Ein Hacker am Laptop: Etwa die Hälfte der Versicherer hierzulande ist der Meinung, dass Cyber-Policen immer mehr an Bedeutung gewinnen. © picture alliance / Zoonar | benis arapovic
  • Von Juliana Demski
  • 02.09.2021 um 17:59
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:30 Min

In Zeiten der Digitalisierung wandelt sich die Produktlandschaft in der Versicherungsbranche – das erkennen auch immer mehr Versicherer, wie eine aktuelle Studie zeigt. In der Sparte der Cyber-Versicherungen erwarten 49 Prozent in naher Zukunft einen erheblichen Nachfrageschub. Ähnlich steht es um verhaltensabhängige Policen wie Telematiktarife (48 Prozent).

Jeder dritte Entscheider in der Versicherungsbranche erwartet bis 2023 eine spürbare Bewegung in der Produktlandschaft, so das zentrale Ergebnis der Studie „Branchenkompass Insurance 2021“ des Technologieberaters Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem Institut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z.). So erwarten 49 Prozent der für die Studie befragten Entscheiderinnen und Entscheider unter anderem einen erheblichen Nachfrageschub in der Cyber-Versicherung – das sind 8 Prozentpunkte mehr als noch 2019.

Weitere 49 Prozent der befragten Versicherer setzen auf Themen- und Bündelversicherungen – entweder als Einkäufer bestimmter Spezialbausteine oder als Lieferant. Rechtsschutzanbieter wie die NRV (Neue Rechtsschutzversicherungsgesellechaft) beteiligten sich beispielsweise mit maßgeschneiderten Konzepten an kombinierten Produkten, in denen unterschiedliche Policen zu einer Lösung gebündelt würden, heißt es im Studienpapier.

Fast ebenso viele (48 Prozent) erwarten in den kommenden ein bis zwei Jahren zudem, dass verhaltensabhängige Tarife massiv an Relevanz zulegen werden. Zum Vergleich: 2019 glaubten 31 Prozent der Manager an einen Schub. Im Privatkundengeschäft bieten Versicherer bereits datenbasierte Versicherungen an. Dazu zählen unter anderem Telematiktarife in der Kfz-Versicherung.

Versicherer schöpften das Potenzial auf diesem Gebiet allerdings längst nicht aus, schreiben die Studienautoren weiter. Denkbar seien beispielsweise automatisierte Angebote für Mietwagennutzer. „Mithilfe von Geodaten könnten Anbieter feststellen, wenn ein Fahrzeug eine Landesgrenze überfährt, den erforderlichen Versicherungsschutz automatisch hinzubuchen und das Auslandsrisiko kilometergenau abrechnen“, heißt es im Studienpapier.

Im Firmenkundengeschäft wecke „das industrielle Internet der Dinge die Wachstumsfantasie bei den Industrieversicherern“, so die Studienautoren. Datenbasierte Geschäftsmodelle der Industrie böten Potenzial für Versicherer, diese Daten auch für neue Tarife zu nutzen. Maschinendaten ermöglichten unter anderem Beiträge, die sich nach der tatsächlichen Nutzung richteten. Unternehmen würden in diesem Fall für ihr individuelles Risiko bezahlen. „Die Art der Tarife würde sich weg vom pauschalen Jahresbeitrag hin zu einer dynamischen Abrechnung bewegen. Beiträge ließen sich beispielsweise an Produktionsmengen anpassen oder an Daten, die das Schadenrisiko beeinflussen“, so die Experten.

Das Problem:

Datenbasierte Tarife und Bündelprodukte erforderten von den Versicherern, dass sie sich technologisch und bei ihren Geschäftsprozessen an diese Geschäftsmodelle anpassen, so die Studienautoren. Zwei von drei Befragten gehen laut Studie diesbezüglich aber davon aus, dass die IT im eigenen Haus im Jahr 2023 nicht mehr viel mit der von heute gemein haben wird.

„Technologisch erfordern die neuen Produkte eine umfassende Öffnung der Datengrenzen (API-Orientierung), und organisatorisch müssen Versicherer ihr Spartendenken ebenfalls aufgeben“, ergänzt Sopra-Steria-Berater Nils Stölken.

autorAutorin
Juliana

Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort