften – findet in 25 Prozent der Unternehmen Anwendung. 35 Prozent setzen keine der genannten Maßnahmen um. Auch hier auffällig: Je größer das Unternehmen, desto häufiger werden die Maßnahmen umgesetzt.

 

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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