Viele vermittelte Finanzprodukte sollen zu unflexibel, zu unretabel und zu riskant sein, so die Meinung der Finanzmarktwächter. © VZBV
  • Von Redaktion
  • 11.12.2015 um 09:37
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95 Prozent der Anlagevorschläge von Banken und Finanzvertrieben passen nicht zum Bedarf der Verbraucher. Das zeigt eine Untersuchung des Marktwächters Finanzen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die empfohlenen Produkte seien zu teuer, zu unrentabel, zu unflexibel oder zu riskant.

Wenn es um die Altersvorsorge geht, suchen viele Kunden Rat bei Banken und Finanzvertrieben. „Die Marktwächtererkenntnisse zeigen allerdings: Das Vertrauen in die Finanzberatung ist oft nicht gerechtfertigt“, sagt Werner Bareis, Teamleiter Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Verbraucher können leider nicht davon ausgehen, dass ihnen von Banken und anderen Finanzvertrieben Geldanlagen angeboten werden, die zu ihrem Bedarf passen.“

In der Untersuchung haben die Wächter 3.502 bestehende Anlageprodukte und 362 Vertragsangebote bewertet, mit denen Verbraucher in die Beratung der Verbraucherzentralen gekommen waren. Es wurden rund 835 Beratungen der Verbraucherzentralen im Zeitraum November 2014 bis Oktober 2015 bewertet. 95 Prozent der Vertragsangebote waren danach nicht im besten Kundeninteresse.

Produkte passen nicht zu Anlagezielen und -wünschen

Warum? Sie passten laut der Wächter nicht zur individuellen Lebenssituation, den Anlagezielen oder -wünschen der Verbraucher. Zudem waren diese auch bei ihren bereits abgeschlossenen Verträgen schlecht aufgestellt. Hier gäbe es für etwa jedes zweite Produkt eine bessere, beispielsweise kostengünstigere oder flexiblere Alternative (45 Prozent).

Im Schnitt hatten die Ratsuchenden ein Bruttovermögen von rund 129.400 Euro (ohne Immobilien; vor Verrechnung von Schulden). 66 Prozent der Kunden hatte eine klassische Renten- oder Lebensversicherung mit Garantiezins abgeschlossen. 57 Prozent der Ratsuchenden besaßen kurzfristige Einlagen wie zum Beispiel Sparbücher oder Tagesgelder. Weiter besaßen 40 Prozent der Verbraucher einen Bausparvertrag, 37 Prozent eine fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherung, 35 Prozent eine Immobilie sowie 25 Prozent Aktienfonds oder einzelne Aktien.

Altersvorsorge und Rücklagen

In 87 Prozent der Fälle wollten die Ratsuchenden für ihr Alter vorsorgen. Fast jeder Zweite möchte Rücklagen aufbauen. In mehr als einem Drittel der Beratungen berichteten die Ratsuchenden von ihrer Absicht, eine Immobilie erwerben zu wollen. Jeder Dritte möchte ohne konkreten Verwendungszweck allgemein vorsorgen und sparen. Von jeweils rund jedem zehnten Ratsuchenden wurden folgende Anlageziele genannt: Geld sparen für konkrete Anschaffungen, etwas für Kinder, Enkel oder deren Ausbildung ansparen sowie zusätzliche Einnahmen erzielen.

Die Daten zeigen auch, dass einzelne Anlageprodukte weiter verbreitet sind als das behauptete Wissen über deren Funktionsweise. Die Rat suchenden Verbraucher besaßen demnach oft Produkte, über die sie meinten, keine Kenntnisse zu haben. So hatten 57 Prozent der Beratenen kurzfristige Einlagen (Sparbuch, Tagesgeld, Termingeld), doch nur 43 Prozent wussten nach eigener Einschätzung, wie diese Geldanlage funktioniert. Nur jeder Sechste (18 Prozent) gab an, die Funktionsweise einer klassischen Lebens- oder Rentenversicherung zu verstehen. Doch zwei Drittel (66 Prozent) besaßen dieses Produkt in einer geförderten oder nicht geförderten Variante.

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