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  • Von Redaktion
  • 02.07.2013 um 12:00
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Im Rahmen einer Interviewreihe befragt Pfefferminzia die Chefs der wichtigsten Maklerpools. Karsten Dümmler, Vorstand von Netfonds, über Regulierung, Markttrends, Produktneuerungen sowie Strategie und Positionierung des Pools.

Das Interview führte Oliver Lepold

Pfefferminzia: Stichworte Konsolidierung, kritische Größe, Nischenpools – wie sehen Sie die Poollandschaft in Deutschland in fünf Jahren?

Karsten Dümmler: Wir gehen davon aus, dass die Poollandschaft der unabhängigen Pools im Wesentlichen von drei bis fünf Marktteilnehmern geprägt sein wird, die einen Großteil der Berater betreuen und deren Bestände verwalten. Dies zeigt auch bereits die Entwicklung der letzten Jahre. Platz für spezialisierte Nischenanbieter wird es weiter geben, ebenso wie Pools von Versicherungsgesellschaften, die aber mehr Ventillösung für eigene Organisationen sind.

Pfefferminzia: Wo sehen Sie ihr Alleinstellungsmerkmal?

Dümmler: Bezüglich der Serviceleistungen für den Berater ist unser Alleinstellungsmerkmal ohne Frage die Qualität und die Anzahl unserer Mitarbeiter. Unsere Partner erhalten in allen Sparten und zu allen Themen immer eine individuelle und sehr kompetente Beratung und Unterstützung. Aus unternehmerischer Sicht sind wir durch die Einbindung des Maklerpools innerhalb der Netfonds Gruppe ideal aufgestellt. Sei es durch unser Know-how aus dem Haftungsdach, unsere eigenen Vermögensverwaltungen oder unser Geschäftsmodell für Mehrfachagenten – die aus dem Netzwerk resultierenden Stärken bieten uns die nötige Flexibilität, Finanzkraft und Kompetenz schnell und proaktiv auf Marktänderungen zu reagieren. Davon profitieren unsere Berater ebenso wie wir.

Pfefferminzia: Wo würden Sie aus Sicht des Pools die Regulierungsmaßnahmen von Berlin und Brüssel anders handhaben?

Dümmler: Regulierungen benachteiligen derzeit oft das schwächste Glied in der Kette, den Makler und kleinen Vermögensverwalter. Leider ist in der Regel auch nicht die Produktqualität Ziel der Bemühungen, sondern lediglich die Einhaltung von Formalismen. Die Gesetze sollten verstärkt alle beteiligten Instanzen berücksichtigen und Verbindlichkeiten schaffen, die organisatorisch und wirtschaftlich tragbar sind. Produktinitiatoren müssen klare Regeln und Vorgaben hinsichtlich der Transparenz und Nachvollziehbarkeit erfüllen.

Pfefferminzia: Das heißt konkret?

Dümmler: Kontrollinstanzen wie die Bafin müssen eine verbindliche Kontrolle der geprüften Produkte durchführen, die auch nach Freigabe für den Markt eine Mithaftung bedeuten kann. Hier muss Verantwortung verbindlich zugewiesen werden. Vertriebe müssen Produkte kritisch begutachten und sollten durch klar regulierte Vergütungsmodelle nicht in die Verlegenheit gebracht werden, profitorientiert zu beraten und zu vermitteln. Sachkunde ist die richtige Grundlage für gute Beratung und wird somit zu Recht eingefordert. Weiterbildungen sollten, vergleichbar mit Zertifizierungsverpflichtungen bei Ärzten auch in unsere Branche umgesetzt werden. Aktuelle Festlegungen, beispielsweise zur SEPA benötigen realistische Lösungsvorschläge, denn es grenzt an Wahnsinn ein Land wie Deutschland, welches in einer Vielzahl von Abwicklungsprozessen an Lastschriftverfahren gekoppelt ist, so kurzfristig und rigoros umzustrukturieren.

Pfefferminzia: Welche Rolle spielt die viel diskutierte Unabhängigkeit eines Pools? Wie stehen Sie zu Beteiligungen von Produktgebern?

Dümmler: Wir garantieren die Zukunft der unabhängigen Beratung – diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst und sehen sie als Teil unserer Geschäftsphilosophie. Beteiligungen von Versicherern und sonstigen Produktgebern führen fast zwangsläufig zu tatsächlichen oder gefühlten Abhängigkeiten, die Einfluss auf die Umsetzung des eigenen Geschäftsmodelles nehmen. Das gilt insbesondere für Beteiligungen jenseits der 25 Prozent.

Pfefferminzia: Wie wichtig sind ein vom Pool gestelltes Haftungsdach und dessen Ausgestaltung für die Makler?

Dümmler: Mit der NFS Netfonds Financial Service GmbH führen wir unser eigenes, sehr erfolgreiches Haftungsdach. Wir und somit auch unsere Berater des Maklerpools profitieren aus den Erfahrungen mit einem KWG-lizensierten Unternehmen und den damit verbundenen Auflagen. Neue Beratungsdokumentationsrichtlinien sowie die Archivierung der Beratungsprozesse sind für viele Maklerpools ohne Haftungsdach Neuland, für uns jedoch bereits lang gelebte Praxis. Das Haftungsdach sehen wir ganz klar als Heimat für Investmentprofis, die hohe Kompetenz in der Beratung von Finanzmarktprodukten aufweisen. Im Rahmen der Regulierung nach Paragraf 34f sehen wir die NFS keinesfalls als Anlaufstation für Berater, die auf die Sachkunde verzichten möchten.

Pfefferminzia: Welche Neuerungen bei Produkten und Service planen Sie für die angeschlossenen Makler in diesem Jahr?

Dümmler: Im Produktbereich fokussieren wir derzeit vermögensverwaltende Strategien oder die Möglichkeit des Vermögensverwaltungs-Advisory. Gemeinsam mit unserem Vermögensverwalter, der HHVM Hamburger Vermögen GmbH, haben wir zwei eigene „Top Manager“- Strategien – den „Vermögensplan Sicherheit“ und  den „Vermögensplan Wachstum“ aufgelegt, die ein attraktives Angebot für unsere Berater und deren Kunden darstellen. Unsere Berater können Ihren Kunden sehr flexible und hervorragend überwachte Anlagemodelle anbieten, die zudem für den Berater schlanke und sichere Beratungsprozesse bieten sowie dauerhafte Beratungsbestände aufbauen. Wir bieten unseren Beratern mit „Single Sign on“ einen idealen, einfachen Zugang zu fast allen externen Vergleichsportalen und Softwaresystemen. Die Einführung der digitalen Unterschrift prüfen wir derzeit, hier sind aber zukünftige Entwicklungen hinsichtlich des Umgangs mit Lastschriftverfahren (SEPA-Änderungen) entscheidend für den Sinn oder Unsinn dieser Technik.

Pfefferminzia: Was werden die Produktrenner in diesem Jahr sein?

Dümmler: Basierend auf der Grundlage der rechtssicheren Beratung entsteht ein neuer Trend in Richtung der standardisierten und individuellen Vermögensverwaltung. Unsere standardisierte Vermögensverwaltung „Top-Manager“ wird durch ein „Rund-um-sorglos-Paket“ gerne vermittelt. Zeitersparnis bei weiterhin gut laufenden Erträgen sowie eine für den Kunden ideal geführte Anlage sind hier Beweggründe. Darüber hinaus steigt auch die Nachfrage nach Aktienfonds dank der positiven Marktstimmung und niedrigen Zinsen deutlich an. Vor allem die Anlageformen Europa und Emerging Markets erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit, auch wenn die Absatzzahlen im Vergleich zu den vermögensverwaltenden Fonds noch überschaubar bleiben. Bei einem anhaltenden Aktienboom dürfte sich auch das Kundenvertrauen wieder festigen und die hohe Nachfrage in steigende Absatzzahlen übergehen.

Pfefferminzia: Ist Ihrer Ansicht nach der Vertrieb von geschlossenen Fonds tot?

Dümmler: Nein! Im Zuge der jüngsten Marktverunsicherungen durch kriminelle Machenschaften eines Anbieters konnten wir eine weiter zunehmende Nachfrage für klar strukturierte und transparente Produkte erkennen. Fonds mit komplexeren Strukturen, seien sie auch nur steuerlichen Optimierungen geschuldet, sind in diesen Zeiten anachronistisch. Auf Jahressicht verzeichnet unser Haus konstant bleibende Umsatzvolumen, allerdings gibt es Verschiebungen in den Assetklassen. Gewinner sind aus oben genannten Gründen die Direktinvestments, zum Beispiel Container, und Private Placements.

Pfefferminzia: Und wer sind die Verlierer?

Dümmler: Komplexere Dachfonds. Hier sind auch plausibel geprüfte und wirklich gut durchdachte Angebote zurzeit sehr schwer zu platzieren. Trotz der guten Argumente, wie zum Beispiel der professionell gemanagte Diversifikationsansatz, gehen die Zweifel in Richtung Management, Kostenstrukturen und potenziellen Interessenskonflikten. Der Umsatz im Bereich Schiffsbeteiligungen ist nach wie vor zu vernachlässigen und wir sehen hier mittelfristig kein Licht am Ende des Tunnels, zumal die notleidenden Kommanditgesellschaften vor allem in den kommenden Monaten vor schweren Herausforderungen stehen werden. Das Fahrwasser will sich einfach nicht beruhigen.

Pfefferminzia: Wie ist Ihr Ausblick in diesem Segment?

Dümmler: Beteiligungen mit großer Transparenz und schlanken Strukturen werden auch zukünftig steigende Nachfrage erfahren. Fakt ist, dass die politisch erzwungene steigende Geldmenge den Anlagedruck nicht nur auf institutioneller, sondern auch auf privater Ebene erhöht hat. Das aktuelle Zinsniveau, sowie der Sachwertcharakter werden den Alternativen Investments Rückenwind geben.

Pfefferminzia: Brauchen die Maklerpools eine eigene Lobby, so etwas wie einen Dachpool?

Dümmler: Ohne Zweifel ist die Bedeutung der Maklerpools innerhalb der Branche sehr groß geworden, daher wäre es nur ratsam deren Entscheider mit in Regulierungsprozesse einzubeziehen. Eine Art Dachverband für Pools könnte hilfreich sein und wäre durchaus auch denkbar, da es viele Themen gibt, bei denen die Anbieter letztendlich identische Meinungen vertreten oder Standard-Lösungen erarbeiten, die keine Wettbewerbsvorteile- oder Nachteile mit sich bringen. In puncto Medienarbeit, bei der man die Funktion und Position der Pools innerhalb der Branche gewichtet und zudem dem Verbraucher erklärt, könnte ein Dachverband ebenfalls nützliche Arbeit leisten. Pools finden abseits der Branchenfachmedien, also in FAZ, Focus, Handelsblatt etc. definitiv zu wenig Beachtung.

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