Ute Thoma ist Leiterin im Produkt- und Marktsegment der betrieblichen Altersvorsorge bei der Bayerischen. © Die Bayerische
  • Von Karen Schmidt
  • 17.04.2024 um 08:31
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Frauen haben in der Regel weniger Altersrente als Männer. Das liegt auch daran, dass das Bewusstsein für wichtige Mechanismen fehlt. Etwa, welche Folgen es haben kann, wenn frau ihren Altersvorsorgevertrag beitragsfrei stellt. Wir sprachen für Biomex.TV darüber mit Ute Thoma, Leiterin im Produkt- und Marktsegment der betrieblichen Altersvorsorge bei der Bayerischen.

+++ Hintergrund: Biomex.TV ist ein Gemeinschaftsprojekt von Pfefferminzia und dem Biometrie Expertenservice. Vier Mal im Jahr drehen wir eine TV-Sendung zu aktuellen Trends in der biometrischen Absicherung. Auf www.biomex.tv gibt es außerdem News, Interviews und andere Beiträge zum Thema. Dieses Interview haben wir für die neunte Sendung zum Thema “Gender Pension Gap” geführt. Dies ist ein Auszug des Interviews, in Gänze können Sie es hier lesen. +++

Biomex.TV: Frau Thoma, ich denke, wir sind uns einig, dass es keine besonderen Produkte für Frauen in der Altersversorge bedarf. Aber wie sieht es denn mit der Beratung aus? Braucht es da eine spezielle Beratung für Frauen?

Ute Thoma: Es braucht überhaupt erst mal eine Beratung. Wenn wir uns die Altersversorgung von Frauen anschauen, ist das Niveau in allen drei Schichten, nicht nur in der gesetzlichen Rente, unterhalb der des Mannes. Der sogenannte Gender Pension Gap liegt zwischen 30 und 40 Prozent, je nachdem ob man Hinterbliebenenrenten mit einrechnet oder nicht. Das setzt sich in der betrieblichen Altersversorgung und der privaten Altersvorsorge fort. Zudem arbeiten viele Frauen in Teilzeit, die Versorgungslücke ist hier noch mal wesentlich größer als bei Männern. Das heißt, Beratung tut Not.

Wie unterscheidet sich die Beratung der Damen von der für männliche Kundschaft? 

Thoma: Die Beratung unterscheidet sich grundsätzlich nicht. Es gibt aber gewisse Lebenssituationen, in der die Beratung von Frauen anders erfolgen muss. Beispielsweise, wenn sie jung Mutter werden. Das sind Grenzsituationen. Frauen sind dann auf den Tag fokussiert. Strategisch langfristige Planungen sind aktuell gar nicht ihr Thema. Sie bekommen teils drei, vier Jahre nicht viel Schlaf, versuchen den Tag zu überstehen. Insofern ist eine empathische Begleitung der Frau hier erforderlich.

Wenn Frauen Kinder bekommen, werden die Beiträge von Altersvorsorgeverträgen oft beitragsfrei gestellt. Bei Vätern laufen die Verträge in der Regel weiter. Wie können Berater dieses Ungleichgewicht verhindern?

Thoma: Hier sollte man möglichst mit dem Paar ins Gespräch kommen und über die Folgen informieren. Einer Frau, die drei Jahre in Elternzeit geht und vorher 200 Euro monatlich in eine bAV eingezahlt ist, fehlen 7.200 Euro. Durch den Zinseszinseffekt kann sich das in den nächsten 30 Jahren auf 40.000 Euro summieren. Zeigt die Beraterin oder der Berater das auf, ist oft die Bereitschaft da, die Beiträge privat weiter aus dem Familieneinkommen zu zahlen. Deshalb ist es sinnvoll, das Gespräch mit dem Paar gemeinsam zu führen.

Wenn man zum Thema Gender Pension Gap berät, gibt es da das große Erwachen und ungläubige Staunen?

Thoma: Ich stelle sowohl bei männlichen Beratern als auch bei männlichen Kunden tatsächlich oft Erstaunen und Betroffenheit fest. Es ist ihnen oft nicht bewusst, welche Konsequenzen es für die Altersvorsorge der Frau hat, wenn Kinder geboren werden und vor allem die Mutter sich um den Nachwuchs kümmert. Die Frau arbeitet ja trotzdem den ganzen Tag, genau wie ihr Mann. Nur es ist eben unbezahlte Sorge-Arbeit, die nicht sozialversicherungspflichtig ist und auch zu keinem Alterseinkommen führt.

>> Das komplette Interview finden Sie hier

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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