Ein Rentnerpaar macht gemeinsam Sport: Bei der Lebenserwartung hierzulande hat sich seit 2020 kaum etwas verändert. © picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON
  • Von Juliana Demski
  • 12.07.2021 um 17:15
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In den vergangenen Jahren ist die Lebenserwartung hierzulande immer weiter gestiegen – doch 2020 blieb sie nahezu unverändert. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) mitgeteilt – und macht hauptsächlich die im Zuge der Corona-Pandemie gestiegenen Todesfälle für diese Entwicklung verantwortlich.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) im Rahmen der Sterbetafel 2018/2020 berichtet, beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung neugeborener Mädchen aktuell 83,4 Jahre und für neugeborene Jungen 78,6 Jahre. Die Lebenserwartung von Neugeborenen habe sich damit im Vergleich zur vorangegangen Sterbetafel 2017/2019 nur sehr geringfügig verändert: bei Jungen ging es um 0,01 Jahre, bei Mädchen um 0,04 Jahre nach oben.

Hauptgrund für die nahezu stagnierende Entwicklung seien die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen zum Jahresende 2020 im Zuge der zweiten Welle der Corona-Pandemie, erklärt Destatis die Entwicklung. Zum Vergleich: Zuvor war die Lebenserwartung Neugeborener bei beiden Geschlechtern seit der Berechnung für die Jahre 2007/2009 jeweils um durchschnittlich 0,1 Jahre angestiegen.

Aber auch bei älteren Menschen hat sich bei den Werten im Corona-Jahr nur wenig verändert. Nach der Sterbetafel 2018/2020 beläuft sich die noch verbleibende Lebenserwartung – die sogenannte fernere Lebenserwartung – von 65-jährigen Männern wie bereits 2017/2019 auf 17,9 Jahre. Für 65-jährige Frauen ergibt sich nach wie vor eine fernere Lebenserwartung von 21,1 Jahren.

Die Lebenserwartung im Bundesländervergleich

In Baden-Württemberg werden die Menschen laut dem Destatis nach wie vor am ältesten. Neugeborene Mädchen erreichen hier im Durchschnitt ein Alter von 84,2 Jahren und Jungen ein Alter von durchschnittlich 79,9 Jahren.

Die niedrigsten Werte weisen – wie schon zuvor – Mädchen im Saarland mit 82,3 Jahren sowie Jungen in Sachsen-Anhalt mit 76,5 Jahren auf. Auffällig war hingegen die Entwicklung in Sachsen: Im Vergleich zur vorangegangen Sterbetafel 2017/2019 sei die Lebenserwartung dort im Zeitraum 2018/2020 bei beiden Geschlechtern „spürbar“ zurückgegangen, schreibt Destatis: für neugeborene Mädchen von 84,0 auf 83,8 Jahre, für neugeborene Jungen von 78,1 auf 77,8 Jahre. Einen klaren Rückgang gab es auch bei den Mädchen in Bremen von 82,8 auf 82,6 Jahre und bei den Jungen in Berlin von 78,6 auf 78,4 Jahre.

In Schleswig-Holstein und in Thüringen ist die Lebenserwartung bei den Mädchen um jeweils 0,2 Jahre gestiegen. In den meisten anderen Bundesländern haben sich laut Destatis – wie auf Bundesebene – nur sehr geringe Änderungen ergeben.

Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Lebenserwartung

Mit der Berücksichtigung des Jahres 2020 bei der Sterbetafel 2018/2020 sei auch erstmals ein Jahr in die Berechnung der Lebenserwartung eingeflossen, in dem sich die Corona-Pandemie auf das Sterbegeschehen ausgewirkt habe, führt das Statistikamt weiter aus. Für einen Vergleich der Sterblichkeit im Jahr 2020 mit derjenigen in 2019 werden Sterbeziffern herangezogen, die die Sterbefallzahlen ins Verhältnis zur Bevölkerung setzen.

Im Detail: Die Zahl der Gestorbenen je 1.000 Einwohnern ist die sogenannte allgemeine Sterbeziffer, welche Unterschiede in der Altersstruktur nicht berücksichtigt. Diese ist laut der aktuellen Auswertung bei beiden Geschlechtern angestiegen. Auch standardisierte Sterbeziffern, die Unterschiede in der Altersstruktur herausrechnen, weisen für das Jahr 2020 bei beiden Geschlechtern einen Anstieg der Sterblichkeit im Vergleich zum Vorjahr aus. Ganz besonders merklich ist die Sterblichkeit für über 75-Jährige bei beiden Geschlechtern gestiegen.

Insgesamt leben in Deutschland viele ältere Menschen – und diese Zahl wächst wegen des demografischen Wandels stetig. Aus diesem Grund wird derzeit von Jahr zu Jahr auch mit einer steigenden Zahl der Sterbefälle in Deutschland gerechnet. Von 2019 auf 2020 ist sie um etwa 46.000 Fälle gestiegen. Davon ist laut Destatis aber weniger als die Hälfte – nur etwa 20.000 Fälle – durch den höheren Anteil älterer Menschen zu erklären.

Die Entwicklung der Sterblichkeit im Jahr 2020 lasse sich deshalb „nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren“, kommentieren die Statistiker die Ergebnisse in einer Pressemitteilung. „Neben der Vermeidung von Covid-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht wurden, was sich ebenfalls auf die hier betrachteten Maßzahlen auswirkt.“

Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen könnten jedoch ebenfalls einen Effekt auf die Entwicklung der Lebenserwartung und der Sterbeziffern haben, so das Statistische Bundesamt weiter. Endgültige Ergebnisse der Todesursachenstatistik für das Jahr 2020 sollen im August 2021 vorliegen.

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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