Alt und Jung müssen sich gegenseitig unterstützen. Nur so funktioniert der Generationenvertrag. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 31.03.2016 um 11:23
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Der Generationenvertrag alter Prägung ist ein Auslaufmodell, sagt Sozialwissenschaftler Wolfgang Gründinger. Nur die Älteren profitierten davon, die Jüngeren müssten vor allem blechen. Um das Problem zu lösen fordert er mehr Durchblich bei Versicherung, mehr neutrale Beratung und die Alten, die das Land wieder enkeltauglich machen.

Die neuerliche Rentenerhöhung stößt bei Sozialwissenschaftler Wolfgang Gründinger, Jahrgang 1984, auf Kritik. Der aktuellen Rentnergeneration gehe es schon gut. Nun werde sie von der Politik weiter gepäppelt, um Wählerstimmen zu gewinnen. Die Idee des Generationenvertrags – nämlich einen Interessenausgleich zwischen Jung und Alt herzustellen – trage sich nicht mehr. Die Jüngeren hätten das Vertrauen längst verloren.

„Der Generationenvertrag ist zur Einbahnstraße geworden“, schreibt er in einem Gastbeitrag für Fonds Professionell. „Die Alten bekommen Mütterrente und Rente mit 63, obendrauf eine satte Erhöhung um mehr als 4 Prozent, und die Jungen bekommen – nichts! Schlimmer noch: Sie müssen dafür sogar bezahlen. Bei aller Solidarität: Das ließe sich auch gerechter finanzieren.“ Er finde, dass man von einer reichen und zahlreichen Altengeneration erwarten könnte, dass sie mehr an die Jungen abgibt.

„Wenn uns heute jemand sagt: ‚Die Rente ist sicher‘, dann lachen wir ihn aus ob seiner Weltfremdheit. Das Vertrauen in die staatliche Rente ist gebrochen.“ Und das, obwohl das Umlagesystem in Wahrheit weit besser sei als sein Ruf.

Andere Sorgen, als die Altersvorsorge

Es sei nicht so, dass die Jungen sich mit privater Altersvorsorge überhaupt nicht beschäftigen wollten. Aber es gebe eben auch andere Sorgen: eine bezahlbare Wohnung finden; einen Master-Platz ergattern; die Miete bezahlen können; einen anständig entlohnten Job finden, der länger dauert als ein halbes Jahr; vielleicht eine Familie gründen.

„Was Politik und Wirtschaft dringend begreifen müssen: Wir brauchen mehr Transparenz für die Versicherungsbranche, plus einen massiven Ausbau neutraler Beratung, die sich unser Vertrauen verdient. Und noch etwas brauchen wir: die Alten. Wir Jüngeren sind wenige, wir sind vereinzelt, finanzarm und schlecht organisiert. Die Alten von heute dagegen sind viele, sie treffen die wichtigen Entscheidungen und stellen die Masse der Wähler und der Verbraucher“, schreibt Gründinger.

Ohne die Alten könnten die Jüngeren es nicht schaffen, das Land enkeltauglich zu machen. Die Alten von heute hätten das Land so gemacht, wie es ist. Und müssten dafür Verantwortung tragen.

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