Roland Löscher ist Diplom-Betriebswirt und Experte für nachhaltige Veränderungsprozesse und Vertrieb. Er berät Konzerne, Unternehmen und coacht Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft. © Sabine Kristan Fotografie, Hofheim/Ts
  • Von Lorenz Klein
  • 28.06.2019 um 09:45
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„Keine Ahnung, wie ich das alles schaffen soll“. Diesen Satz bekommt Management-Coach Roland Löscher immer wieder zu hören – insbesondere von Mitarbeitern aus dem mittleren Management, die sich in einer klassischen „Sandwich-Position“ befinden. Im Interview erklärt Löscher, wie Mitarbeiter aus der Versicherungswirtschaft damit umgehen sollen, dass ein Change-Prozess den nächsten jagt und wie sie dabei zugleich auch im Privatleben, Aufgaben und Rollenerwartungen erfüllen können.

Warum?

Danach arbeiten sie noch mehr, noch länger und über die eigene Schmerzgrenze hinaus. Sie finden so keine wirkliche Lösung, denn sie suchen die Lösung am falschen Ort. Sie suchen die Lösung im Außen; doch die wirkliche Lösung liegt in ihnen selbst. Stress entsteht weniger durch zu viel Arbeit, sondern mehr durch den inneren Kampf gegen die aktuellen Bedingungen, die nicht so sind, wie man sie möchte. Hinter diesem Stress sitzt immer die Angst, welche es zu erkennen, zu klären und aufzulösen gilt. Denn wenn sich die Menschen in ihrer Arbeit im Unternehmen verlieren, dann verlieren die Unternehmen die Menschen. Das möchte ich verhindern.

Was und wo ist die Lösung?

Ich würde mir vom Management wünschen, dass sie ihr Unternehmen auch systemisch betrachten und führen. Ein Unternehmen ist ein System und Organismus und wie alle Organismen bestimmt dessen Energie seine Stärke, Vitalität und (Über-)Lebensfähigkeit. Die Qualität und Menge an Energie erhält den Organismus entweder gesund oder lässt ihn krank werden. Bei den Change-Prozessen entstehen nach meiner Erfahrung zu viele Blockaden, die den Erfolg behindern und das Unternehmen wie auch die Menschen, die darin arbeiten auf Dauer krank machen.

Ich sehe neben der Verantwortung des Managements, die Menschen mehr in den Mittelpunkt der Veränderungsprozesse zu stellen, auch eine große Selbstverantwortung bei den Führungskräften und Mitarbeitern. Um mein Bild des Tornados aufzugreifen: Die Veränderungen in der Zukunft werden nicht weniger; sie werden zunehmen und die Intensität wird weiter steigen. Es hilft nicht, diesen Veränderungs-Tornados entfliehen zu wollen. Denken Sie nur mal an das Angstthema der Digitalisierung. Sie wird die Versicherungsunternehmen fundamental verändern – mit allen Vor- und Nachteilen für die Menschen, die dort arbeiten.

Kurzum: Es geht darum, wie sich jeder Einzelne darauf einstellt und damit konstruktiv umgeht und sich darauf vorbereitet. Es geht darüber hinaus um den Schutz der persönlichen Identität und der Gesundheit. Dies erfordert einerseits eine höherwertige Qualifizierung in den Themen Verhaltenspsychologie, Resilienz und Systemisches Coaching und andererseits eine größere Selbstverantwortung und Selbstwertschätzung. Die echten Lösungen finden wir im Auge des Tornados, da wo es still ist. Dieser Ort ist es, wo die notwendige Klarheit, Gelassenheit und Stärke zu finden ist. Um diesen Ort zu erreichen, müssen wir uns auf den eine Reise ins Auge des Tornados begeben. Das ist eine Reise zu uns selbst. Dafür braucht es Mut, sich den Widerständen und seinen Ängsten zu stellen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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