Geldpilot24-Mitgründer Torsten Guenther: Auch in der Rente flexibel bleiben © privat
  • Von Redaktion
  • 15.07.2025 um 10:56
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:25 Min

Beim Eintritt in die Rente alles in eine lebenslange Leibrente packen? Torsten Guenther, Mitgründer der Online-Plattform Geldpilot24, hält das nur bedingt für eine gute Idee. Seine Gedanken dazu, wie man es besser machen könnte, und welche Rolle die Whole-Life-Idee dabei spielt, erklärt er in diesem Gastbeitrag.

Wir setzen in der Beratung gezielt auf fondsgebundene Rentenversicherungen mit flexiblen Auszahlplänen und raten in der Regel davon ab, das gesamte Kapital zum Rentenbeginn direkt in eine lebenslange Rente umzuwandeln. Der Hintergrund liegt unter anderem in der konservativen Kalkulation der Versicherer mit deutschen Sterbetafeln sowie im langfristigen Kaufkraftverlust durch Inflation.

Ein 65-jähriger Mann muss laut Sterbetafeln rund 88 bis 91 Jahre alt werden. Eine gleichaltrige Frau sogar 91 bis 94 Jahre, um das eingezahlte Kapital rein rechnerisch über die Rente zurückzuerhalten.

Wird eine realistische Inflation von 3 Prozent einbezogen, verschiebt sich diese Rückholschwelle deutlich nach hinten. Unter realwirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es daher fraglich, ob man über die klassische Verrentung überhaupt das eigene Kapital vollständig zurückerhält – zumindest in realer Kaufkraft.

Deshalb bevorzugen wir moderne Fondsrenten mit echter Flexibilität. Das Kapital bleibt dabei auch im Ruhestand investiert, etwa mit einer langfristigen Renditeannahme von konservativen 4 bis 6 Prozent. Entnahmen können wir individuell gestalten – monatlich, jährlich oder nach Bedarf. Das ermöglicht nicht nur besseren Inflationsschutz. Es schafft auch Handlungsspielräume für Pflegekosten, größere Ausgaben oder unerwartete Veränderungen.

Ein Rechenbeispiel zeigt: Bei 100.000 Euro Kapital, 6 Prozent Rendite und 3 Prozent Inflation verbleiben nach 25 Jahren Auszahlplan inflationsbereinigt noch erhebliche Restwerte. Im Vergleich dazu ist das Kapital bei der klassischen Rentenzahlung in diesem Zeitraum in der Regel vollständig aufgebraucht – trotz relativ niedriger Monatsrenten über Jahrzehnte.

Verträge nicht auf fixen Ablauf ausrichten

Ein strategischer Gedanke in unseren Konzepten orientiert sich am Prinzip von Whole-Life-Tarifen: Es geht darum, Verträge so zu gestalten, dass sie nicht auf einen fixen Ablauf oder Rentenbeginn hin ausgerichtet sind, sondern ein Leben lang Flexibilität ermöglichen.

Die Vertrags-Laufzeit (nicht die Beitragszahlung) der fondsgebundenen Rentenversicherung wird dabei bewusst sehr lang gewählt – idealerweise bis 85, 90 oder länger. Dadurch bleibt der Kunde auch im Ruhestand selbstbestimmt. Er kann Kapital entnehmen, investiert bleiben oder zu einem selbst gewählten Zeitpunkt eine lebenslange Rente starten. Das ist ein klarer Unterschied zu Produkten mit starren Ablaufregelungen.

Ein häufig genutzter Baustein ist deshalb der Verzicht auf automatisches Ablaufmanagement. Dadurch kann der Kunde frei entscheiden, ob und wann die Verrentung beginnen soll – oder ob er die Auszahlung über Entnahmepläne selbst steuert. Auch der Rentenbeginn weit nach dem 67. Lebensjahr – zum Beispiel mit 75 oder 80 – ist möglich. Gleichzeitig bleibt der Vertrag steuerlich attraktiv und investiert. Entnahmen sind sowohl vor als auch nach dem individuell gewählten Rentenbeginn möglich.

Diese Ausgestaltung ist auch aus steuerlicher Sicht sinnvoll: Ein späterer Rentenbeginn verzögert die Besteuerung nach dem Ertragsanteil, und der Kapitalaufbau bleibt länger steuerlich begünstigt im Vertrag. Gleichzeitig bietet sie mehr Entscheidungsspielräume bei der Liquiditätsplanung im Alter.

Pflegetagegeldversicherung als biometrische, lebenslange Lösung

Wichtig ist uns dabei verständliche und transparente Aufklärung. Kundinnen und Kunden sollen genau wissen, was sie besitzen – und wie sie diese Flexibilität gezielt für sich nutzen können. Verträge mit Wahlrechten und echten Optionen sind nur dann ein Vorteil, wenn sie bewusst verstanden und genutzt werden.

Ergänzend empfehlen wir grundsätzlich jedem Kunden eine echte Pflegetagegeldversicherung als biometrische, lebenslange Lösung. Denn Pflegebedürftigkeit ist eines der zentralen finanziellen Risiken im Alter. Wer hierfür privat vorsorgt, schützt seine Altersvorsorge vor ungewolltem Kapitalverzehr und wahrt seine Selbstbestimmung auch im Pflegefall.

Fazit: Die klassische Verrentung ist oft nicht die wirtschaftlich sinnvollste Lösung. Fondsgebundene Rentenversicherungen nach dem Whole-Life-Prinzip mit langen Laufzeiten, flexiblen Entnahmemöglichkeiten, steuerlichen Vorteilen und ergänzender Pflegeabsicherung bieten deutlich mehr Chancen auf echten Werterhalt, Kontrolle und Freiheit im Ruhestand.

Über den Autor:

Torsten Guenther ist Mitgründer des Online-Portals Geldpilot24 und dort als CSO für die Strategie verantwortlich. Er setzt auf den Gedanken, Kunden volldigital beraten zu können. Parallel dazu greift er Vereinen, Clubs und Projekten finanziell unter die Arme, zum Beispiel der deutschen Nationalmannschaft im Rollstuhlrugby (ein Interview mit Spieler und Trainer lesen Sie hier).

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb