Finanzapp auf dem Smartphone: Ohne persönliche Beratung kann es zu Missverständnissen und Fehlversicherung kommen, befürchtet EFS-Vorstand Ingo Linn. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 15.07.2016 um 18:17
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Mit hohen Downloadzahlen sorgen Insurtechs immer wieder für Aufmerksamkeit. Bedenklich findet Ingo Linn, Chef der Euro-Finanz-Service-Vermittlungs AG, daran vor allem die anscheinend steigende Bereitschaft der Kunden, auf eine individuelle Beratung bei Versicherungsfragen zu verzichten. Er sieht darin einen bedrohlichen Trend für die mittelfristige Zukunft der Maklerbranche – aber auch für Kunden.

Insurtechs entwickeln Apps, von denen sich Versicherungssuchende online beraten lassen können. Die Programme erstellen Analysen der finanziellen Situation des Kunden, schließen Verträge ab und errechnen im Hintergrund die Kreditwürdigkeit des Nutzers.

Ingo Linn, Vorstandsvorsitzender der Euro-Finanz-Service-Vermittlungs AG, findet das bedenklich: „Einen persönlichen Kontakt zum Versicherungsmakler gibt es nicht mehr und damit auch keine individuelle Beratung. Die persönliche Situation des Einzelnen wird hierbei möglicherweise nicht mehr angemessen berücksichtigt“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

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Bei dem großen Angebot an unterschiedlichen Versicherungen und deren Produkten sei gerade die Qualität der Beratung entscheidend, meint Linn. „Sobald der Versicherungsmakler durch eine App ersetzt würde, leidet meiner Meinung nach die Beratungsqualität. Eine App ist zwar modern, kann aber Kompetenz, Erfahrung und unsere hohen Beratungsstandards nicht ersetzen.

Hohe Stornoquote

Der EFS-Vorstand kritisiert außerdem die oft fehlende Transparenz in Verträgen Insurtechs, in deren Paragrafen sich Ausschließlichkeitsregelungen und Löschungsvereinbarungen von anderen Versicherungen verstecken könnten. Das habe zur Folge, dass es eben auch eine hohe Stornoquote bei den digitalen Anbietern gebe. Einige Versicherer wünschten mit Fintechs keine Zusammenarbeit, würden aber dennoch in Versicherungs-Apps erwähnt, meint Linn.

Linn glaubt aber auch, dass die Vorteile einer individuellen Beratung mit zwischenmenschlichem Kontakt auf der Hand liegen: „Vor dem Hintergrund der aufwändigen Qualifizierungsmaßnahmen, die der Gesetzgeber Finanz- und Versicherungsvermittlern zurecht vorschreibt, sowie den hohen Anforderungen an die Dokumentationspflicht stellt sich mir die Frage, wie und in welcher Form dies von Fintechs erfüllt werden kann“. Ein Verzicht auf individuelle Informationen würde in der Praxis zu Missverständnissen und nicht abgesicherte Risiken führen.

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