Magen- und Darmprobleme beieinflussen auch die seelische Gesundheit eines Menschen. © Copyright: Panthermedia
  • Von Joachim Haid
  • 29.10.2019 um 09:36
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Im dritten und letzten Teil dieser Reihe begeben wir uns an einen dunklen, geheimnisvollen Ort, der in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erhalten hat: den Darm. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Darm und Gehirn und was hat das alles mit unserem Immunsystem zu tun?

Im Folgenden ein paar Beispiele: Viele Menschen tragen das Varizella Zoster Virus in sich. Das ist jener Virus, der Windpocken auslöst. Nach durchlebter Erkrankung versteckt sich dieses Virus im Nervensystem. Wird es im Alter reaktiviert, beispielsweise aufgrund eines geschwächten Immunsystems, kann es Gürtelrose auslösen. Dieses Virus kann sich jedoch auch in Darmnervenzellen verbergen. In diesem Fall kann das Virus nach Reaktivierung eine Verstopfung fördern. Wenn Sie also einmal nicht erklärbare Probleme beim Stuhlgang haben und als Kind an Windpocken erkrankt waren, lassen Sie Ihren Arzt einmal prüfen, ob dieses Virus wieder aktiv ist, bevor Ihnen Abführmittel verschrieben werden.

Als klassische entzündliche Darmerkrankungen sind Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn bekannt. Werden viel frittierte Fette verzehrt, kann dies zu einer Entzündung der Darmausstülpungen, der Divertikel, führen, dann liegt eine sogenannte Divertikulitis vor. Einer der Gründe hierfür ist, dass diese frittierten Fette nicht richtig abgebaut werden können.

Immer häufiger entdecken und vermuten Neurologen, dass klassische Erkrankungen des Gehirns ihren Ursprung im Darm haben können. Hier seien Depressionen, bipolare Störungen, Schizophrenie, Autismus, Parkinson und Alzheimer genannt. Deshalb arbeiten Neurologen immer häufiger mit Gastroenterologen zusammen. Gerade bei Alzheimer gibt es einen Zusammenhang mit einer nicht artgerechten Ernährung und stillen Entzündungen über Jahrzehnte hinweg. Deshalb wird diese Erkrankung auch als eine Art von Diabetes bezeichnet. Auffallend häufig leiden Parkinson- und Alzheimer-Patienten an Verstopfungen. Wieder ein Hinweis auf den Zusammenhang zwischen Kopf- und Bauchhirn.

Leaky Gut – der löchrige Darm

Viele Menschen leiden, ohne es zu wissen, an einer geschwächten Darmbarriere. Zellen der Darmschleimhaut, die Enterozyten, werden durch eine Art von Schleuse abgedichtet, den Tight Junctions. Diese sorgen dafür, dass nur solche Stoffe die Darmschleimhaut passieren und in den Blutkreislauf eintreten können, die dort auch hin sollen. Beispielsweise Vitamine.

Bestimmte Umstände können nun dazu führen, dass diese Schleusen längerfristig geöffnet sind. Wer ständig unter Stress leidet, schüttet viel Cortisol, das Stresshormon, aus. Kurzfristig war das bei Gefahr evolutionär sinnvoll. Steht man jedoch unter Dauerstress, können die Tight Junctions durchgehend geöffnet sein und nun Erreger und unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf gelangen. Das alarmiert das Immunsystem und beschäftigt es ständig. Langfristig kann dies zu Müdigkeit, vernebeltem Gehirn (foggy brain), Erschöpfungszuständen, höherer Infektanfälligkeit, stillen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen führen.

Auch Gluten kann so in Gelenke eindringen und Rheuma auslösen. In diesem Fall müssen nicht zwangsläufig erhöhte Entzündungswerte im Blut vorhanden sein. Leiden Sie also unter Rheuma und der Arzt ist aufgrund mangelnder Entzündungswerte im Blut etwas ratlos, dann lassen Sie Ihren Darm einmal auf leaky gut testen. Das geht beispielsweise mit einer Stuhlanalyse, bei der die Werte von Alpha-1-Antitrypsin, Calprotectin und Zonulin gemessen werden.

Kommen vermehrt Antibiotika zum Einsatz, können diese die Darmbalance stören und förderliche Darmbakterien abtöten. Handelt es sich dabei um jene, welche die Darmschleimhaut mit Nährstoffen, wie dem Salz der Buttersäure, Butyrat, versorgen, so wird diese geschwächt und kann ebenfalls löchrig werden.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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