Studenten beim Lernen: Insurtechs richten sich mit ihren Produkten vor allem an die jüngeren Generationen. © Pixabay
  • Von Juliana Demski
  • 11.02.2020 um 14:54
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Immer mehr Komposit-Insurtechs sprießen aus dem Boden – und machen den etablierten Versicherern Geschäft streitig. Welche Stärken zeigen die Start-ups dabei – und welche Schwächen? Das Analysehaus Franke und Bornberg hat einige Anbieter untersucht.

Vor allem in der Kompositbranche sind Insurtechs erfolgreich. Ihre Zielgruppe: junge Leute, die eigentlich keine Lust auf Versicherungen und Papierkram haben. Aber darunter leidet auch die Qualität, wie eine Untersuchung des Analysehauses Franke und Bornberg zeigt. „Die Produkte mancher Insurtechs fallen schlichtweg in der Qualitätsprüfung durch“, heißt es dort. Geprüft haben die Analysten die Angebote von Adam Riese, Getsafe, Helden.de, Lemonade, Neodigital und One.

Die neuen Start-ups fügen laut den Analysten – anders als ihre etablierten Mitwettbewerber – nicht stetig neue Leistungen zu ihrem Katalog hinzu. Gerade in der Privathaftpflichtversicherung fehlten so häufig etablierte Standards wie:

  • Das Halten von Kleintieren
  • Das Hüten von Hunden und Pferden
  • Mietsachschäden am Inventar von Reiseunterkünften
  • Vermögensschäden
  • Vorsorgeversicherungen

Die Devise der Insurtechs: smart, einfach, verständlich. Alles soll anders sein als bei klassischen Versicherern. Die reduzierten Leistungen rechtfertigen sie laut Franke und Bornberg damit, dass so Anträge und Schadenfälle schneller bearbeitet werden können. „Doch ganz so einfach ist es leider nicht“, urteilen die Analysten. „Durch verständliche Sprache und schlanke Abschlussprozesse kann Verbrauchern eine reduzierte Produktqualität schnell aus dem Blick geraten.

Zudem könnten durch geringe Limits das Kundenvertrauen in die Privathaftpflicht oder Versicherungsschutz im Allgemeinen leiden. „Daher setzen auch längst nicht alle neuen Anbieter auf diese Ausdünnungs-Strategie, sondern setzen auf unkomplizierte Abwicklung plus Qualität, wie man am Beispiel von Helden.de sieht“, so die Experten.

So schnitten die Versicherer ab:
  • Adam Riese (67,2 Prozent des Qualitätsstandards von Franke und Bornberg erfüllt)
  • Getsafe (66,4 Prozent)
  • One (45,6 Prozent)
  • Neodigital (41,3 Prozent)
  • Lemonade (17,9 Prozent)
Die meisten Anbieter böten aber auch eine parallele Produktlinie mit Mehrleistungen an. Diese bewerteten die Analysten wie folgt:
  • helden.de (90,2 Prozent)
  • Neodigital (87,6 Prozent)
  • Adam Riese (86,5 Prozent)
  • One (80,4 Prozent)
  • Getsafe (77,5 Prozent)

„Unkomplizierte Schadenabwicklung ist sicher ein Wert für sich, aber Verbrauchern muss vorher klar sein, wenn der Preis dafür Einbußen in der Leistungserstattung ist“, schlussfolgert Franke und Bornberg. Dennoch hätten Insurtechs ein „unerschöpfliches Potenzial für disruptive Ideen in der Privathaftpflicht“ – und klassische Anbieter bekämen das zu spüren.

„Wenn Produktentwicklung nur auf Verbesserung von Qualität und Leistung abzielt, entsteht ein Vakuum. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist die Qualität so hoch, dass ein Produkt für zu wenige Kunden erschwinglich ist – das Beispiel Berufsunfähigkeit lässt grüßen.“ Für die Zukunft der Branche bedeute das: „Der Kampf um Kunden nimmt gerade erst richtig an Fahrt auf“, so die Analysten.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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