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  • Von Redaktion
  • 08.06.2016 um 18:55
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Private Krankenvorsorge vom Arbeitgeber ist die am meisten unterschätzte Zusatzleistung – das zeigt eine Studie der Allianz. Vorstandsmitglied Jan Esser erklärt, was das für die Praxis bedeutet.

Mitarbeiter denken pragmatischer, als ihre Arbeitgeber vermuten. Für sie sind Vorsorge- und Absicherungsthemen oft wichtiger als vermeintliche Prestigeobjekte wie ein Firmenwagen. Das erklärt Allianz-Vorstand Jan Esser im Interview mit Haufe online auf die Frage, warum Angebot und Nachfrage bei der betrieblichen Krankenversicherung so weit auseinanderklaffen. Der Grund sei einfach: Diese auf den ersten Blick etwas „langweiligen“ Zusatzleistungen wie betriebliche Krankenversicherung oder Altersvorsorge decken Bereiche ab, über die sich viele von Haus aus eher ungern Gedanken machen. „Wenn der Chef hier einspringt, nimmt er seiner Belegschaft ein schwieriges Thema ab – und entlastet sie gleichzeitig finanziell. Die Mitarbeiter wissen eine solche Geste sehr zu schätzen.“

Dennoch sei es so, dass die betriebliche Krankenversicherung (bKV), also die vom Chef finanzierte private Krankenzusatzversicherung, in Deutschland ein relativ junges Phänomen ist. Die Allianz-Erfahrung zeige jedoch klar: Hat sich ein Unternehmen für die bKV entschieden, bekomme es regelmäßig sehr positive Rückmeldungen. „Das hängt vor allem mit unserem Gesundheitssystem zusammen. Obwohl es zu den leistungsfähigsten der Welt zählt, gibt es einige Lücken, beispielsweise beim Zahnersatz, bei Sehhilfen oder beim Heilpraktiker“, sagt Esser. Genau da setzt die bKV an und ergänzt die Leistungen der gesetzlichen Kassen. Und das Ganze ohne Gesundheitsprüfung und Wartezeiten. Dadurch fühlen sich 70 Prozent der Arbeitnehmer besonders wertgeschätzt.“

Nicht nachvollziehbar ist für Finanzvorstand Esser, warum die bKV vielen Unternehmen wegen der steuerlichen Behandlung zu teuer geworden sei. „Weshalb sollen ein Tankgutschein oder eine Betriebsfeier steuerlich begünstigt sein, die betriebliche Krankenversicherung jedoch nicht? Will die Politik Gesundheitsleistungen weiter fördern und für mehr Menschen eine zusätzliche Absicherung ermöglichen, dann wäre es sinnvoll, bKV-Beiträge steuerlich zu begünstigen und die betriebliche Krankenversicherung neben der betrieblichen Altersversorgung als zweite Säule der betrieblichen Vorsorge aufzubauen“, so Essers Forderung.

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Nach einer Studie von Bülow & Consorten schätzen über 90 Prozent der befragten Personalverantwortlichen ihren derzeitigen Kenntnisstand zur bKV als höchstens mittelmäßig ein. Auf die Frage, was man hier ändern könne, sagt Esser: „Zweifellos gibt es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, um die bKV an sich und ihren Mehrwert bekannt zu machen. Gerade weil sie bei den Arbeitnehmern so beliebt ist, bietet sie einen wirksamen Hebel für alle Unternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter finden und binden möchten – also die Zukunft seines Betriebs sichert. Da sind auch wir als Versicherer gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern gefordert.“

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