Ein Roboter empfängt Gäste auf der Bilanzpressekonferenz eines Unternehmens. Vor allem in der Versicherungsbranche ist die Sorge groß, dass neue Technologien den eigenen Arbeitsplatz ersetzen könnten. © picture alliance / SvenSimon | Elmar Kremser/SVEN SIMON
  • Von Lorenz Klein
  • 25.10.2021 um 14:42
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:05 Min

Jeder achte Beschäftigte in Deutschland hat Angst, dass der eigene Job von einem Roboter oder Computer übernommen wird – am größten ist die Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes infolge der Digitalisierung in der Versicherungs-, Banken- und Immobilienbranche, wie eine Umfrage der Unternehmensberatung EY ergab.

Übernimmt Kollege Computer bald auch meinen Job? Diese Frage stellen sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung immer mehr Deutsche.

Laut der aktuellen Jobstudie der Unternehmensberatung EY blicken vor allem Beschäftigte in der Banken-, Immobilien- und Versicherungsbranche auf die technologischen Veränderungen in ihrem beruflichen Umfeld mit Sorge: Jeder Fünfte (20 Prozent) bangt demnach in diesen Branchen um den eigenen Arbeitsplatz (siehe Grafik) – fast genauso viele sind es in der Automobilindustrie (19 Prozent). Zum Vergleich: Unter allen rund 1.500 repräsentativ befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland macht sich „nur“ jeder Achte Sorgen um seinen Job, wie EY am Montag auf Basis der Studie mitteilte.

Dass Beschäftigte in der Versicherungsbranche besonders große Angst davor haben, dass die Digitalisierung ihren Arbeitsplatz überflüssig machen könnte, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass neue Technologien bereits viele Aufgaben in der Assekuranz übernommen haben, die zuvor von Menschen ausgeführt wurden – dies legen zumindest die Studienergebnisse nahe.  

So haben neue Technologien über alle Branche hinweg betrachtet bei insgesamt 36 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bereits Teile ihrer Arbeit ersetzt. In der Bank-, Immobilien- und Versicherungsbranche trat dies mit 46 Prozent deutlich häufiger auf. Auch in der IT-Branche (42 Prozent), der Automobilindustrie (40 Prozent) und der Bau- und Energiewirtschaft (39 Prozent) habe der Einsatz digitaler Technologien den Angestellten „überdurchschnittlich oft Teile ihrer Arbeit abgenommen“, wie EY mitteilte.

Quelle: EY Jobstudie 2021
Versicherungsbranche schaut mit Sorge auf Produktwandel

Und auch mit Blick auf die künftige Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Produkte und Dienstleistungen schauen die Angehörigen der Versicherungsbranche skeptischer in die Zukunft als Berufstätige aus anderen Wirtschaftszweigen: Betrachtet man alle Befragten so geht eine große Mehrheit von 84 Prozent davon aus, dass die Produkte und Dienstleistungen ihres Unternehmens in zehn Jahren mindestens genauso erfolgreich sein werden wie heute. Nur 16 Prozent glauben nicht daran. In Banken und Versicherungen liegt der Anteil der Pessimisten immerhin schon bei 23 Prozent. Noch etwas düsterer schaut die Automobilindustrie in die Zukunft: Hier geht etwas mehr als ein Viertel der Befragten (26 Prozent) davon aus, dass die Produkte in zehn Jahren nicht mehr so erfolgreich am Markt sein werden, sofern sie nicht weitgehend verändert werden.

EY: Mitarbeitende bei Einführung neuer Lösungen mitnehmen

„Die Digitalisierung verändert Geschäftsmodelle und Produkte und führt zu Konkurrenz von neuer Seite – etwa von Start-ups oder Unternehmen aus anderen Branchen. Das verstärkt den Veränderungsdruck auf die Unternehmen“, sagt Markus Heinen, Leiter des Geschäftsfeldes Personalberatungsdienstleistungen bei EY in Deutschland. „Das unterm Strich große Vertrauen der Beschäftigten ist daher wichtig – denn ohne die Rückendeckung der Mitarbeitenden ist eine Transformation nicht durchzuführen“, so Heinen weiter. Zudem zeigten die Ergebnisse der Befragung, „dass sich zahlreiche Beschäftigte mit der Vielzahl digitaler Technologien überfordert fühlen und sogar um den eigenen Job bangen“.

Daher sei es für die Unternehmen sehr wichtig, alle Mitarbeitenden von Anfang an bei der Einführung neuer Lösungen mitzunehmen und deren Vorteile deutlich zu machen, so der EY-Manager. „Regelmäßige Fortbildungen helfen dabei, die Akzeptanz zu steigern und die Technologien mit der größtmöglichen Effizienz in der Organisation zu etablieren“, so Heinen.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort