Constanze Hintze ist Geschäftführerin von Svea Kuschel + Kolleginnen mit Sitz in München und einem Büro in Frankfurt. © Svea Kuschel + Kolleginnen
  • Von Oliver Lepold
  • 29.08.2023 um 09:34
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

Constanze Hintze, Vermögensanlageexpertin und Geschäftsführerin von Svea Kuschel + Kolleginnen, erläutert wie sich die Beratung von Frauen verändert hat, was sie speziell 40-bis 55-jährigen Kundinnen in der „Rush-Hour der Vermögensbildung“ rät – und was sie auch heute noch verblüfft.

Pfefferminzia: Sie haben viel Erfahrung in der Beratung von Frauen zu Vorsorge- und Finanzthemen. Inwieweit hat sich die Einstellung Ihrer Kundinnen geändert?

Constanze Hintze: Das Unternehmen Svea Kuschel und Kolleginnen gibt es schon seit 1986, ich habe es 2004 von der gleichnamigen Firmengründerin, die mit dieser besonderen Art der Finanzberatung einen Meilenstein setzte, übernommen. Anfangs ging es vor allem darum, Frauen wachzurütteln und für ihre eigene Altersvorsorge zu sensibilisieren. Frauen hatten in der Regel zu wenig Geld, zu wenig Einkommen, zu wenig Lust und zu wenig Wissen. Das hat sich sehr verändert. Heute wissen Frauen sehr viel mehr, sind selbstbewusster und vor allem mutiger geworden. Die Bereitschaft am Kapitalmarkt zu investieren, hat zwar deutlich zugenommen. Dennoch legen immer noch zu wenige Frauen am Kapitalmarkt an. Laut einer Studie von JP Morgan nur jede fünfte Frau. Das Geld liegt oftmals auf Spar- und Festgeldkonten, dort hat es keinen Effekt. Weder für die Altersvorsorge und Absicherung, noch für den Vermögensaufbau.

Was ist die häufigste Rückfrage Ihrer Kundinnen in der Erstberatung?

Frauen bringen alte Glaubenssätze mit, nach dem Motto: Ich kann den Märkten nicht vertrauen, alles ist viel zu risikoreich. Daher ist Risikoaufklärung und -betrachtung ein großer Schwerpunkt in unserer Erstberatung. Frauen möchten nicht allein gelassen werden und wünschen sich einen Sparringspartner, der sie langfristig begleitet und aktiv betreut. Versicherer und Depotbanken informieren zwar auch regelmäßig, aber es gibt klare Unterschiede zwischen geschriebenen Dokumenten und dem gesprochenen Wort.

Was verblüfft Sie noch heute?

Es überrascht mich nach wie vor, welch hohe Summen auf mager verzinsten Sparkonten parkt. Bei einer derzeitigen Inflation von 6,2% ist das schon fast fahrlässig.

Je nach Lebenssituation muss unterschiedlich beraten werden. Was sind die typischen Problemfelder und Hemmnisse junger Frauen zum Karrierestart?

Einerseits verfügen junge Frauen über begrenzte Mittel, weil sie zu Beginn des Berufslebens über weniger Geld verfügen und sich oftmals erst einmal Konsumwünsche erfüllen. Andererseits haben sie eine völlig offene Lebensplanung, teilweise auch mit befristeten Jobs und unklaren Zukunftsaussichten. Diese Frauen schrecken sich vor langfristigen Finanzentscheidung. Dabei übersehen sie, dass die heutigen Geldanlagemöglichkeiten am Kapitalmarkt und in der Versicherungswirtschaft auf offene Lebensplanungen ausgerichtet sind und viel Flexibilität bieten. Es gibt für jeden und jede das passende Vorsorgemodell!

Greifen wir eine wichtige Altersphase heraus: Frauen in ihren Vierzigern. Etabliert im Leben, aber noch weit entfernt vom Ruhestand. Was ist hier besonders wichtig?

Ich nenne diese Phase die „Rush-Hour des Vermögens“. In dieser Phase kann und sollte die Vermögensbildung beschleunigt werden, zumal ja auch noch ein langer Anlagehorizont vor einem liegt. In aller Regel hat man in der Lebensmitte eine klare Zielvorstellung, wie das Leben weitergehen kann. Jetzt gilt es auch, den Blick auf eine steuerliche Optimierung der Vermögensanlage zu richten. Die Rürup-Rente ist dafür ein sehr gutes und bewährtes Anlage- und Vorsorgeinstrument. Generell sollten Frauen in den Vierzigern auch mehr Aktien in der Vermögensanlage berücksichtigen.

Welche anlassbezogene Beratung bei Frauen ist besonders herausfordernd?

Das sind vor allem drei Anlässe – Familiengründung, Scheidung und Tod des Partners. Bei der Familiengründung wird nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine mentale Basis für die Zukunft gelegt. Fragen wie, besteht einen Ehe- oder Partnerschaftsvertrag, wer macht wie lange Elternzeit, was bedeutet dies für die Karriere etc., haben eine Wirkung auf die Altersvorsorge und die Vermögensbildung. Bei einer Scheidung empfehle ich immer im Vorfeld eine eigene juristische Beratung durch eine Fachanwältin oder -anwalt. Frauen können zwar über den Zugewinnausgleich viel Geld erhalten, aber das muss unter Umständen ein Leben lang reichen. Wer zuvor nicht eigenverantwortlich seine Finanzen verwaltet hat, ist dann oftmals überfordert. Gleiches gilt bei Witwen, bei denen der verstorbene Ehemann „traditionell“ die finanziellen Belange der Familie geregelt hat. In allen Fällen sind meine Kundinnen für eine vertrauliche und persönliche Finanzberatung und weitergehende Begleitung dankbar.

Wie lautet Ihr Fazit, haben Sie eine grundsätzliche Botschaft an Frauen?

Ich würde mir wünschen, das Altersvorsorge nicht als leidiges Pflichtprogramm betrachtet wird, sondern als Chance, mehr aus dem Geld zu machen. Wer vorsorgt, blickt deutlich zuversichtlicher und selbstbewusster in die Zukunft!

autorAutor
Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Hinterlasse eine Antwort