Vermittlerinnen und Vermittler sollten die Kraft der Daten für die Beratung ihrer Firmenkunden nutzen. © Biancoblue/Freepik.com
  • Von Karen Schmidt
  • 26.07.2022 um 12:35
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Gewerbekunden von heute sind digital affin und erwarten bei Versicherungen den Komfort, den sie auch sonst von Online-Diensten kennen. Vermittler, die diesen Wunsch erkennen und mit digitalen Tools arbeiten, können hier punkten.

Bei so fast allem, was wir heutzutage tun, hinterlassen wir Daten: beim Einkaufen, beim Surfen, beim Textnachrichten schreiben & Co. Marktforscher erwarten daher, dass die globale Datenmenge bis zum Jahr 2025 auf 163 Zettabyte wachsen wird. Das ist eine 163 mit 21 Nullen dran. Moment, wir schreiben das mal aus: 163000000000000000000000. Um das in einen Kontext zu bringen: Mit dieser Datenmenge könnte man den gesamten Netflix-Katalog 489 Millionen Mal schauen. Oder 40 Billionen DVDs brennen. Beeindruckend, nicht wahr?

Eigentlich liegt es nahe, dieses Potenzial unternehmerisch zu nutzen. Doch schon bei einzelnen Betrieben ist die Datenflut so unübersichtlich, dass es unmöglich scheint, daraus die richtigen Schlüsse für Geschäftsentscheidungen zu ziehen. Hier setzt die Datenanalyse an – oder wie es auf Neudeutsch heißt: Data Analytics. Darunter versteht man das Sichten, Strukturieren, die Interpretation und Auswertung digitaler Rohdaten. Ziel ist es, Kundenwünsche zu erkennen, künftige Entwicklungen vorherzusehen und sich unternehmerisch darauf einzustellen.

Amazon setzt den Standard

Dieser Trend verwundert nicht. Denn viele Kunden, insbesondere auch Gewerbekunden, sind heute digital affin und erwarten etwa bei einem Versicherungsabschluss jenen Komfort, den sie auch aus ihrem privaten Alltag bei klassischen Online-Diensten wie Amazon kennen. Und nur die Versicherer werden in der Lage sein, die steigenden Kundenerwartungen an Komfort, individuelle Beratung und dynamische Preisgestaltung zu erfüllen, die mit Echtzeit-Datenquellen wie Telematik, Wearables und Social-Media-Daten umzugehen wissen.

Das zumindest legt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Capgemini nahe, für die Marktforscher 510 Führungskräfte aus 204 großen Versicherungsunternehmen in 13 Ländern befragten. Als „Insurance Data Masters“ bezeichnen die Studienautoren diese Daten-Vorreiter. Und die können sich dank ihres Vorsprungs letztendlich über gestiegene Prämieneinnahmen, eine verbesserte Schaden-Kosten-Quote und höhere Kundenzufriedenheit freuen (siehe die Grafiken auf dieser Seite).

„Klassische Versicherer müssen zunehmend mit Konkurrenz von Insurtechs, Big Techs und Herstellern rechnen“, fasst Joachim Rawolle, IT-Experte für Banken und Versicherungen bei Capgemini, die Herausforderung der Branche zusammen. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen sie einen datenbasierten Ansatz, der ihnen hilft, Marktanteile zu halten, Schlüsselkennzahlen zu verbessern und präzise Risikoanalysen zu erstellen.“

Ein solches Insurtech ist zum Beispiel der Digitalversicherer Andsafe. Vor drei Jahren ist die 100-prozentige Tochter der Provinzial an den Markt gegangen. Erstes Produkt war eine Betriebshaftpflicht für Kleinbetriebe. Inzwischen hat der Digitalversicherer acht Tarife am Markt. Die beachtliche Geschwindigkeit beim Produkte bauen – die ­durchschnittliche Zeit, bis ein Andsafe-Produkt auf den Markt kommt, beträgt vier Monate – liegt dabei auch an der technischen Wendigkeit und den eingesetzten interdisziplinären Teams.

Bei Mischbetrieben zählt der Umsatz

Den technischen Vorsprung macht sich Andsafe aber beispielsweise auch noch an einer anderen Stelle zunutze: Viele Unternehmen sind heutzutage als sogenannte Mischbetriebe am Markt tätig. Beispiele dafür sind etwa der Trockenbauer, der zusätzlich Malerarbeiten anbietet, oder die Friseurin, die noch einen Onlineshop betreibt. Es ist für den Kunden und damit für den Makler daher beim Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung nicht immer leicht zu erkennen, welche Hauptbetriebsart vorliegt. Insbesondere, wenn mal der eine Job überwiegt und mal der andere.

Bei Andsafe erfolgt die Absicherung von Mischbetrieben nach der umsatzstärksten Betriebsart des Kunden – alle sonstigen, branchenüblichen Betriebsarten sind automatisch mitversichert. Bei vielen anderen Versicherern müssten Kunden dagegen entsprechende Erweiterungen zu einem höheren Beitrag abschließen.

Dass der Digitalversicherer so etwas anbieten kann, liegt eben auch an der Technik. „Wir verfügen über ein tagesaktuelles Controlling. Sollten wir also feststellen, dass unser Ansatz mit dieser vereinfachten Risikoeinstufung nicht mehr funktionieren sollte, können wir sofort gegensteuern“, erklärt René Werner, Leiter Produktmanagement und Vertriebskooperationen bei Andsafe, den Vorteil.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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