„Alle Gesundheit beginnt im Darm“ © Menschen Foto erstellt von freepik - de.freepik.com
  • Von Joachim Haid
  • 21.10.2020 um 11:25
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Ein Stuhltest kann einfach und schnell zu Hause durchgeführt werden. Diagnostisch wird das aber leider viel zu selten genutzt. Eine entsprechende Untersuchung kann sehr viel über vorhandene, oder drohende Erkrankungen verraten und Ansätze liefern, wie Gewicht reduziert, das Immunsystem gestärkt und das Auftreten von psychischen Erkrankungen vermieden werden können. Im ersten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Untersuchungsarten.

„Alle Gesundheit beginnt im Darm“. Dieses Zitat wird Hippokrates zugesprochen. Leider ist der Darm und seine Besiedlung, das Darm-Mikrobiom, die vergangenen Jahrzehnte in der Medizin sträflich vernachlässigt worden. Nach und nach ändert sich das nun und das flächenmäßig größte Organ des Menschen gerät verstärkt in den Fokus. Immer mehr Studien beschäftigen sich mit der Darmbesiedlung und der Folge von Dysbalancen dieser im Zusammenhang mit der physischen und psychischen Gesundheit.

Wichtig ist jedoch, nicht nur die Besiedlung des Darms mit Mikroben zu untersuchen, sondern auch die Beschaffenheit und Funktion der Darmschleimhaut, der Mukosa. Bekannte und leider immer häufiger auftretende chronisch entzündliche Darmkrankheiten (CED) sind Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Der primäre Unterschied beider Erkrankungen ist der Bereich des Verdauungssystems, der betroffen sein kann. Während bei Colitis primär die Schleimhaut des Kolons, der längste Teil des Dickdarms, befallen ist, kann bei Morbus Crohn der gesamte Gastrointestinaltrakt entzündliche Geschehen aufweisen. Von der Speiseröhre, dem Magen-Darm-Bereich bis zum Anus. Gemein haben beide CED, dass es sich um entzündliche Geschehen handelt und in der Regel eine massive Dysbalance der Mikrobiombesiedlung vorliegt.

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Unterschiedliche Verfahren

Primär gibt es zwei verschiedene Arten von Stuhluntersuchungen. Die klassische Untersuchung ist das Kultivierungsverfahren. Hier wird die Stuhlprobe auf einer Petrischale ausgestrichen, auf der nun die Bakterien wachsen sollen. Im Anschluss wird analysiert, welche Bakterien sich in der Schale vermehrt haben. Über dieses Verfahren lassen sich auch wichtige Werte wie Stuhl-PH-Wert, Verdauungsrückstände, Pankreaselastase, Gallensäure und das Sekretorische IgA (SIgA) im Stuhl nachweisen. Hierbei handelt es sich zum einen um wichtige Indikatoren bezüglich der Fettverdauungsleistung und der Funktionsweise der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), sowie des Zustands des darmassoziierten Immunsystems im Bereich der Darmschleimhaut (SIgA).

Der letzte Wert lässt auch Rückschlüsse zu, wie der Zustand anderer Schleimhäute im Körper ist, wie beispielsweise die des Mundes, der Nase und der Lunge. Dies ist eine wichtige Information, denn diese Schleimhäute sind oftmals die Eintrittspforte für Viren und Erreger. Sind die Schleimhäute gesund, optimal mit Nährstoffen versorgt und die dortigen Immunzellen aktiv, schütz das vor Infektionen.

Mit dem Kultivierungsverfahren kann außerdem die Pilzbesiedlung ermittelt werden. Außerdem können mit den Werten Alpha-1-Antritryptsin, Zonulin und Calprotectin die sogenannten Leaky-Gut-Marker getestet werden. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, dass so nur Aussagekraft zu Bakterien getroffen werden kann, die aerob, also mit Sauerstoff wachsen. Denn bei der Stuhlentnahme und beim Transport kommen die Bakterien im Stuhl mit Sauerstoff in Kontakt. Viele Bakterien im Darm sterben dadurch jedoch ab, da sie im anaeroben Milieu leben.

Alternativ gibt es das Mikrobiom-Verfahren. Dieses basiert auf der Analyse der DNS der Bakterien. Dabei können nahezu alle bekannten Bakterien identifiziert und in deren Menge ermittelt werden – unabhängig davon, ob diese am aeroben, oder anaeroben Milieu leben. Ein weiterer Vorteil ist, dass für dieses Verfahren nur eine sehr kleine Stuhlprobe notwendig ist. Beim Kultivierungsverfahren muss das Probenbehältnis zur Hälfte gefüllt werden. Da kommen einige Gramm zusammen.

Ist die Probe beim Mikrobiom-Verfahren im Labor angekommen, wird die DNS mit einer Hochdurchsatz-Sequenzierung extrahiert. Die so gewonnenen Gene werden anschließend digital mit den bekannten Bakterien-Genen verglichen. Auf diese Weise entsteht ein individuelles Mikrobiota-Profil. Die Nachteile dieses Verfahrens sind, dass nur die bakterielle Besiedlung ermittelt werden kann. Pilz, Verdauungsrückstände, Leaky-Gut-Werte und vieles mehr, welche Bestandteil einer umfangreichen Stuhlprobe im Rahmen eines Kultivierungsverfahrens sein können, bleiben unberücksichtigt. Jedoch spielen diese Werte für die Beurteilung des Gesundheitszustandes eine große Rolle.

Idealerweise beide Verfahren kombinieren

Im Idealfall werden deshalb beide Verfahren einfach innerhalb einer Stuhlprobe miteinander kombiniert. Diese Vorgehensweise nutzt auch der Autor. Zumindest beim ersten Test seiner Kunden. Im Anschluss gilt es, unter Berücksichtigung der individuellen Situation, das Ergebnis der Stuhluntersuchung individuell auszuwerten.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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