Volker Bohn, Nachhaltigkeitsbeauftragter und Organisationsdirektor Key Accounts bei der Stuttgarter Lebensversicherung: „Ich freue mich über jeden Standard, der sich herausbildet. Ich glaube aber nicht, dass Nachhaltigkeit nur ein Thema der Regulierung ist.“ © Stuttgarter Lebensversicherung
  • Von Barbara Bocks
  • 04.12.2024 um 13:50
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:10 Min

Wir haben uns mit Volker Bohn von der Stuttgarter Lebensversicherung über die Schwierigkeiten von Vermittlern mit der Präferenzabfrage zum Thema „Nachhaltigkeit“ unterhalten. Außerdem erklärt er, welche Rolle KI bei der grünen Transformation spielen könnte und warum nachhaltiges Investieren kein reines Regulatorik-Thema ist.

Inwiefern kurbelt die Regulatorik die Nachhaltigkeitsbemühungen weltweit an?

Bohn: Ich freue mich über jeden Standard, der sich herausbildet. Ich glaube aber nicht, dass Nachhaltigkeit nur ein Thema der Regulierung ist. Auch die USA und andere Staaten spüren die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen. Und diese bedrohen den ökonomischen Erfolg. Daher haben alle Volkswirtschaften ein Interesse daran, die Auswirkungen möglichst gering zu halten. Regulatorik kann helfen, diesen Standard schneller herauszuarbeiten. Aber sie ist für mich nicht die größte Voraussetzung für ein Umdenken.

Mit welchen Produkten können Anleger nachhaltig investieren?

Bohn: Nachhaltigkeit ist hochgradig individuell. Für die einen sind ETFs ein schöner Beitrag zur nachhaltigen Transformation. Anderen ist dies zu wenig. Sie wünschen sich einen aktiven Managementansatz. Es gibt bereits ein breites Angebot an Investments, die Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Erfreulich ist, dass sich Anlegerinnen und Anleger damit beschäftigen.

Im Rahmen von Versicherungsprodukten mit Garantie sind unter anderem die Anlagen des Sicherungsvermögens relevant. Hier können Anleger zum Beispiel über Green Bonds einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Green Bonds sind festverzinsliche Wertpapiere, die das Kapital zur Verfügung stellen, um Umweltschäden zu verringern beziehungsweise zu vermeiden. Beispiele hierfür sind notwendige Investitionen von Energieversorgern oder Verkehrsbetrieben. Auch die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Autoindustrie von alternativen Antrieben können Green Bonds begleiten.

Vielen Anlegerinnen und Anlegern ist die Transparenz zu den konkreten Anlagen wichtig. Das sehen wir zum Beispiel an der Anzahl der Downloads unseres jährlichen Nachhaltigkeitsberichts. Im Rahmen der Grünen Rente lassen wir jedes Jahr von unabhängiger Seite prüfen, ob die zugrunde gelegten Anlagerichtlinien eingehalten werden. Das schafft Transparenz und Sicherheit über die gesamte Laufzeit des Vorsorgevertrags.

Welche Trendthemen gibt es derzeit beim Thema Nachhaltigkeit?

Bohn: Die Bedeutung von ausreichend sauberem Wasser für unser Leben ist groß. Weitere Fokusthemen sind Medizin und Gesundheit sowie Geschäftsmodelle, die sich mit Lösungen zur Dekarbonisierung beschäftigen. Es werden also die größten Herausforderungen unserer Zeit bei nachhaltigen Investments adressiert.

Inwiefern kann KI die nachhaltige Transformation unterstützen?

Bohn: Warum sollte KI vor Nachhaltigkeit halt machen? KI bietet ein breites Spektrum an Werkzeugen, die Effizienz steigern und damit auf ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit einzahlen. Welche Rolle KI wirklich spielen kann, wird sich zeigen. Sie ist, ganz losgelöst vom Nachhaltigkeitsaspekt, derzeit in einer entscheidenden Phase. Sie muss zeigen, dass sie neben der Faszination über die technischen Möglichkeiten auch messbaren ökonomischen Nutzen liefert.

Kritisch ist der hohe Energieverbrauch beim Einsatz von KI. Deshalb wird es auch vor diesem Hintergrund wichtig sein, den Ausbau der erneuerbaren Energien und geeigneter Speichermedien voranzutreiben, damit der enorme Energiebedarf, den KI auslöst, auch ökologisch nachhaltig gedeckt werden kann.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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