Aufs Geld achten und Verzicht üben müssen viele Rentnerinnen und Rentner hierzulande. © Seventyfour/Freepik.com
  • Von Karen Schmidt
  • 05.06.2024 um 13:34
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Mehr als die Hälfte der Rentner kommt gar nicht oder nur mit großen Einschränkungen über die Runden. Entsprechend kritisch beurteilen sie im Nachhinein auch ihre Altersvorsorge, zeigt eine aktuelle Umfrage von HDI.

Mehr als die Hälfte der deutschen Rentnerinnen und Rentner zwischen 63 und 70 Jahren müssen sich im Alter deutlich einschränken. Sie können sich finanziell nicht leisten, was sie sich für den Ruhestand vorgenommen hatten: 38 Prozent können den gewohnten Lebensstandard überhaupt nicht mehr halten, 17 Prozent können das nur, wenn sie größere Abstriche in Kauf nehmen.

Das zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag von HDI Deutschland, durchgeführt vom Meinungsforscher Yougov. Für die Zukunft rechnet die Hälfte der Befragten sogar noch mit einer weiteren Verschlechterung ihrer Situation.

„Auch wenn wir damit gerechnet haben, dass es einige Ruheständler gibt, die finanziell wenig Spielraum haben, sind wir doch erstaunt darüber, wie viele Betroffene ihren Lebensstandard tatsächlich nicht halten können“, sagt Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland. „Im Rückblick beurteilen sie ihre eigenen Vorsorgemaßnahmen entsprechend kritisch. Unser Anliegen mit dieser repräsentativen Befragung ist es, diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die sich bereits in der Rentenphase befinden und von ihnen zu lernen.“

Vor dem Eintritt in den Ruhestand hat die Hälfte der Befragten mit einer höheren Rente gerechnet, für fast ein Viertel ist sie sogar deutlich geringer als erwartet. 53 Prozent haben zudem die Höhe der Steuern und Abgaben unterschätzt, davon 23 Prozent deutlich.

Sparen beim Auto und bei Reisen

Wo sparen die Rentnerinnen und Rentner? Vor allem bei ihrer Mobilität. 69 Prozent der Befragten geben an, ganz oder größtenteils auf ein neues Auto oder ein Auto in derselben Preisklasse wie im Erwerbsleben verzichten zu müssen. Auch auf Fernreisen verzichten 65 Prozent ganz oder größtenteils, sogar von Reisen innerhalb Europas müssen 60 Prozent der Befragten absehen.

Auf Luxusgüter verzichten 63 Prozent ganz oder größtenteils. 57 Prozent besuchen seit der Rente gar nicht mehr oder nur noch äußerst selten Restaurants und Cafés. Weniger oft verzichtet wird auf gute Ernährung (24 Prozent), Hobbys (29 Prozent) sowie auf Unternehmungen mit Familie und Freunden (30 Prozent) sowie Geschenke für diese (34 Prozent).

Nur auf die gesetzlich Rente vertraut

Mit 64 Prozent haben knapp zwei Drittel der Rentnerinnen und Rentner ausschließlich auf die gesetzliche Rente vertraut und nicht privat vorgesorgt. Bei Frauen (67 Prozent) und Angestellten (66 Prozent) ist dieser Wert besonders hoch. Entsprechend kritisch blicken die Befragten zurück: Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent würde im Nachhinein mehr privat vorsorgen, knapp ein Drittel (32 Prozent) sogar deutlich mehr.

Dem „früheren Ich“ würden sie vor allem den frühzeitigen Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung, vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers sowie eine professionelle Beratung empfehlen.

Als nachträglich hilfreich bei der Vermeidung von finanziellen Nachteilen werden vor allem zahlreiche staatliche Maßnahmen – wie etwa Förderung und Zuschüsse (20 Prozent), digitales Rentenkonto (19 Prozent) oder mehr staatliche Aufklärung (17 Prozent) – genannt.

Von denjenigen, die zusätzlich privat vorgesorgt haben, startete lediglich ein Viertel (25 Prozent) bereits vor dem 30. Lebensjahr damit. Ein gutes Drittel (34 Prozent) begann erst nach dem 40. Lebensjahr mit der privaten Vorsorge – das war vor allem bei Frauen der Fall (42 Prozent im Vergleich zu Männern mit 29 Prozent).

Private Vorsorge nicht genug im Bewusstsein

Für Fabian von Löbbecke, Vorstand der HDI Lebensversicherung, verantwortlich für den Bereich Neugeschäft Leben und betriebliche Altersversorgung, zeigen die Ergebnisse: „Der Stellenwert privater Vorsorge während des Erwerbslebens wird stark unterschätzt. Eine deutliche Mehrheit der Befragten hat sich auf die Annahme verlassen, dass die gesetzliche Rente ausreicht und viele haben zu spät damit angefangen. Sie werden nun von der Realität eingeholt und können sich weit weniger leisten, als sie erwartet haben.“

Bei denjenigen, die privat vorgesorgt haben, dominieren insbesondere die betriebliche Altersvorsorge (47 Prozent), Lebens- und Rentenversicherungen (42 Prozent) sowie Wohneigentum (41 Prozent). Lediglich 24 Prozent haben auf Wertpapiere wie Aktien, Fonds und Anleihen gesetzt. Bei insgesamt 28 Prozent der Befragten, die privat vorgesorgt haben, machen die Betriebsrenten einen großen Anteil am jetzigen Einkommen aus, gefolgt von Wohneigentum bei 25 Prozent und Lebens- und Rentenversicherungen bei 16 Prozent.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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