Der Alte Leipziger-Hallesche-Konzern hat seinen Sitz in Oberursel. © Alte Leipziger
  • Von Lorenz Klein
  • 19.03.2020 um 13:18
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Der Versicherungskonzern Alte Leipziger-Hallesche hält es für unmöglich, den Maximalschaden durch die Corona-Krise zum jetzigen Zeitpunkt zu ermitteln. Wie stark der Versicherer von der Krise betroffen werde, hänge maßgeblich von deren Dauer ab, sagte Konzernchef Christoph Bohn. Im Versichertenbestand und in der Belegschaft machte das Unternehmen bislang vier beziehungsweise fünf Corona-Erkrankungen ausfindig.

Angesichts der Corona-Krise gerieten die sehr guten Bilanzkennzahlen, die der Versicherungskonzern Alte Leipziger-Hallesche am Donnerstag für das vergangene Jahr vermelden konnte, in den Hintergrund.

Wie zu erwarten, nahmen die aktuellen und potenziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie in der diesjährigen Bilanzpressekonferenz, die via Internet übertragen wurde, einen großen Raum ein. Und das galt geradezu bildhaft – denn die in Oberursel und Stuttgart per Video zugeschalteten Konzernvorstände ließen großzügig Platz zum jeweiligen Sitznachbarn, ganz im Sinne der geforderten Hygieneregeln.   

„Wir haben bisher keinen Maximalschaden ermittelt – das ist auch gar nicht möglich“, stellte Konzernchef Christoph Bohn in Bezug auf mögliche Marktverwerfungen klar. Gleichwohl habe man als Konzern natürlich eine Einschätzung der Lage vorgenommen.

Potenzielle Schäden beträfen den Versicherer zum einen in der privaten Krankenversicherung. Hier bleibe abzuwarten, wie sich das Leistungsverhalten künftig entwickle. Zugleich betonte Bohn, dass man auf der reinen Leistungsseite zumindest derzeit nicht „von einer übermäßigen Entwicklung“ gegenüber dem Vorjahr ausgehe.

Größte Auswirkungen bei Kapitalanlage erwartet

Weiter erklärte der Konzernchef, dass man absolut nicht einschätzen könne, wie die Entwicklung im Neugeschäft sein werde. So hänge hier die Entwicklung maßgeblich davon ab, wie lang die Krise dauere, so Bohn. Unter anderem ist es aber laut Bohn derzeit bloße Spekulation, einzuschätzen, wann ein Impfstoff gegen eine Erkrankung mit COVID-19 verfügbar sein kann.

Die größten Auswirkungen der Corona-Krise ergäben sich „bei der Kapitalanlage und der Entwicklung des Marktes in der nächsten Zeit“, betonte Bohn.

Martin Rohm, im Konzernvorstand für die Kapitalanlagen zuständig, berichtete dann auch, dass seine Sorge nicht zuvorderst den weltweiten Verlusten bei Aktien infolge des „globalen Absturzes“ gelte, sondern den gut 85 Prozent der Anlagen in der Versicherungsbranche. Damit meinte Rohm festverzinsliche Wertpapiere, insbesondere Staatsanleihen.

Dabei verwies er auf den deutlichen Anstieg bei Risikoprämien „auf alles, was nicht beste Qualität ist“. Zugleich betonte Rohm, dass es sich bei über 90 Prozent der Wertpapierbestände im Konzern um Triple A- und Double A-Anlagen halte. Insofern sei man hier „solide aufgestellt“.

Im Hinblick auf die Aktienquote sagte Rohm, dass die hauseigenen Risikosteuerungssysteme funktioniert hätten. So sei man mit einem Aktienanteil von 4,5 Prozent ins Jahr 2020 gestartet. Nunmehr liege diese bei aktuell nur noch 0,4 Prozent. Gleichwohl äußerte sich Rohm überzeugt, dass die Rezession kommen werde, die Frage sei nur, wie stark und wie lange diese ausfalle.

Produktseitig rechnet Leben-Vorstand Jürgen Bierbaum hingegen mit keinen „nennenswerten Effekten“, was etwa Risikolebensversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen betreffe.

Fünf Mitarbeiter mit COVID-19 infiziert

Auch zu den direkten Auswirkungen der Pandemie auf Belegschaft und Kunden nahm die Alte Leipziger-Hallesche Stellung. Demnach sei bislang bei fünf Mitarbeitern eine Infektion mit COVID-19 festgestellt worden, davon bezogen sich vier auf den Stuttgarter Raum und eine auf Düsseldorf. Insgesamt 100 Mitarbeiter befänden sich derzeit in Quarantäne, woraus sich bisher allerdings kein positiver Test ergeben habe.

>>> Wie es um die Homeoffice-Kapazitäten der Alte-Leipziger-Hallesche bestellt ist, zeigt der Nachfolgebeitrag.

„In unserem Versichertenbestand haben wir stand heute vier Versicherte identifiziert mit Corona“, ergänzte Kranken-Vorstandsfrau Wiltrud Pekarek. Zwei davon seien über eine Arbeitsunfähigkeitsmeldung identifiziert worden. In diesen beiden Fällen fielen Stand heute keine Behandlungskosten an, so Pekarek. Die beiden übrigen Fälle seien stationärer Art, darunter eine Intensivbehandlung für eine Woche. Kosten hierzu lägen noch nicht vor.

Da jedoch viele Corona-Erkrankungen aufgrund milder Verläufe ohne medikamentöse Behandlung begleitet würden, sei das Krankenaufkommen aber im Moment noch „sehr, sehr verhalten“, fügte Pekarek hinzu.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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