Mann beim Betanken seines Autos: Die „erhöhte Inflationsdynamik“ schlägt den Versicherern laut Branchenverband GDV gehörig auf die Stimmung. © picture alliance / Goldmann | Goldmann
  • Von Lorenz Klein
  • 17.06.2022 um 13:14
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Die Geschäftserwartungen der Versicherungswirtschaft sind infolge des Kriegsausbruchs deutlich gesunken. Vor allem die Lebensversicherer blicken sorgenvoller in die Zukunft. Das berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Basis des aktuellen Ifo-Konjunkturtest.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine schlägt der deutschen Versicherungswirtschaft auf die Stimmung: Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate haben sich laut einer im April und Mai 2022 durchgeführten Branchen-Umfrage deutlich eingetrübt.

Wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag auf Basis der Umfrage mitteilte, sackte der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen um insgesamt 9,6 Punkte auf zuletzt 11,2 Punkte ab. „Damit lag der Wert für die Erwartungshaltung unter dem langjährigen Schnitt von 14,0 Punkten“, schreiben die Autoren des „Ifo-Konjunkturtest Versicherungswirtschaft Frühjahr 2022“ (Download hier).

Der Geschäftsklimaindex, der den Mittelwert aus dem Geschäftserwartungen-Index und dem gegenwärtigen Geschäftslagen-Index bildet, sank demnach um 6,5 Punkte gegenüber dem Vorquartal auf 4,4 Punkte. „Das erste Stimmungsbarometer nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine belegt die gestiegene Unsicherheit in der Versicherungswirtschaft“, heißt es zusammenfassend im Ifo-Bericht. Beispielsweise sorgten sich die Versicherer wieder vermehrt darüber, dass sich die schon vorher bestehenden Engpässe in den Lieferketten nicht so schnell entzerren lassen. Zugleich dämpfe die – auch infolge des Krieges – stark gestiegene Inflation die Stimmung in der Assekuranz.

Ifo-Konjunkturtest Q2/2022: Versicherungswirtschaft insgesamt
Aktueller WertDifferenz zum Vorquartallangfristiger Mittelwert
Geschäftsklima4,4-6,514,0
Geschäftslage-2,7-3,714,3
Geschäftserwartungen11,6-9,614,0
Quelle: Ifo-Institut, eigene Berechnungen des GDV
Sorgenvolle Lebensversicherer – Hoffnung ruht auf Fondspolicen

Vor allem die Lebensversicherer blicken laut Ifo-Konjunkturtest sorgenvoller in die Zukunft. Ihre Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate brachen noch deutlicher ein als die des gesamten Sektors – von 12,3 Punkten im ersten Quartal 2021 auf nur noch 1,3.

„Eine hohe Inflation bedeutet, dass die privaten Haushalte ihr Geld zurückhalten und eher bei vermeintlich verzichtbaren Dingen wie der Altersvorsorge sparen“, liefern die Autoren eine Begründung für die mauen Aussichten der Lebensversicherer. Das Geschäftsklima der Lebensversicherer brach im Zuge dieser deutlich verschlechterten Erwartungshaltung im

Frühjahr von zuvor 13,2 auf 5,2 spürbar ein. Eine Ausnahme bildet hier der Teil-Geschäftsklimaindex zur fondsgebundenen Lebensversicherung. Dieser beträgt in der aktuellen Umfrage bei 58,8 – ein Plus von 8,8 Punkten gegenüber dem ersten Quartal 2021.

PKV schlägt sich wacker

Ein vergleichsweise hohes Geschäftsklima konnten die Autoren hingegen in der privaten Krankenversicherung (PKV) feststellen – hier lag der Wert bei 20,4 nach zuvor 19,4 im ersten Quartal des Vorjahres. Gleichwohl stellt sich die Erwartungshaltung für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten eher verhalten dar: Diese legte zwar laut der Autoren leicht zu, verblieb aber im Vergleich zur aktuellen Lage auf deutlich niedrigerem Niveau.

Komposit: Heute pfui, morgen hui?

Die Schaden- und Unfallversicherung indes verweilt trotz leichter Verbesserungen weiterhin im Stimmungstief mit einem Geschäftsklima von minus 3,0 (Vorjahr: minus 4,9). „Die verhaltenen Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage bei den Kompositversicherern können unter anderem auf die hohen Schadenereignisse des vergangenen Jahres zurückgeführt werden“, so die Erklärung der Autoren.

Für die Zukunft ist jedoch der Optimismus bei den Schaden-Unfall-Versicherern sehr hoch. Knapp ein Drittel der Unternehmen (32 Prozent) erwartet eine Verbesserung der Rahmenbedingen in den kommenden sechs Monaten. Dies hat vor allem damit zu tun, dass die Führungskräfte weniger Schäden erwarten als 2021, das von der Juli-Flut geprägt war.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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