Clemens Fuest ist neuer Chef des Münchner Ifo-Instituts. © dpa/picture alliance
  • Von Redaktion
  • 14.05.2016 um 13:43
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Altersvorsorge muss zur Pflicht in Deutschland werden, meint der neue Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Der Ökonom spricht sich für obligatorische Privat- und Betriebsrenten aus und warnt vor den Plänen mancher Politiker, das Rentenniveau anzuheben.

Derzeit sei das Thema Altersarmut zwar noch eine Ausnahme in Deutschland, das könne sich aber ändern, wenn die Leistungen der gesetzlichen Rente immer weniger würden, sagt Clemens Fuest, Chef des Ifo-Instituts, in einem Interview mit der Rheinischen Post. Gerade Leute mit sehr niedrigen Löhnen, mit unterbrochenen Erwerbsbiografien und die vielen kleinen Selbstständigen gehörten zu den Problemgruppen.

Fuest plädiert daher dazu, eine Altersvorsorge-Pflicht einzuführen. „Es sollte eine Pflicht für jedermann geben nachzuweisen, dass er für das Alter vorsorgt.“ Wenn sich die Politik dazu nicht durchringen könnte, sollte man sich für Opt-Out-Regeln entscheiden. „Zumindest abhängig Beschäftigte sollten automatisch eine betriebliche Altersrente aufbauen. Sie müssen selbst aktiv widersprechen, wenn sie das nicht wollen. Erfahrungsgemäß machen die meisten Leute dann mit“, so Fuest. Auch Selbständige sollten aber verpflichtet sein nachzuweisen, dass sie vorsorgen.

Vor einer Anhebung des gesetzlichen Rentenniveaus warnt der Wirtschaftswissenschaftler. „Das würde die jungen Generationen stark belasten. Wir haben ja nicht aus Jux und Dollerei die Leistungen reduziert, sondern weil die Zahl der Rentner wächst und die der Beitragszahler sinkt.“

Höheres Rentenalter ist unfair

Wer solche Vorschläge mache müsste auch gleich erkläre, wie er das finanzieren will. Höhere Beiträge? Höhere Steuern? Fuest bleibt dabei: „Die Rentenreformen waren wegen der demografischen Entwicklung notwendig. Nach 2030 wird das Rentenniveau weiter absinken müssen.“

Und wie sieht es mit den Renteneintrittsalter aus? „Das wird ein Element sein, aber es wäre unfair, die nötige Absenkung der Leistungen allein durch ein späteres Rentenalter umzusetzen. Menschen, die gesundheitlich belastende Berufe ausüben und deshalb eine kürzere Lebenserwartung haben, werden durch eine Anhebung der Lebensarbeitszeit stärker getroffen als Menschen mit höherer Lebenserwartung“, sagt Fuest. Eine Senkung des Rentenniveaus bringe da eine gleichmäßigere Lastenverteilung.

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