Die Bafin will Versicherungs-Start-ups künftig genauer unter die Lupe nehmen. © picture alliance / dpa | Oliver Berg
  • Von Achim Nixdorf
  • 22.01.2021 um 16:12
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:25 Min

Die Bafin will die Finanzausstattung von Versicherungs-Start-ups künftig genauer unter die Lupe nehmen. Bei Neugründungen werde oft zu wenig Geld eingeplant, was gerade in der derzeitigen Corona-Pandemie das Insolvenzrisiko erhöhe, kritisiert die Behörde und kündigt strengere Vorgaben an.

Um Versicherungsnehmer in Pandemie-Zeiten besser zu schützen, will die Aufsichtsbehörde Bafin Insurtechs künftig strenger kontrollieren, wie aus einem Beitrag im aktuellen „Bafin Journal“ hervorgeht. Das betrifft sowohl bestehende Unternehmen in der Aufbauphase als auch künftige Neugründungen. Der Grund: Aus Sicht der Behörde planen junge Versicherer beim Start oft zu wenig Geld ein und sind dann schnell auf Nachfinanzierungen angewiesen, um ihren Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Seit Ausbruch der Corona-Krise sitze das Geld aber auch bei den Investoren nicht mehr so locker – ihre Bereitschaft, erneut Mittel nachzuschießen, sinke mit jeder Finanzierungsrunde.

Die Bafin fordert vor diesem Hintergrund, dass Unternehmen in der Aufbauphase ihre Risiken künftig besser als bisher reflektieren. Sie kämen nicht umhin, in ihre Prognosen zur Geschäftsentwicklung auch negative Entwicklungen einzukalkulieren.

Neugründungen sollen „ausfinanziert“ sein

Konkret verlang die Bafin, dass Insurtechs ihre Kosten unter dem europäischen Aufsichtsregime Solvency II, das unter anderem die Eigenmittelanforderungen festlegt, angemessener berücksichtigen – insbesondere ihre Aufbaukosten für die IT. Künftige Neugründungen sollten mit deutlich mehr Eigenmitteln als ihre vergleichbaren Vorgänger ausgestattet werden und zum Zeitpunkt der Zulassung vollständig ausfinanziert sein, damit sie keine ergänzenden Finanzierungsrunden mehr benötigten. Dazu solle vor allem der Organisationsfonds (Orgafonds) an die tatsächlichen Geschäftsmodelle angepasst und mit mehr Mitteln ausgestattet werden.

„Da die Digitalisierung die Rahmenbedingungen bei der Neuzulassung und in der Aufbauphase von Versicherungsunternehmen geändert hat, ist es erforderlich, den Orgafonds zu stärken und an die tatsächlichen Geschäftsmodelle der Unternehmen anzupassen“, schreibt Filip Uzelac-Schüler vom Referat Solvabilität im „Bafin Journal“.

Die Bafin werde daher bei künftigen Neugründungen darauf achten, dass dessen Höhe die zunehmende Rolle der IT beim Vertrieb von Versicherungsprodukten widerspiegele. Der Orgafonds solle so hoch bemessen sein, dass er alle erwarteten, realistisch prognostizierten Verluste von der Gründung bis zum Zeitpunkt der erstmaligen Profitabilität erfasse. Uzelac-Schüler: „Es reicht künftig nicht mehr, nur die schon in der analogen Welt anfallenden Kosten für den Aufbau der Verwaltung und des Vertreternetzes zu veranschlagen. Das haben die Erfahrungen der Bafin gezeigt.“

autorAutor
Achim

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf war von April 2019 bis Mai 2024 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Honorarberatung ist hochflexibel“
„Lass mal reden“ mit Honorarkonzept

„Honorarberatung ist hochflexibel“

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“
„Lass mal reden“ mit Ralf Pispers, Personal Business Machine (PBM)

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“

Skip to content