Die Auswirkungen der Inflation sind im Alltag deutlich spürbar. © Pexels / Anna M. W.
  • Von Sabine Groth
  • 22.05.2024 um 11:57
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Für Inflation gibt es keine feststehende Definition. Sie kann unterschiedlich interpretiert und gemessen werden. Wichtig ist aber, sie in der Ruhestandsplanung zu berücksichtigen.

3,25 kostete die teuerste Maß Bier 1973 auf dem Oktoberfest. 3 Mark 25 wohlgemerkt, nicht Euro. Im vergangenen Jahr reichten die Preise auf der Wies’n bis zu 14,90 Euro (umgerechnet 29,14 Mark). In 50 Jahren hat sich der Maß-Preis also in etwa verneunfacht, das entspricht einer jährlichen Teuerung von rund 4,5 Prozent.  

Die Maß Bier, eine Eiskugel oder auch das Brötchen vom Bäcker – das sind alles klassische Produkte, die Menschen fühlen lassen, wie sich die Preise im Laufe der Zeit verändern. Sie erinnern sich noch an die Preise in ihrer Kindheit und empfinden heute alles als sehr viel teurer. Auch die Währungsumstellung auf den Euro 2022 ist ein häufiger Bezugspunkt, seitdem zumindest gefühlt vieles deutlich im Preis gestiegen ist.  

In diesem Zusammenhang wird von der gefühlten, also der individuell wahrgenommen Inflation gesprochen. Diese ist meist höher als die tatsächliche, offiziell gemessene Inflation. Eine Studie von Allianz Trade zeigt, dass im Mai 2023 die gefühlte Inflation in Deutschland bei 18 Prozent lag, tatsächlich waren es „nur“ 6,1 Prozent. Eine solche Diskrepanz entsteht unter anderem dadurch, dass vor allem starke Preisanstiege bei bestimmten Produkten wahrgenommen werden. Bei leicht steigenden oder gar stagnierenden Preisen kommen hingegen keine Gefühle auf, sie werden eher ignoriert.  

Durchschnittliches oder individuelles Konsumverhalten

Gefühlte Inflation ist für die Wirtschaft nicht unerheblich, da sie das Kaufverhalten beeinflusst. Für die Ruhestandsplanung ist sie weniger entscheidend. Hier kommt eher die offizielle Inflation, gemessen am Anstieg des Verbraucherpreisindex, zum Tragen. Dieser Index misst die durchschnittliche Preisentwicklung für einen umfassenden Korb aus Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland konsumieren. Die Gewichtung der einzelnen Produkte hängt davon ab, was die Haushalte im Durchschnitt für sie ausgeben.  

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Es geht hier also sehr viel um Durchschnitte. Daher können viele die offiziellen Inflationswerte manchmal nicht so richtig nachvollziehen. Denn mit dem Preisanstieg, den sie im eigenen Geldbeutel spüren, hat der Durchschnitt oft nicht viel zu tun. Wer in den eigenen vier Wänden lebt, ist von steigenden Mietpreisen nicht betroffen. Wer kein Auto fährt, spürt die hohen Benzinpreise kaum.  

Entsprechend gibt es auch eine individuelle Inflation, die auf dem eigenen Konsumverhalten basiert. Das Statistische Bundesamt hat hierfür ein Online-Tool entwickelt. Mit dem persönlichen Inflationsrechner kann jeder seine individuelle Teuerungsrate errechnen und mit der amtlichen Rate abgleichen.  

Doch letztlich ist es egal, ob die Inflation gefühlt, individuell oder amtlich ist. Wichtig ist, dass Preissteigerungen und damit der Kaufkraftverlust beim Sparen fürs Alter unbedingt eine Rolle spielen sollten. So haben 1.000 Euro bei 2 Prozent Inflation schon nach 20 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 673 Euro. 2 Prozent ist das Inflationsziel, das die Europäische Zentralbank anpeilt, und sollte somit ein guter Wert für langfristige Kalkulationen sein. Wie hoch die Inflation künftig tatsächlich und auch noch speziell für jeden einzelnen Kunden sein wird, weiß ohnehin keiner.   

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Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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