Ein Arzt arbeitet mit Virtueller Realität: Die Digitalisierung verändert die Berufe. Darauf müssen sich auch die Berufsunfähigkeitsversicherer einstellen. © Shutterstock
  • Von Karen Schmidt
  • 18.06.2020 um 14:06
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Durch die Digitalisierung und andere Trends wandeln sich die Berufsbilder. Wie zeitgemäß ist da noch die klassische Berufsgruppeneinteilung in der Berufsunfähigkeitsversicherung? Es ist Zeit, umzudenken.

Immer mehr Versicherer geben sich aus diesen Gründen nicht mehr mit der Einteilung ihrer Kunden in starre Berufsgruppen zufrieden, sondern stellen sogenannte Scoring-Fragen, um das Risiko des Kunden individueller einschätzen zu können. Die Zurich schwenkte im August 2019 von der alten Systematik auf ein Scoring-Modell um. „Die Arbeitswelt unterliegt rasanten Veränderungen. Neue Berufe kommen täglich dazu, andere verlieren an Bedeutung. Bestehende Berufe verändern sich stärker und schneller denn je. Menschen mit ähnlichen Berufsbezeichnungen können dennoch sehr unterschiedliche Tätigkeiten ausüben, die wiederum zu unterschiedlichen Risikosituationen führen“, sagt Andreas Runkler, Bereichsleiter Produktmanagement Leben bei der Zurich. Dem wollte man mit dem neuen Modell Rechnung tragen.

Bei dem Scoring-Verfahren der Zurich werden Angaben des Kunden zur beruflichen Tätigkeit verwendet, um eine Grundeinstufung vorzunehmen. Nach dieser Zuordnung werden mit dem jeweiligen Scoring-Modell für diese Tätigkeit relevanten Kriterien wie Tätigkeitsart (Anteil der Bürotätigkeit), Tätigkeitsstatus (unbefristet angestellt, selbstständig, Student und so weiter), ­Tätigkeitsort, Berufs- und ­Bildungsabschluss (Master, Examen, abgeschlossene Ausbildung) und Führungstätigkeit (Zahl der Mitarbeiter) abgefragt. Runkler: „Durch Beantwortung der Fragen sammelt der Kunde Punkte. Anhand der Gesamtpunktzahl wird dann eine kundenindividuelle und damit risikoadäquate Prämie angeboten.“

Scoring-Fragen statt starre Berufsgruppen

Auch bei der Alten Leipziger ist man diesen Schritt gegangen: „Das klassische Berufsgruppenmodell in der bisherigen Form ist unseres Erachtens in der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr zeitgemäß“, sagt Jens Oliver Martin, Zentralbereichsleiter Produktmanagement Leben bei der Alten Leipziger. Daher hat der Versicherer aus Oberursel die Risikoeinstufung angepasst. Wie? „Neben dem Beruf berücksichtigen wir die Berufsstellung, die berufliche Qualifikation, den Anteil der Bürotätigkeit, eine mögliche Personalverantwortung sowie das Raucherverhalten“, erklärt Martin. „Das neue Verfahren wird dem individuellen Einzelfall gerechter und kann – je nach konkreter Ausgestaltung des Berufs – zu niedrigeren Beiträgen führen.“

Zu deutlich niedrigeren. Zehn Berufsgruppen hat die Alte Leipziger. Dabei reicht die Beitragsspanne von 28,50 Euro in der risikoärmsten Gruppe (für 1.000 Euro BU-Rente bei Eintrittsalter 30, Endalter 65 und einem nicht rauchenden Kunden mit Überschussverwendung Beitragsverrechnung) bis zu 158,11 Euro monatlich in der risikoreichsten Gruppe.

Großer Hebel bei den Prämien

Wie groß der Hebel sein kann, zeigt auch ein Beispiel der LV 1871, die ebenfalls auf Scoring-Fragen setzt. Musterkunde ist der nicht rauchende, ledige Malermeister, der mit 30 Jahren das Produkt Golden SBU des Versicherers mit 1.000 Euro monatlicher BU-Rente bis Endalter 65 abschließt. „Ohne nähere Angaben liegt der Zahlbeitrag für diesen Kunden bei 90,80 Euro im Monat“, erklärt Iris Bauer, Leiterin Produktmanagement und Produktentwicklung bei der LV 1871.

Bei 50 Prozent Bürotätigkeit beziehungsweise aufsichtsführenden Tätigkeiten und der Verantwortung für vier Mitarbeiter reduziert sich der Zahlbeitrag auf 75,04 Euro monatlich. „Bei 90 Prozent Bürotätigkeit und Verantwortung für zehn Mitarbeiter sind es noch 62,21 Euro monatlicher Zahlbeitrag“, so Bauer weiter.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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Die goldenen Tipps: Berufsunfähigkeitsversicherung für Akademiker
Vor 3 Jahren

[…] In einigen Fällen zahlen Sie bei der „self made BU“ sogar mehr. Wie das kommt, habe ich dem Fach-Magazin Pfefferminzia in der Ausgabe vom 18.06.2020 verraten. […]

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