Trotz Fortschritt: Frauen sind oft schlechter für das Alter abgesichert. © senivpetro / Freepik.com
  • Von Redaktion
  • 22.01.2024 um 15:00
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Frauen unterschätzen oft ihre Lebenserwartung und damit auch ihre drohende Rentenlücke. Wie sich das Problem lösen lässt, erklären die Allianz-Leben-Expertinnen und -Experten Edina von Brühl, Corina Ent und Thomas Langner im Gespräch.

Pfefferminzia: Frau von Brühl, warum ist eine lebenslange Versorgung im Alter gerade für Frauen so wichtig?

Edina von Brühl, Head of CEO Office Allianz Lebensversicherung: Frauen unterschätzen oft ihre Lebenserwartung. Meine statistische Lebenserwartung liegt beispielsweise bei 94,6 Jahren. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 31 Prozent werde ich älter als 100, mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit immerhin älter als 90. Wir leben also definitiv länger, als wir denken – Frauen dabei im Schnitt noch einmal fünf Jahre länger als Männer. Um im Alter den Lebensstandard halten und monatliche Ausgaben decken zu können, ist daher eine lebenslange Rente wichtig. Sich bei diesen Lebenserwartungen nur auf einen Auszahlungsplan zu verlassen, ist aus meiner Sicht zu kurz gedacht. Am Ende bin ich noch da, aber mein Vermögen ist aufgebraucht.

Wenn es um die Altersvorsorge von Frauen geht, kommt in aller Regel der Gender Pension Gap auf. Was ist das und wo kommt er her?

Corina Ent, Projektleiterin Marktmanagement Allianz Lebensversicherung: Der Gender Pension Gap beschreibt die unterschiedlich hohen Renten von Männern und Frauen in Deutschland. Er beträgt mehr als 40 Prozent! Die Gründe hierfür sind vielfältig: Frauen verdienen im Schnitt immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Und weniger Einkommen heißt weniger Rente. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit – zwei Drittel aller Mütter sind nicht Vollzeit beschäftigt. Bei den Männern sind es übrigens nur 6 Prozent. Im Schnitt zahlen Frauen zwölf Jahre weniger in die gesetzliche Rentenversicherung ein, weil sie zu Hause bleiben, die Kinder betreuen oder Angehörige pflegen.

Was können Frauen tun, um diese Lücke zu schließen?

Corina Ent: Sich mit der eigenen Rentenlücke zu beschäftigen ist der erste und wichtigste Schritt. Frauen müssen sich einen Überblick verschaffen, um den eigenen Bedarf richtig einschätzen zu können. Ganz wichtig ist, das nicht aufzuschieben! Viele Frauen wissen nicht, wie es mit ihrer Rente aussieht. Im Rahmen einer von Allianz Leben durchgeführten Studie zum Thema Equal Pension mit über 1.000 Frauen haben wir herausgefunden, dass viele Frauen die Lücke falsch einschätzen. Um herauszufinden, wie groß sie wirklich ist, gibt es zum Beispiel unseren Rentenkompass der Allianz.

Bei Paaren mit Kindern lohnt es sich, die Rentenbescheide zu vergleichen: Klafft hier schon eine Lücke? Wenn dem so ist, dann gilt es, Ruhe zu bewahren und realistisch zu bleiben. Denn auch kleine Schritte führen zum Ziel. Da muss niemand horrende Summen von jetzt auf gleich auf die Seite legen. Besser klein anfangen, als gar nichts zu tun. Auch kleine Beträge können langfristig einen großen Effekt haben. Gegebenenfalls kann eine bestehende Vorsorge ergänzt oder Vermögen für die Altersvorsorge verwendet werden.

Frau von Brühl, welche Möglichkeiten der Altersvorsorge gibt es für Frauen?

Edina von Brühl: Es gibt viele Möglichkeiten fürs Alter vorzusorgen, sei es über eine private Altersvorsorge oder die staatlich geförderte betriebliche Altersversorgung, kurz bAV. Gerade die bAV bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Denn was vielen nicht bewusst ist: Arbeitnehmende haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf eine betriebliche Altersversorgung, durch die sogenannte Entgeltumwandlung. Darüber hinaus haben viele Arbeitnehmerinnen einen Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen, die in eine betriebliche Altersversorgung umgewandelt werden können.

Gibt es neben dem Gender Pension Gap eigentlich noch weitere Lücken?

Edina von Brühl: Ja, leider. Neben der Altersvorsorge klafft auch bei anderen Versicherungen ein „Gender Insurance Gap“. So gibt es auch bei der Berufsunfähigkeitsvorsorge eine Lücke zwischen den Geschlechtern. Laut aktuellen Studien sind nur zwei von fünf BU-Versicherten Frauen. Eine weitere Lücke zeigt sich deutlich in der Pflegeversicherung. Nur 7 Prozent aller Frauen haben eine, während es bei den Männern immerhin 13 Prozent sind.

Herr Langner, welche Rolle spielen Männer denn bei der Versorgung von Frauen?

Thomas Langner, Projektleiter Marktmanagement Allianz Lebensversicherung: Vorsorge ist Familiensache – vor allem dann, wenn sich Lebenssituationen verändern. Wenn sich eine Partnerin oder ein Partner etwa dafür entscheidet, sich verstärkt um die Kinder zu kümmern. Davon profitiert die ganze Familie – also sollte es umgekehrt auch so sein, dass beide Elternteile gleichermaßen vom Familieneinkommen profitieren und gleichberechtigt für die Rente vorsorgen. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Pflege von Angehörigen im Alter. Die finanzielle Zukunft jedes Familienmitglieds sollte diskutiert und selbstverständlich auch gesichert sein. Gemeinsam sollte man die Absicherung zum Thema machen, offen darüber sprechen und überlegen, was man für den internen Familienausgleich hinsichtlich der Altersvorsorge tun kann.

 

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