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  • Von Lorenz Klein
  • 26.04.2021 um 14:08
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Die Corona-Krise schlägt sich auch im Zweitmarkt für Lebensversicherungen nieder. Immer mehr Menschen müssen aus wirtschaftlicher Not ihre Altersvorsorge auflösen. Laut Policenhändler-Verband BVZL ist das Aufkaufsvolumen im vergangenen Jahr um 50 auf 290 Millionen Euro gestiegen. Mehr zu den Hintergründen und der aktuellen Preisentwicklung lesen Sie hier.

Der deutsche Zweitmarkt für Lebensversicherungen hat im vergangenen Jahr deutliche Zuwächse verzeichnet. Das Ankaufsvolumen stieg im Vergleich zu 2019 um 50 auf 290 Millionen Euro, was einem Plus von fast 20 Prozent entspricht. Das teilte der Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) am Freitag im Rahmen einer Online-Pressekonferenz mit.

Beim Blick auf die Verkaufsmotive zeigt sich, dass die anhaltende Pandemie offenbar viele Unternehmer und Gewerbetreibende dazu zwingt, sich von ihrer Altersvorsorge zu trennen, um existenzbedrohende finanzielle Engpässe zu überbrücken. Laut BVZL gibt es aber auch Policeninhaber, die ihre Lebensversicherung wegen sinkender Renditen verkaufen.

„Der Zweitmarkt für Lebensversicherungen ist im Aufwind. Im Verhältnis zu vergangenen Jahren gibt es jetzt deutlich mehr Bewegung am Markt“, bilanzierte Ingo Wichelhaus, Vorstand national beim BVZL. „Die Corona-Krise trägt natürlich dazu bei, dass sich mehr Menschen von ihren Policen trennen wollen.“

„Teilweise schon in die Knie gezwungen“

Diesen Eindruck konnte Christopher Gentzler, Geschäftsführer der Policen Direkt Versicherungs-Vermittlung GmbH, im Rahmen der Online-Veranstaltung bestätigen: „Wir haben mit Beschluss des ersten Lockdowns unmittelbar den erhöhten Liquiditätsbedarf festgestellt – der war insbesondere bei Gewerbetreibenden zu erkennen. Wir haben zwischenzeitlich eine Verdreifachung der Anfragen gespürt.“ Es sei herausfordernd gewesen, „diesem Ansturm Herr zu werden“, wie Gentzler zu schildern wusste. „Das hat dann Mitte des letzten Jahres ein Stück weit nachgelassen, wobei wir auch in der zweiten Jahreshälfte ein wirklich hohes Niveau wahrgenommen hatten“, referierte der Policen-Direkt-Geschäftsführer.

Ein Ende des Nachfrage-Trends scheint noch nicht absehbar. So stellt Policen Direkt nach Darstellung von Gentzler fest, „dass die Anfragen wieder massiv zunehmen, dass wir aktuell tatsächlich über dem Niveau liegen aus Frühjahr letzten Jahres“. Das hänge damit zusammen, „dass der zweite Lockdown insbesondere Gewerbetreibende aus der Gastronomie, aber auch aus anderen Bereichen, teilweise schon in die Knie gezwungen hat“, wie Gentzler ausführte.

Viel Potenzial in Sachen Marktbekannheit

Ein abruptes Ende der coronabedingten Sonderkonjunktur erwarteten die Teilnehmer nicht, denn die Krise ende nicht für alle gleichzeitig. Zudem wies Marcus Simon, Vorstand der Winniger AG, darauf hin, dass nach wie vor viel mehr storniert als verkauft würde. „Wenn wir weiter an der Bekanntheit arbeiten, und der Einbruch nicht von heute auf morgen so drastisch kommt, dann können wir mit mehr Bekanntheit den Corona-Effekt durchaus kompensieren“, erklärte Simon.

Der BVZL will sich laut Vorstand Wichelhausen dann auch weiterhin dafür einsetzen, dass Verbraucher über die Vorteile eines Vertragsverkauf gegenüber einer Vertragskündigung aufgeklärt würden. Denn anders als bei der Kündigung bekämen Kunden bei einem Verkauf ihrer Police drei bis fünf Prozent mehr Geld und behielten zudem einen reduzierten Todesfallschutz.

Umfeld „positiv für alle, die verkaufen möchten“

Weiter erklärte der Verband, dass das erhöhte Marktangebot infolge der Corona-Krise die Ankaufspreise nicht gedrückt habe. Die Preise seien weiterhin stabil, teilte der BVZL mit. So war sich die Runde sogar darin einig, dass die Preise um gut einen Prozentpunkt innerhalb der vergangenen zwölf Monate gestiegen seien. Das sei deshalb der Fall, weil es unter den 16 BVZL-Mitgliedern eine hohe Nachfrage gebe. Das Marktumfeld sei „positiv für alle, die verkaufen möchten“, betonte Thomas Wodrich, Vorsitzender des Verwaltungsrates von Partner in Life.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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