Frauen leiden oft an Altersarmut – trotz Finanzwissen © rawpixel.com/freepik
  • Von Oliver Lepold
  • 19.01.2023 um 10:25
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Männer sind viel seltener von Altersarmut bedroht als Frauen. Dabei ist das Finanzwissen der Kundinnen oftmals besser, als sie selbst glauben. Ein Überblick zu den möglichen Gründen für die Anlagescheu und denkbare Ansätze für die Branche dies zu ändern.

Gerade mal etwas mehr als 300 Euro Rente. So wie Nadine Lehmann geht es vielen Frauen, die ihren jährlichen Bescheid der Deutschen Rentenversicherung öffnen und dort eine deprimierende Prognose für ihre staatliche Rente vorfinden. Die 51-jährige hat zwar fast ihr ganzes bisheriges Leben lang gearbeitet, allerdings zum Großteil in Teilzeit und immer in mäßig bezahlten Jobs, etwa als Tierarzthelferin. Kinderlos lebt sie seit zwei Dekaden unverheiratet mit einem angestellten Gutverdiener zusammen und hat sich nie groß mit Finanzen beschäftigt. Wenn sie nicht kürzlich das Haus ihrer verstorbenen Eltern geerbt hätte, wäre Nadine Lehmann wohl auf dem besten Wege in die Altersarmut. 

Laut Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug der durchschnittliche Rentenzahlbetrag für Altersrenten in den alten Bundesländern Ende 2021 für Männer 1.212 Euro und für Frauen 737 Euro – rund 39 Prozent weniger. In den neuen Bundesländern fällt die Lücke mit 1.292 Euro für Männer und 1.082 Euro für Frauen deutlich geringer aus, hier beträgt sie rund 16 Prozent. So oder so – private (und betriebliche) Vorsorge ist gerade für Frauen unbedingt notwendig. Je mehr Zeit dabei noch bis zum Rentenbeginn bleibt, desto besser sind die Aussichten, Altersarmut zu verhindern.  

Finanzielle Unabhängigkeit ist essenziell 

An gutem Willen mangelt es dabei nicht. Denn Fakt ist: Finanzielle Unabhängigkeit gehört für 63 Prozent der Frauen in Deutschland zu den wichtigsten Lebenszielen. Dies belegt eine aktuelle Womenomics-Studie des Forschungsinstituts Alpha im Auftrag von Mastercard. Als wichtigste Kriterien für dieses Ziel nennen die befragten Frauen das eigene Einkommen (87 Prozent) neben ihren Ersparnissen (29 Prozent) und dem Managen ihrer Finanzen mit Finanztools (12 Prozent). 

Fast jede dritte Frau (30 Prozent) fühlt sich jedoch finanziell abhängig und die überwiegende Mehrheit von ihnen (82 Prozent) ist sogar davon überzeugt, dass sich das auch nicht ändern wird. Deren Gründe liegen auf der Hand: ein zu geringes (oder gar kein) Einkommen, die geschlechtsspezifische Gehaltslücke (Gender Pay Gap), und ein im Vergleich zu Männern deutlich höherer Anteil unbezahlter Arbeit etwa für die Pflege von Angehörigen. Hinzu kommt das Aufgeben oder Zurückstellen der beruflichen Karriere, um sich um die Kinder zu kümmern.  

Frauen sparen bislang seltener und weniger 

Laut einer aktuellen im November 2022 veröffentlichten repräsentative Studie der Marktforschungsgesellschaft Puls im Auftrag der Quirin Bank sparen Frauen im Vergleich zu Männern seltener und weniger. Grund: Sie befürchten Verluste und sehen Anlagethemen als belastend an. Demnach legen 54 Prozent der befragten Frauen derzeit kein Geld an. Bei den Männern liegt dieser Anteil lediglich bei 37 Prozent. Wenig überraschend: Frauen mit Studienabschluss und höherem Einkommen investieren eher als Frauen mit niedrigerem Bildungsabschluss und geringerem Einkommen. 

Denn eine Rolle spielt dabei auch mangelnde Finanzbildung. Männer haben zwar im Schnitt bundesweit auch nicht mehr Ahnung, aber sie trauen sich einfach mehr zu, so die Puls-Studie. „Ein Mann liest einen Fachartikel übers Investieren und glaubt, alles zu wissen. Eine Frau liest – überspitzt gesagt – fünf Bücher über Geldanlage und denkt immer noch, sie weiß nicht genug, um loslegen zu können“, bringt es Puls-Geschäftsführer Konrad Weßner auf den Punkt. 

Und das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Laut Deutschem Aktieninstitut haben im Jahr 2021 rund 12 Millionen Deutsche 2021 ihr Geld in Aktien oder ETFs angelegt. Davon waren nur ein Drittel Frauen. Dabei wissen Frauen mehr als sie glauben. Dem Forschungsinstitut ZEW zufolge schätzt ein Drittel der weiblichen Befragten ihr Finanzwissen als geringer ein, als es tatsächlich ist. Die Mehrheit der Frauen überlässt nicht zuletzt deswegen langfristige Finanzentscheidungen lieber ihren männlichen Partnern. Das ergab eine Studie der UBS Wealth Management aus dem Jahr 2019. Auch hier sollte eine zielführende Beratung ansetzen. 

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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